Nationales Aufsichtsprogramm 2025 – 2027

Im Nationalen Aufsichtsprogramm (NAP) werden jährlich gemeinsam von BaFin und Bundesbank die Schwerpunkte für die Aufsicht über die national beaufsichtigten Institute in Deutschland festgelegt. Sie sind Ergebnis einer umfassenden Bewertung der Risiken und Handlungsfelder der beaufsichtigten Institute. Im zweiten Schritt werden aufsichtliche Maßnahmen zur Adressierung der Risiken und Handlungsfelder formuliert. Der Einheitliche Europäische Aufsichtsmechanismus (Single Supervisory Mechanism – SSM) legt parallel Schwerpunkte für den gesamten SSM fest. Diese werden bei der Festlegung der nationalen Schwerpunkte berücksichtigt. Zusätzlich zu den aufsichtlichen Schwerpunkten für 2025 werden mittelfristige Prioritäten der Aufsicht bis 2027 identifiziert, die strukturelle und mittelfristige Herausforderungen für den Bankensektor berücksichtigen.

Ergänzend haben BaFin und Bundesbank die aktuellen Entwicklungen der Institute und die Entwicklungen an den Finanzmärkten eng im Blick und ergreifen bei Bedarf zusätzliche aufsichtliche Maßnahmen und passen die Schwerpunkte der Aufsichtsarbeit an.

Das wirtschaftliche Umfeld wird weiterhin durch strukturelle, konjunkturelle sowie insbesondere geopolitische Herausforderungen geprägt. Hiermit einher ging ein deutlicher Anstieg der Unternehmensinsolvenzen, die durch steigende Wertberichtigungen zur Materialisierung von Kreditrisiken führten. Die Aufsicht blickt schwerpunktmäßig auf die Entwicklungen am Gewerbeimmobilienmarkt sowie der Ausfallwahrscheinlichkeiten und der Werthaltigkeit der Sicherheiten bei entsprechenden Kreditengagements.

Die Geldpolitik der EZB hat Auswirkungen auf die Zinsüberschüsse der Kreditinstitute. Letztere waren zwar im Zuge der geldpolitischen Straffung in 2023 und 2024 stark gestiegen. Nicht zuletzt durch Umschichtungen in höherverzinsliche Einlagen könnten die Zinsaufwendungen jedoch stärker ansteigen als die Zinserträge. So ließ das gestiegene Zinsniveau zusammen mit der konjunkturellen Schwäche das Kreditwachstum deutlich zurückgehen. Dies dürfte negativ auf die Zinsüberschüsse der deutschen Institute zurückwirken. Daher beobachtet die Aufsicht Zinsentwicklungen genau und verschafft sich einen Überblick über Zinsänderungsrisiken, um auffällige Institute frühzeitig zu identifizieren.

Darüber hinaus hat eine solide Governance einen erheblichen Einfluss auf die nachhaltige Stabilität eines Kreditinstituts. Besonders Schwachstellen in der Geschäftsorganisation und der Unternehmensführung können zu falschen Risikoeinschätzungen bzw. Entscheidungen führen. Dies gilt umso mehr in einem sich schnell verändernden und unsicheren Umfeld. 

Die Cyber-Bedrohungslage ist auf einem hohen und in der Gesamtbetrachtung nochmals gestiegenen Niveau, unter anderem aufgrund geopolitischer Spannungen. Gleichzeitig nimmt die technologische Abhängigkeit von kritischen Dienstleistern zu und das Bankgeschäft wird zunehmend digitaler. Eine moderne und leistungsfähige IT ist daher als unverzichtbar einzustufen. Zudem gewinnen die Auslagerungen wesentlicher Aktivitäten und Prozesse im IT-Bereich weiterhin an Bedeutung und erhöhen die Abhängigkeit der Kreditinstitute von Dritten. Aus aufsichtlicher Perspektive ist es daher wichtig, dass die Institute das Potenzial von Cyber- und IT-Risiken identifizieren, mögliche Konzentrationen von Mehrmandantendienstleistern berücksichtigen und die Anforderungen aus DORA (Digital Operational Resilience Act) implementieren.

Unter Berücksichtigung dieser Risiken wurden die folgenden aufsichtlichen Schwerpunkte mit ihren wesentlichen Handlungsfeldern für das Jahr 2025 festgelegt:

1. Wirtschaftliches Umfeld (inkl. Gewerbeimmobilienmarkt)

  • Die Entwicklung der Kreditvergabestandards, der Kreditausfallquoten sowie der Sicherheitenwerte wird fortlaufend beobachtet. Eine angemessene Risikovorsorge wird durch Sonderprüfungen des Kreditgeschäfts bei auffälligen Instituten überprüft.
  • Es werden Institute identifiziert, die aufgrund des wesentlichen Rückgangs der Kreditvergabe keine nachhaltige Profitabilität aufweisen.
  • Thematische Schwerpunktanalyse zu den Eigenanlagen in Immobilien der Institute (Depot A-Geschäft).

2. IT-Sicherheit

  • Es soll das Potenzial von Cyber-/IT-Risiken unter Berücksichtigung von Konzentrationen von Auslagerungen auf Drittanbieter identifiziert werden.
  • Die Implementierung der Anforderungen aus DORA wird durch Themenprüfungen bei ausgewählten Instituten und deren IT-Dienstleistern überprüft. Insbesondere wird hierbei der IKT-Risikomanagementrahmen in den Fokus genommen.

3. Governance (inkl. Geschäftsmodelle)

  • Fortführung der Identifikation von Instituten mit Schwachstellen und Fehlverhalten im Bereich Governance.
  • Es wird verstärkt die Sicherstellung der Qualifikation der Geschäftsleitung und Aufsichtsorgane in den Fokus genommen.
  • Zusätzlich werden bei auffälligen Instituten Schwerpunkte für den Jahresabschlussprüfer gesetzt bzw. Sonderprüfungen angeordnet.

4. Zinsentwicklungen

  • Horizontale Analysen werden unter anderem zur Zinssensitivität der Einleger und den Prämissen der institutsindividuellen Modelle durchgeführt.
  • Kreditinstitute mit materiellen stillen Lasten bzw. vulnerabler Einlegerstruktur sollen enger überwacht werden. Zudem werden verstärkt Sonderprüfungen mit dem Prüfungsgegenstand Marktpreisrisiken durchgeführt.

Im Vergleich zu 2024 hat also insbesondere der Schwerpunkt IT-Sicherheit noch einmal an Bedeutung gewonnen. Das Thema Governance wird nun nicht mehr als mittelfristige Priorität, sondern als Schwerpunkt für 2025 behandelt. 

 

Mittelfristige Prioritäten der Aufsicht bis 2027

Klimawandel, Nachhaltigkeit und ökonomische Transformation

Schwerpunkt liegt derzeit auf Klima- und Umweltrisiken. Überprüfen, ob Banken ESG-Risiken angemessen in ihre Geschäftsstrategie und ihre Governance und Risikomanagementrahmen, Kreditprozesse etc. integrieren.

Digitale Transformation

Analyse und Bewertung relevanter Trends, darunter vor allem die Nutzung künstlicher Intelligenz. Überprüfung der Strategien und Pläne der Institute/Verbünde zur digitalen Transformation.

Demografischer Wandel

Horizontale Analysen potenzieller Faktoren und Kanäle des demografischen Wandels, Ansprache bei den Verbänden und besonders betroffenen Instituten zum beabsichtigten Umgang mit den Auswirkungen des demografischen Wandels.