Wissenswertes

Abwicklung von Zahlungen nach dem SCT Inst Scheme

Die Abwicklung von Instant Payments in TIPS basiert auf den Vorgaben des vom European Payments Council (EPC) entwickelten SEPA Instant Credit Transfer (SCT Inst) Schemes.

Nach diesen Vorgaben soll eine SCT Inst Zahlung die gesamte Interbanken-Prozesskette in maximal zehn Sekunden durchlaufen. Diese Zeit beginnt mit dem Setzen eines Zeitstempels durch den Zahlungsdienstleister des Zahlers, sobald dieser alle notwendigen Prüfungen abgeschlossen und den Überweisungsbetrag auf dem Konto des Zahlers gesperrt hat. 

Bei Eingang einer SCT Inst Nachricht in TIPS wird der Überweisungsbetrag auf dem TIPS-Konto des einreichenden Teilnehmers reserviert und die Nachricht an den empfangenden Zahlungsdienstleister weitergeleitet. Dieser antwortet mit einer positiven oder negativen Bestätigungsnachricht. Abhängig von dieser Antwort führt TIPS die finale Buchung durch oder gibt – im Fall einer negativen Antwort – den reservierten Betrag wieder frei. In beiden Fällen erhält der einreichende Teilnehmer eine entsprechende Information über den Erfolg bzw. das Scheitern der Transaktion. Sobald der Zahlungsdienstleister des Zahlungsempfängers eine Buchungsbestätigung von TIPS erhält, kann er den Überweisungsbetrag dem Zahlungsempfänger zur Verfügung stellen.

Abwicklung von Instant Payments in TIPS
Abwicklung von Instant Payments in TIPS

Die Abwicklung in TIPS erfolgt auf Einzeltransaktionsbasis, d.h. jede Zahlung wird einzeln verarbeitet und verbucht. Da aufgrund der zeitlichen Vorgaben für Instant Payments eine Warteschlange nicht zielführend wäre, werden Transaktionen unmittelbar zurückgewiesen, wenn das Guthaben auf dem zu belastenden TIPS-Konto für die Ausführung nicht ausreicht. Eine Priorisierung von Zahlungen ist nicht möglich - alle Transaktionen werden in der Reihenfolge ihres Eintreffens im System abgearbeitet.

Die Zahlungsnachrichten gemäß SCT Inst Scheme basieren auf dem Standard ISO 20022. Auch für Nachrichten, die nicht durch das Scheme vorgegeben sind (z. B. Liquiditätsüberträge und Benachrichtigungen) verwendet TIPS ISO 20022-konforme Nachrichten.

Im Einklang mit den Vorgaben des SCT Inst Scheme ist TIPS ist rund um die Uhr in Betrieb: 24 Stunden am Tag, an allen Kalendertagen des Jahres. Dies schließt auch die offiziellen TARGET-Feiertage mit ein. 

Wer kann teilnehmen?

Jedes Institut, das ein Main Cash Account (MCA) in T2 unterhält, kann ein TIPS-DCA eröffnen. Darüber hinaus ist eine Zeichnung des SEPA-Echtzeitüberweisungsverfahrens (SCT Inst Scheme) des EPC erforderlich. 

Aber auch ohne ein eigenes TIPS-Konto ist die Abwicklung von Zahlungen in TIPS möglich, indem ein Institut sich durch einen TIPS-Kontoinhaber als sogenannte Reachable Party registrieren lässt. Zahlungen von einer bzw. für eine Reachable Party werden dann auf dem TIPS-Konto des Teilnehmers verrechnet. Für eine Registrierung als Reachable Party ist außerdem kein eigenes MCA erforderlich. Voraussetzungen sind lediglich die Adressierbarkeit in TIPS mit einem eigenen Business Identifier Code (BIC) sowie die Teilnahme am SEPA-Echtzeitüberweisungsverfahren des EPC. Bei Bedarf kann der Kontoinhaber die Nutzung des Kontos durch eine Reachable Party durch das Setzen spezieller Limite begrenzen.

Sowohl TIPS-Teilnehmer als auch Reachable Parties können den Nachrichtenaustausch mit TIPS entweder selbst übernehmen oder einen Dritten, eine sogenannte Instructing Party, damit beauftragen. Dies kann zum Beispiel ein (anderer) Teilnehmer, ein technischer Dienstleister oder ein Clearingsystem sein.

Nachrichtenaustausch mit TIPS

Den TIPS-Teilnehmern wird ein Erreichbarkeitsverzeichnis, das TIPS Directory, zur Verfügung gestellt. Es enthält alle BICs, die über TIPS für die Abwicklung von SCT Inst Zahlungen erreichbar sind, und wird geschäftstäglich aktualisiert.

