Operation Center TARGET2-Securities ©Nils Thies

Trigger Solution Neue Technologien zur Abwicklung DLT-basierter Finanztransaktionen in Zentralbankgeld

Der Trend zur Digitalisierung unserer gesamten Lebensbereiche ist ungebrochen. Dieses gilt auch für den Finanzsektor. Viele Marktakteure beschäftigen sich deshalb mit der Frage, wie innovative Technologien und Konzepte, etwa Distributed Ledger Technology (DLT)/Blockchain, sinnvollerweise zum Einsatz kommen können. In der Regel bedingen relevante Geschäftsfälle in der Finanzwirtschaft auch eine geldliche Verrechnungsfunktionalität, die im Einzelnen unterschiedlich ausgestaltet sein kann. Aus Sicht der Notenbanken ist unter Finanzstabilitätsgesichtspunkten von besonderer Bedeutung, dass Finanztransaktionen mit Systemrelevanz in sicherem und risikofreiem Zentralbankgeld abgewickelt werden, vornehmlich um existente Kredit-und Liquiditätsrisiken zu minimieren. 

Das Eurosystem beschäftigt sich daher seit geraumer Zeit mit der Frage, wie die Verrechnung DLT-basierter Finanzmarkttransaktionen in Zentralbankgeld aussehen könnte. Dies firmiert unter dem Stichwort „New technologies for wholesale central bank money settlement“, oder kurz ntw-CeBM settlement, also die Nutzung neuer Technologien für die Abwicklung DLT-basierter Finanzmarkttransaktionen in Zentralbankgeld. 

Am 28. April 2023 hat die EZB über eine Pressenotiz bekannt gegeben, dass das Eurosystem seine bisher vor allem konzeptionellen Überlegungen um eine praktische Erprobungsphase mit interessierten Marktteilnehmern anreichern möchte. Diese Phase soll zusätzliche praktisch fundierte Erkenntnisgewinne zu ausgewählten technischen Lösungskonzepten bringen und ist für Mai bis November 2024 angesetzt. Mit dem am 13. Dezember 2023 veröffentlichten „Call for Expression of Interest“ haben Marktteilnehmer die Möglichkeit, ihr Interesse für die Teilnahme an dieser Erprobungsphase zu bekunden. 

Trigger Solution der Deutschen Bundesbank

Die Bundesbank stellt für die Erprobungsphase ihre DLT-basierte Trigger Solution zur Verfügung, die Market DLT-Plattformen mit dem traditionellen Zahlungsverkehrssystem des Eurosystems verbindet. Auf diese Weise können auf denkbar einfache Art DLT-basierte Finanzmarkttransaktionen resultierend aus marktbetriebenen DLT-Plattformen im T2-Service der TARGET-Services in Zentralbankgeld abgewickelt werden. Konkret erfolgen die Buchungen auf den RTGS Dedicated Cash Accounts (RTGS DCAs) des T2-Services. Damit profitieren die Marktteilnehmer in vollem Umfang von den bereits existierenden effizienten und liquiditätssparenden Abwicklungsfunktionalitäten. Gleichzeitig benötigen sie keine weitere Separierung ihrer Liquidität für das DLT-Geschäft; wenngleich dies natürlich über ein dediziertes RTGS DCA möglich wäre. Die Trigger Solution basiert auf der bereits im Jahr 2021 gemeinsam mit der Deutschen Börse und der Finanzagentur entwickelten und erfolgreich getesteten initialen Trigger Solution, die im Zuge des Übergangs von TARGET2 an T2 an die neuen Rahmenbedingungen angepasst wurde.

Detaillierte Informationen zur Trigger Solution der Deutschen Bundesbank finden Sie in der Prozessbeschreibung, den Nutzeranforderungen sowie dem Onboarding Guide weiter unten auf dieser Seite. Die Deutsche Bundesbank hat ihre Trigger Solution zudem in der EZB Focus Session am 15. Dezember 2023 vorgestellt. Den Link zur Videoaufzeichnung finden Sie ebenfalls weiter unten auf dieser Seite. 

Weitere technische Spezifika zur Anbindung und Interkation mit der Trigger Solution (z. B. API File, Chaincode) sind im zugangsgeschützten Bereich „Trigger Solution“ (steht nur in englischer Sprache zur Verfügung) abrufbar, für den eine gesonderte Registrierung notwendig ist. Die Registrierung können Sie über diese Seite vornehmen. Die Freischaltung erfolgt nach formaler Einreichung des Registrierungsformulars zur Interessensbekundung zur Nutzung der Trigger Solution im Rahmen der Explorationsphase des Eurosystems.

Allgemeine Informationen zur Erprobungsphase des Eurosystems

Die Erprobungsphase des Eurosystems ist für den Zeitraum von Mai bis November 2024 angelegt. Erprobt wird in dieser Phase ausschließlich mit Interoperabilitätslösungen, d. h. Vermögensgegenstände („Assets“) und Liquidität befinden sich auf unterschiedlichen technischen Plattformen. Neben der Bundesbank stellen auch die Banca d’Italia sowie die Banque de France zwei technische Lösungen zur Verfügung. Marktteilnehmer haben die Möglichkeit, für den gesamten Zeitraum von Mai bis November 2024 (Welle 1 // Frist zur Interessensbekundung: 31. Januar 2024) oder für einen verkürzten Zeitraum von Juli bis November 2024 (Welle 2 // Frist zur Interessensbekundung: 30. April 2024) an den Erprobungen teilzunehmen. Die Erprobungsphase umfasst neben Experimenten, also der Abwicklung von Transaktionen in Testumgebungen, auch so genannte Trials, d. h. die Abwicklung von Transaktionen in den Produktivsystemen. Die Teilnahme unterliegt gewissen Zulassungskriterien, deren Erfüllung interessierte Marktteilnehmer über ihre Interessensbekundung in geeigneter Form nachweisen müssen.

Weitere Informationen zur Erprobungsphase erhalten Sie auf der Website der EZB. Dort finden Sie auch das Registrierungsformular zur Interessensbekundung, welches – unabhängig von der zu erprobenden Lösung – bei der jeweiligen nationalen Notenbank einzureichen ist.

Einbindung des Marktes 

Zur Förderung des Dialogs und des Informationsaustausches mit dem Markt wurde im Frühjahr 2023 die bei der EZB angesiedelte europäische Marktkontaktgruppe NTW-CG (New Technologies for Wholesale settlement – Contact Group) etabliert. Vertreter kommen u. a. aus den Reihen der Banken, Marktinfrastrukturen, innovativer Finanzdienstleister und Notenbanken. 

Auf nationaler Ebene hat die Bundesbank die DE-NTW-CG als Austauschforum und Spiegelarbeitsgruppe der europäischen NTW-CG ins Leben gerufen.