Newsletter „Zahlungsverkehr und Wertpapierabwicklung“ 52. Ausgabe – Dezember 2022

Eine Geburtstagstorte für TARGET2

28.06.2022

Eine Geburtstagstorte für TARGET2 ©Deutsche Bundesbank
Die Torte zum 15. Geburtstag von TARGET2 wurde im Rahmen des traditionellen Jahresempfangs des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme serviert.

Vor 15 Jahren – am 19. November 2007 – nahm TARGET2 seinen Betrieb auf. Es war das erste Projekt des Eurosystems, mit dem bisher von den nationalen Zentralbanken betriebene Systeme durch eine gemeinsame technische Plattform abgelöst wurden. Damit wurde der November 2007 zur Geburtsstunde der bis heute wachsenden TARGET-Familie.

TARGET2 ist das Individualzahlungsverkehrssystem des Eurosystems. Es löste das mit der Euro-Einführung im Jahr 1999 in Betrieb genommene Verbundsystem TARGET ab, das aus den nationalen Echtzeit-Bruttozahlungssystemen (RTGS-Systeme) der teilnehmenden Notenbanken und dem Zahlungsverkehrsmechanismus der EZB bestand. In Deutschland handelte es sich dabei um das seit 2001 in Betrieb befindliche RTGSplus-System. In den Anfangsjahren der Währungsunion leistete dieses Verbundsystem gute Dienste. Es war jedoch unbestritten, dass es auf Dauer den Bedürfnissen der Marktteilnehmer und dem europäischen Integrationsgedanken nicht gerecht werden würde. Vor diesem Hintergrund beschloss der EZB-Rat im Dezember 2004, mit TARGET2 eine einheitliche technische Plattform zu bauen.   

Gestartet ist TARGET2 im November 2007 mit acht Notenbanken und ihren Bankengemeinschaften. Die Bundesbank war eine davon. Über zwei weitere so genannte „Länderfenster“ im Februar und Mai 2008 wurde die Migration der Notenbanken auf TARGET2 abgeschlossen. Mit der Erweiterung der Europäischen Union und des Euro-Währungsgebiets sind über die Jahre sukzessive weitere Notenbanken hinzugekommen. Heute nutzen insgesamt 25 Notenbanken der Europäischen Union die Gemeinschaftsplattform. Neben den Zentralbanken der Euro-Länder und der EZB sind auch die Notenbanken von Bulgarien, Dänemark, Kroatien (ab Januar 2023 Teil des Euroraums), Polen und Rumänien angeschlossen.

TARGET2 steht seit 15 Jahren für die schnelle und zuverlässige Abwicklung eilbedürftiger Euro-Zahlungen in Zentralbankgeld. Pro Geschäftstag werden durchschnittlich rund 370.000 Zahlungen im Wert von circa 1,9 Billionen Euro über TARGET2 abgewickelt. Das entspricht mehr als der Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts eines Jahres. Über 1.500 Teilnehmer nehmen direkt oder indirekt an der Zahlungsabwicklung in TARGET2 teil. Zudem sind über TARGET2 weltweit knapp 40.000 Institute oder Institutsniederlassungen erreichbar. Über die Anbindung so genannter Nebensysteme unter anderem aus den Bereichen des Massenzahlungsverkehrs und der Devisenverrechnung erstreckt sich die Bedeutung von TARGET2 weit über den klassischen Individualzahlungsverkehr hinaus. 

Für die Bundesbank hat TARGET2 zudem eine ganz besondere Bedeutung. Zum einen hat das deutsche Komponentensystem TARGET2-Bundesbank den größten Anteil am TARGET2-Zahlungsverkehr: Rund die Hälfte der TARGET2-Stückzahlen und über ein Drittel des Umsatzes entfallen auf TARGET2-Bundesbank. Zum anderen hat die Bundesbank als Teil eines Entwickler- und Betreiberkonsortiums zusammen mit der Banca d’Italia und der Banque de France TARGET2 entwickelt. Zusammen mit dem Betriebspartner Banca d’Italia sorgt sie tagtäglich dafür, dass der europäische Individualzahlungsverkehr in Zentralbankgeld reibungslos funktioniert. 

Nach 15 Jahren treuer Dienste wird es für TARGET2 demnächst Zeit, sich zur Ruhe zu setzen. Im März kommenden Jahres wird TARGET2 durch die neue Zahlungsverkehrsgeneration T2 abgelöst. Dann gibt es wieder was zu feiern – mit einer Abschiedstorte für TARGET2 und einem Glas Sekt auf eine erfolgreiche Migration. Was dazu noch nötig ist, haben sie ja im ersten Beitrag nachlesen können. Und wenn wir schon auf Sekt zu sprechen kommen: Natürlich wünschen wir Ihnen allen eine schöne Weihnacht und ein gesundes, friedliches und hoffentlich glückliches neues Jahr.