Liquiditätsmanagement

Die Verrechnung von Instant Payments in TIPS erfolgt auf dedizierten Geldkonten (TIPS Dedicated Cash Accounts, kurz: TIPS-DCAs). Diese Konten werden auf Guthabenbasis in TIPS geführt und können vom Main Cash Account (MCA) oder von in den anderen TARGET Services geführten DCAs mit Liquidität versorgt werden. Guthabenüberträge können sowohl im A2A-Modus als auch im U2A-Modus (über die grafischen Benutzeroberflächen) beauftragt werden.

Die Übertragung von Liquidität zwischen den TARGET-Services ist während der Öffnungszeiten von T2 möglich. Außerhalb dieser Zeiten bleiben die für die Abwicklung von Instant Payments bereitgestellten Guthaben auf den TIPS-Konten, um den fortlaufenden Betrieb zu ermöglichen, d. h. es erfolgt keine automatische Rückübertragung auf das MCA am Ende eines Geschäftstages. Darüber hinaus werden TIPS-Konten durch eingehende Instant Payments mit Liquidität versorgt.

TIPS-Teilnehmer, die zusätzlich Instant Payments in einem Clearingsystem abwickeln, können über ihr TIPS-DCA ihre Liquiditätsposition im Clearingsystem verstärken oder verringern. Zu diesem Zweck sind Liquiditätsüberträge innerhalb von TIPS zwischen TIPS DCAs und den Technischen Konten der Clearingsysteme rund um die Uhr möglich.

Der Kontoinhaber eines TIPS-Kontos kann Schwellenwerte festlegen um Warnmitteilungen zu erhalten, sobald der Kontostand diese Schwellenwerte unter- bzw. überschreitet. Wenn andere Institute oder Filialen als sogenannte Reachable Parties eingerichtet werden (siehe auch Abschnitt „Wer kann teilnehmen?“), kann der Kontoinhaber die Nutzung des TIPS-Kontos durch das Setzen individueller Limite begrenzen.

Durch eine entsprechende Registrierung des Kontos in den Stammdaten werden die Guthaben auf einem TIPS DCA am Ende jedes Geschäftstages sowohl für die Erfüllung der Mindestreserve als auch bei der Inanspruchnahme eines automatisierten Übernachtkredits berücksichtigt. 

Für TIPS ist der T2-Geschäftstag maßgeblich, d. h. der Geschäftstageswechsel erfolgt montags bis freitags um kurz nach 18:00 Uhr.

Mehr als nur EUR-Zahlungen

TIPS ist als multiwährungsfähige Abwicklungsplattform ausgelegt, d.h. neben Instant Payments in Euro (SCT Inst) kann TIPS auch Instant Payments in anderen Währungen verarbeiten. Voraussetzung hierfür ist die Anbindung der jeweiligen Zentralbank an TIPS, um die Liquiditätsbereitstellung in ihrer Währung zu ermöglichen. Als erste Zentralbank hat die schwedische Riksbank die Anbindung abgeschlossen und seit Februar 2024 werden Instant Payments in Schwedischen Kronen (SEK) über TIPS abgewickelt. Aus dem in Schweden weit verbreiteten mobilen Zahlverfahren „Swish“ werden im Schnitt 2,5 Millionen Zahlungen am Tag in TIPS verbucht. Die Zentralbanken von Dänemark und Norwegen befinden sich im Anbindungsprozess.

In einem weiteren Schritt sollen auch währungsübergreifende Instant Payments in TIPS ermöglicht werden. Hierzu wurde ein „Cross-currency“ Projekt gestartet, welches einen Pilotbetrieb in EUR/SEK vorbereitet.

Fit für die Zukunft

Zunehmend verbreiten sich innovative Zahlungslösungen in unserer mobilen Gesellschaft, wie z. B. die Nutzung von Mobiltelefonnummern für die Adressierung von Zahlungen. Durch die Bereitstellung des Mobile Proxy Lookup (MPL) Service bietet TIPS den teilnehmenden Zahlungsdienstleistern die Möglichkeit, ihren Kunden einen solchen Service anzubieten. Die Kombination aus IBAN und Mobiltelefonnummer kann im MPL hinterlegt und von anderen Zahlungsdienstleistern abgefragt werden. So können Instant Payments, die der Zahler an eine Mobiltelefonnummer sendet, dem Konto des Zahlungsempfängers zugeordnet und entsprechend weitergeleitet werden.