Was wünscht sich die Aufsicht von Landesbanken und Sparkassen? 10. Handelsblatt Jahrestagung in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich freue mich sehr, heute mit Ihnen über die Zukunftsstrategien des öffentlich-rechtlichen Bankensektors zu sprechen. Die Wünsche, die Erwartungen der Aufsicht an die Landesbanken und Sparkassen, sind Thema meines Vortrages. Und man gibt mir dabei die Gelegenheit, anspruchsvoll zu sein.
Anspruchsvoll bin ich als Aufseher gern und muss ich auch sein, denn es gibt Grund genug dafür.

  1. Zum einem hat die deutsche Aufsicht die Erkenntnisse aus der Finanzmarktkrise verarbeitet und hat sich als Folge daraus ein anderes Anspruchsdenken zugelegt. Dazu gehört, dass die Anforderungen an die Governance und an ein funktionierendes Risikomanagement in den Banken/Sparkassen gestiegen sind und weiterhin steigen werden. Die Risikotragfähigkeit außerhalb der Säule I-Anforderungen wird ebenfalls an Bedeutung gewinnen, denn so kann die Aufsicht insbesondere institutsspezifische Risiken berücksichtigen. Und die Aufsicht wird die Geschäftsmodelle der Banken und ihre Tragfähigkeit intensiver analysieren und aufsichtliche Schlussfolgerungen ziehen. Wir werden häufiger und hartnäckiger bei den Instituten nachfragen, welche Annahmen für den Erfolg des Geschäftsmodells maßgeblich sind, wie oft diese entscheidenden Faktoren überprüft werden und welche Anpassungen vorgenommen wurden. Aber darauf werde ich bei der umfangreichen Liste meiner Wünsche zurückkommen!
  2. Zum anderen bietet der Verbund der Sparkassen und die Gruppe der Landesbanken Anlass, erhöhte Anforderungen zu formulieren. Die deutsche Aufsicht richtet ihre Erwartungen an der Bedeutung der einzelnen Bank bzw. Sparkasse oder auch an der Bedeutung des Verbundes von Instituten aus. Und die Bedeutung der Landesbanken und der Sparkassengruppe als Ganzes ist nicht zu unterschätzen. Ein paar Zahlen zur Erinnerung sollen Ihnen die Einordnung des Sparkassen- und Landesbankensektors erleichtern und die Bedeutung des Sektors für deutsche Unternehmen, für die deutsche Realwirtschaft herausarbeiten.

Gemessen an der Bilanzsumme beträgt der Anteil der Sparkassen und Landesbanken am deutschen Bankensektor ein knappes Drittel. Bei der Kreditvergabe erreichen beide Gruppen zusammen noch höhere Werte. Fast jeder vierte Kredit an deutsche Unternehmen [und Selbstständige] stammt von einer Sparkasse. Die Landesbanken liegen dicht dahinter und haben aktuell knapp ein Fünftel aller an deutsche Unternehmen vergebenen Kredite in ihren Büchern. Zusammengenommen beträgt der Anteil an der Gesamtkreditvergabe an inländische Unternehmen über vierzig Prozent. Bei manchen Kreditnehmer-Sparten kommen Sparkassen und Landesbanken auf einen Anteil von bis zu 60%. Der öffentlich-rechtliche Bankensektor leistet damit im Heimatmarkt weiterhin einen wichtigen Beitrag für die Kreditvergabe an Unternehmen und wird seinem Auftrag gerecht. Mit dieser Bedeutung für die deutsche Wirtschaft steigt aber auch die Aufmerksamkeit der Aufsicht. Denn risikoorientiert muss sich die Aufsicht vor allem mit den Instituten und Institutsverbünden beschäftigen, die systemisch relevant sind.

Aber nun zurück zu der eigentlichen Frage: „Was wünscht sich die Aufsicht von Landesbanken und Sparkassen?“  Die Frage könnte man sehr schnell beantworten mit:

Ich erwarte, dass Landesbanken und Sparkassen auch weiterhin ihren Auftrag zur Finanzierung der Realwirtschaft erfüllen können.

  • Deswegen wünsche ich mir Institute, die solvent und liquide sind.
  • Dazu müssen Landesbanken beispielsweise auf Dauer auskömmliche Erträge erwirtschaften, die ihre Kosten und vor allem die Risiken abdecken und bestenfalls noch eine Rendite für Investoren bieten.
  • Ich wünsche mir, dass Banken wie Sparkassen eine Verschlechterung der für sie wichtigen makroökonomischen Umfeldbedingungen verkraften können; schon bei ihrer Planaufstellung sollten Banken nicht nur den best oder base case, sondern auch den bad case mit einbeziehen.
  • Ich will Institute sehen, deren Risikomanagement funktioniert und das kritisch die für den Erfolg wichtigen Annahmen hinterfragt.
  • Ich wünsche mir Landesbanken und Sparkassen, die ihre Kosten im Griff haben und trotzdem nicht am Risikomanagement sparen.
  • Ich erwarte Landesbanken und Sparkassen, deren Geschäftsstrategie regelmäßig im Vorstand und im Verwaltungsrat diskutiert wird.

