Geldpolitische Maßnahmen prägen Bilanz der Bundesbank Höhepunkt der jährlichen Verluste ist überschritten

  • Bundesbank kann finanzielle Belastungen tragen
  • Präsident Nagel: Bilanz ist solide 

Die geldpolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre haben im Geschäftsjahr 2024 wie schon im Vorjahr den Jahresabschluss der Deutschen Bundesbank geprägt. Für das Berichtsjahr weist sie einen Bilanzverlust von 19,2 Milliarden Euro aus. Künftig dürften die zusätzlichen Verluste pro Jahr allerdings geringer ausfallen. Der Höhepunkt der jährlichen Belastungen dürfte überschritten sein, sagte Bundesbankpräsident Joachim Nagel bei der Vorstellung des Jahresabschlusses. Zugleich verringerte sich 2024 wie angestrebt die Bilanzsumme. Sie schrumpfte um rund 149 Milliarden Euro oder 5,9 Prozent auf 2.373 Milliarden Euro.

Die Bundesbank hat eine solide Bilanz, bekräftigte Nagel. Die Bewertungsreserven, insbesondere beim Gold, seien um ein Vielfaches höher als der aktuelle und die zu erwartenden Bilanzverluste. Konkret belaufen sie sich Ende 2024 auf 267 Milliarden Euro. Ihre Verluste wird die Bundesbank in den nächsten Jahren vortragen und mit künftigen Gewinnen wieder ausgleichen. Die Bundesbank ist uneingeschränkt handlungsfähig, erklärte Nagel.

Deutsche Wirtschaft leidet unter hartnäckiger Stagnation

Mit Blick auf die deutsche Wirtschaft verwies der Bundesbankpräsident auf eine hartnäckige Stagnation, während viele andere Volkswirtschaften wachsen würden. Hierbei spielten strukturelle Probleme eine wesentliche Rolle. Hohe Energiepreise, die grüne Transformation und der demografische Wandel setzten gerade die exportorientierte Industrie unter großen Druck, so Nagel. Viele Unternehmen beklagten zudem eine hohe Abgabenlast und eine wachsende Bürokratie. Mit Blick auf das Ergebnis der Bundestagswahl appellierte der Bundesbankpräsident an die Beteiligten in der Politik, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein: Mit einer klugen, konsistenten und verlässlichen Wirtschaftspolitik lässt sich Aufbruchstimmung erzeugen und die Bereitschaft steigern, mehr zu investieren.

Preisstabilität ist in Sichtweite, weitere EZB-Zinssenkungen möglich

Die wichtigste Aufgabe der Bundesbank ist es, Preisstabilität zu gewährleisten. Nagel sagte, dass die Inflationsrate 2024 gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) erkennbar gesunken sei. Im Jahresdurchschnitt sei sie in Deutschland auf 2,5 Prozent gefallen, nach zweistelligen Zuwachsraten Ende 2022. Noch liegt sie damit über dem mittelfristigen Zielwert von 2 Prozent. Mit einer nachhaltigen Rückkehr zur Zwei-Prozent-Marke rechnen wir in Deutschland 2026, so der Bundesbankpräsident.

Nagel betonte, der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) habe durch die beispiellose geldpolitische Wende in den Jahren 2022 und 2023 dazu beigetragen, die Inflationswelle im Euroraum zu brechen. Die aktuellen Daten deuteten darauf hin, dass die Inflation im gesamten Währungsraum bereits dieses Jahr das Zwei-Prozent-Ziel erreiche. Das würde es uns im EZB-Rat erlauben, die Leitzinsen weiter zu senken, so Nagel. Seit Juni 2024 hat der EZB-Rat den Einlagesatz bereits fünfmal herabgesetzt. Er liegt nun bei 2,75 Prozent. Insgesamt sei der Preisausblick ermutigend, erläuterte Nagel. „Preisstabilität ist in Sichtweite.“

Jährliche bilanzielle Belastungen werden sich verringern

Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Ertragslage der Bundesbank leicht verbessert. „Die geldpolitischen Maßnahmen der vergangenen Jahre wirken jedoch weiterhin nach“, erklärte Bundesbank-Vizepräsidentin Sabine Mauderer. Nach vollständiger Auflösung der verbliebenen Rücklagen von 0,7 Milliarden Euro beträgt der Bilanzverlust 19,2 Milliarden Euro. Der Nettozinsertrag als größte Komponente der Gewinn- und Verlustrechnung verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,8 Milliarden Euro, lag jedoch mit 13,1 Milliarden Euro weiterhin deutlich im Minus.

Die umfangreichen Wertpapierbestände für geldpolitische Zwecke sind verbunden mit einem Zinsänderungsrisiko: Die Kombination von langfristigen geldpolitischen Wertpapieren mit niedriger Verzinsung auf der Aktivseite und kurzfristigen, höher verzinslichen Einlagen der Kreditinstitute auf der Passivseite führt – wie schon im Vorjahr – zu erheblichen Belastungen, so Mauderer. Für 2025 erwartet sie, dass sich diese finanziellen Belastungen verringerten. Zum einen laufen niedrig verzinste Anleihen im Portfolio aus. Zum anderen sollen die Zinsaufwendungen für Einlagen der Kreditinstitute weiter sinken. Das Zinsänderungsrisiko werde kleiner, da die geldpolitischen Wertpapierbestände stärker zurückgehen dürften, betonte Mauderer.

Bilanzsumme 2024 weiter gesunken

Die Bilanzsumme der Bundesbank ist 2024 gesunken. Dafür führte Mauderer drei wesentliche Gründe an: Die Wertpapierbestände aus den geldpolitischen Ankaufprogrammen hätten abgenommen, die Forderungen aus geldpolitischen Operationen seien rückläufig gewesen und die TARGET-Forderung gegenüber der EZB sei gesunken. Korrespondierend dazu sei es auf der Passivseite zu sinkenden Einlagen aus geldpolitischen Operationen sowie geringeren Euro-Einlagen der in- und ausländischen Einleger gekommen.

Wie solide die Bilanz der Bundesbank sei, zeigten die umfangreichen Bewertungsreserven, betonte auch Mauderer. Die Bewertungsgewinne beim Gold haben sich aufgrund des gestiegenen Goldpreises erhöht, bei den Devisen sorgte ein schwächerer Euro für höhere Reserven. Die Bundesbank kann sowohl die aktuellen als auch die zu erwartenden finanziellen Belastungen tragen, sagte Vizepräsidentin Mauderer.