Kurz und gut: Ich erwarte nichts anderes als gut organisierte und gut geführte, ertragreiche Institute, die die aufsichtlichen und gesetzlichen Vorschriften jederzeit einhalten.

Tragfähige, nachhaltige Geschäftsmodelle

Basis für die Erfüllung dieser Wünsche ist ein tragfähiges, nachhaltiges Geschäftsmodell für jedes einzelne Institut. Nachhaltige Geschäftsmodelle sind dabei nicht nur für jede einzelne Landesbank erstrebenswert, sondern in der Gesamtheit auch für die Stabilität des Bankensektors unabdingbar. Ein Geschäftsmodell kann aber nur dann tragfähig sein, wenn es zukunftsgerichtet ist, nicht nur unter den günstigsten Annahmen auskömmliche Erträge verspricht, die Personal- und Sachressourcen ausreichend berücksichtigt und die für das Institut maßgebliche Wettbewerbssituation realistisch mit einbezieht. Und auch steigende Anforderungen des Aufsichtsrechts müssen ausreichend Berücksichtigung finden. Und gerade hier liegen die Herausforderungen!

  • In den nächsten Jahren werden die regulatorischen Anforderungen an die Institute erheblich steigen. Mit der Einführung von Basel III werden alle Banken nicht nur mehr Kapital, sondern auch Kapital von besserer Qualität vorhalten müssen. Die Leverage Ratio wird den Verschuldungsgrad der Institute weiter begrenzen und vor allem Geschäfte mit geringer Marge, die nur mit hohem Volumen ökonomisch sinnvoll sind, in Frage stellen. Die neuen Liquiditätsregeln  führen dazu, dass alle Banken liquide Vermögenswerte in erheblichem Umfang vorhalten müssen. Das wird die Refinanzierungskosten der Banken steigen lassen. Der Baseler Ausschuss war sich der Herausforderungen für Banken durchaus bewusst, als er Basel III verhandelte, und hat deshalb – ich denke insgesamt recht vernünftige – Übergangsfristen für den Aufbau von Kapital und Liquidität festgelegt. Aber nicht nur Basel III wird zu steigenden Kosten für die Institute führen, sondern eine Vielzahl anderer Regeln wird die Ertragskraft der Institute zusätzlich belasten. Dazu gehören beispielsweise die Bankenabgabe oder die noch laufenden Arbeiten des Baseler Ausschusses an der Eigenmittelunterlegung des Handelsbuches.  
  • Weniger transparent, aber nicht weniger wichtig sind die Kosten, die durch steigende Anforderungen der nationalen und europäischen Aufsicht entstehen. So bringt ein neues Meldewesen, wie es in Deutschland vorgesehenen ist, kostenträchtige Änderungen in den bankinternen IT-Systemen mit sich. Auch haben wir (BaFin und Bundesbank) unsere Erwartungen an die Risikotragfähigkeit der Institute und an das bankinterne Risikomanagement weiter präzisiert und die von uns verlangten Standards (Benchmark) in einigen Bereichen wie etwa den bankinternen Stresstests und dem Liquiditätsrisikomanagement erhöht. Der Anpassungsbedarf ist dabei im Wesentlichen bei den größeren Instituten angefallen und auch in Zukunft wird die deutsche Aufsicht risikoorientiert die Zügel vor allem bei den großen, systemisch relevanten Banken anziehen.

Weiteren Anpassungsbedarf wird es meiner Einschätzung zufolge in den nächsten Jahren in etlichen Themenfeldern der MaRisk geben. Denn dieser Prozess wird nicht allein durch die deutsche, sondern auch über die europäische Aufsicht, die eine Vielzahl von technischen Durchführungsstandards setzen wird, vorangetrieben. Die mit den Änderungen bzw. der Anhebung der Standards verbundenen Kosten werden zwar nicht sofort in voller Höhe anfallen; aber auch diese „schleichenden, derzeit nicht zu beziffernden Kosten“ sollten bei der bankinternen Planung von Kosteneinsparungspotenzial in irgendeiner Art und Weise Berücksichtigung finden. 

  • Alles entscheidend für die Tragfähigkeit eines Geschäftsmodells ist jedoch die spezifische Wettbewerbssituation, in der sich die jeweilige Bank befindet. Wie viele Wettbewerber tummeln sich auf dem von der Bank favorisiertem Geschäftsfeld? Kann das Institut einen komparativen Vorteil im Vergleich zu seinen Wettbewerbern aufweisen?

Der auf dem deutschen Markt herrschende Wettbewerb unter den Banken ist hart. Wir alle wissen, dass die deutsche Realwirtschaft in der Finanzmarktkrise von der Vielfalt an deutschen Banken profitiert hat und auch heute noch profitiert. Vor allem Sparkassen und genossenschaftlich organisierte Institute haben in den schlimmsten Jahren der Bankenkrise die Lücken, die große Konkurrenten, auch manches ausländische Institut hinterlassen haben, erfolgreich gefüllt. Sie waren die Stabilitätsanker in der Krise.

Für die Zukunft rechne ich mit noch härterem Wettbewerb – mit härtestem Wettbewerb um Einlagen und um Kunden mit guter Bonität.

  • Der Wettbewerb um die Einlagen ist unter anderem Folge der neuen Baseler Regeln, die alle Institute zu einem höheren Liquiditätspuffer anhalten.
  • Der Wettbewerb um Kreditnehmer mit besserer Bonität ist letztlich auch eine Folge der lessons learnt aus der Krise. In den letzten zwei Jahren fällt in meinen Gesprächen mit Bankvorständen (aus allen drei Säulen) bei der Frage, in welchem Geschäftsfeld Wachstum geplant ist, immer die gleiche Antwort. Mit deutschen, vielleicht noch europäischen Unternehmen, dem neu entdeckten Retailkunden und im Private Wealth Management. Einige deutsche Institute, auch die Landesbanken, haben wegen unzureichender Profitabilität im Kerngeschäft ihr Glück im Ausland, im Kreditersatzgeschäft gesucht und herbe Verluste verkraften müssen. Etliche Banken mussten erkennen, dass sie auf Dauer nur dann erfolgreich im Investmentbanking sein können, wenn sie ausreichend qualifiziertes (und dann sehr teures) Personal und die erforderliche Technik vorhalten können. Viele haben deswegen den Eigenhandel aufgegeben. Mit wenigen Ausnahmen besinnen sich die großen deutschen Institute - manchmal auch von der EU-Kommission erzwungen - auf den Heimatmarkt bzw. einige ausgewählten europäische Ländern.       

Sind die Landesbanken und Sparkassen von dieser Entwicklung, für diesen Wettbewerb gerüstet? Können sie ein tragfähiges Geschäftsmodell aufweisen, das bei steigenden regulatorischen und aufsichtlichen Anforderungen auskömmliche Erträge erwirtschaftet?

Bevor ich diese Frage beantworte, muss ich Ihnen zunächst eines deutlich machen: Die deutsche Aufsicht ist sich im Gegensatz zu vielen Analysten und ausländischen Regulatoren bewusst, dass es nicht „die Landesbanken“ gibt. Gerade die unterschiedlichen Entwicklungen im Landesbankensektor sind ein deutliches Indiz für die Heterogenität des Sektors. Das Geschäftsmodel jeder Bank oder Sparkasse muss daher mit den jeweils individuell geltenden Einflussfaktoren bewertet werden. Auch für die Landesbanken gilt, dass jede Bank für sich Besonderheiten aufweist, die einer strikten Verallgemeinerung nicht zugänglich sind.

Trotzdem wird sich keine Landesbank dem Wettbewerb um künftige Kunden und keine Sparkasse oder Landesbank den Wettbewerb um Einlagen entziehen können. Beide Gruppen werden sich in den nächsten Jahren mit einem harten heimischen Wettbewerb auseinandersetzen müssen – einem Wettbewerb, der ja schon in der Vergangenheit Anreize für ein Ausweichen in neue und risikoreichere Geschäftsfelder setzte. Und beide Institutsgruppen müssen noch einen Teil ihrer Hausaufgaben machen, um die künftigen regulatorischen Anforderungen erfüllen zu können.

Landesbanken

Wenn ich mich zunächst dem Landesbanksektor zuwende, dann muss ich für einige (nicht alle) Landesbanken zusätzliche Belastungsfaktoren ins Kalkül ziehen. Manche Landesbank steht nicht nur wegen der Änderung des regulatorischen und aufsichtlichen Rahmens vor  großen Herausforderungen. Etliche Banken mussten Rating-downgrades hinnehmen – teils eine Folge des Restrukturierungsgesetzes, das die Ratingagenturen zu einer geänderten Einschätzung des Ausfallsrisikos bei systemrelevanten Banken veranlasste. Teils nahmen der Markt und die Ratingagenturen aber auch wahr, dass die Finanzkrise nicht spurlos am Verhältnis zwischen Sparkassen und Landesbanken vorbeigegangen ist und sich in dem einen oder anderen Fall die Sparkassen und öffentlichen Eigner aus ihrer Rolle als Eigentümer zurückzogen. Mit den Ratingherabstufungen werden die Landesbanken also nicht nur wegen der künftigen Liquiditätsregeln mit steigenden Refinanzierungskosten belastet. Einige der Institute müssen schließlich nach den Vorgaben der EU-Kommission schrumpfen und könnten damit in den kommenden Jahren unter einem rückläufigen strukturellen Ertragspotenzial leiden.

Doch gibt es nicht nur negative Faktoren, die mich in Sorge versetzen. Die positiven Anzeichen will ich hier nicht vergessen.

  • Alle Landesbanken haben sich mit Verve an die Neuausrichtung ihrer Geschäftsmodelle gemacht. Wie erwartet beabsichtigen die meisten Institute, sich auf regionale Firmenkunden, das Verbundgeschäft und wenige individuelle Geschäftsfelder zu fokussieren – Geschäftsfelder, die im Regelfall mit einem geringeren Risiko verbunden, dafür aber auch heiß umkämpft sind.
  • Etliche der Landesbanken haben die notwendige Bilanzbereinigung vorangetrieben. Dabei nahm in den Jahren 2008 bis 2010 die aggregierte Bilanzsumme des Landesbankensektors um rund 15 % ab, während die Kreditvergabe nur moderat um ca. 6 % nachgab. Eine insoweit erfreuliche Entwicklung! Während die Bilanzen der Landesbanken deutlich schrumpften, legte die Eigenmittelausstattung der Institute in dieser Zeit – leider nicht allein aus eigener Kraft, sondern oft mit Hilfe ihrer Eigentümer – überdurchschnittlich zu. So stieg die Kernkapitalquote von September 2008 bis September 2011 von knapp 8% auf über 13%. Aber sollte die momentan als komfortabel anzusehende Eigenmittelausstattung nicht davon ablenken, dass sich die Eigenkapitalanforderungen für alle Banken in Zukunft weiter erhöhen werden – nicht zuletzt wegen der noch vorzunehmenden Abzugspositionen. Für Landesbanken besteht also kein Grund, ihre Anstrengungen in Sachen Kapital zurückzufahren. 

Sparkassen

Kommen wir nun zu den Geschäftsmodellen der Sparkassen; hier stellen sich ganz andere Fragen. Wie schon erwähnt, freut es mich, dass die Sparkassen insgesamt gut durch die Krise gekommen sind und als stabilisierendes Element in Erscheinung traten. So generierte das stabile Einlagen- und Kreditgeschäft mit dem Fokus auf das Retailgeschäft und die Mittelstandsfinanzierung seit Mitte 2008 vergleichsweise stabile Wachstumsraten bei der Kreditvergabe. Bei dieser Aggregatsbetrachtung sollte jedoch nicht übersehen werden, dass auch für den Sparkassensektor gilt: Sparkasse ist nicht gleich Sparkasse. Bei genauer Betrachtung ist der Sektor deutlich heterogener als von außen vielfach wahrgenommen, das heißt: einige Sparkassen stehen deutlich stärker da als andere.

Perspektivisch stellt sich auch bei den Sparkassen die Frage, wie der Sektor für die Anforderungen von Basel III gerüstet ist. Die Sparkassen sind mit einer durchschnittlichen Kernkapitalquote von rund 10,5% zwar gut kapitalisiert. Auch sind sie von weiteren Basel III-induzierten Eigenkapitaleffekten wenig betroffen, da bei ihnen bspw. das Handelsgeschäft in aller Regel nur eine untergeordnete Rolle spielt. Zudem verfügen Sparkassen über signifikante §340f-Reserven, die umgebucht notfalls dazu genutzt werden können, die Basel III-Kapitalanforderungen zu erfüllen. Trotzdem müssen einige Sparkassen ihre Eigenmittel noch aufstocken, da die aktuellen Kernkapitalkomponenten den Anforderungen von Basel III häufig nicht genügen.

Dies könnte sich als größere Herausforderung darstellen, wenn Risikofaktoren schlagend werden, von denen Sparkassen stark betroffen sind.

So ist die Ertragslage etlicher Sparkassen zu einem nicht unerheblichen Teil von der Fristentransformation abhängig. Die damit hereinkommenden Erträge könnte die eine oder andere Sparkasse davon abhalten, notwendige Anpassungen vorzunehmen. Vorläufige Schätzungen der Ertragskomponenten ergeben auch für 2011 einen rückläufigen Konditionenbeitrag – und das bei relativ guten Wettbewerbsbedingungen. Fristentransformation ist zwar Teil des Bankgeschäfts; es ist aber als tragende oder zumindest wichtige Säule der Ertragskraft eine zu unsichere Karte. Mit Blick auf die künftige Wettbewerbslage erwarte ich, dass die Konditionenbeiträge perspektivisch weiter unter hohem Druck bleiben werden. Die Ursache für diese Entwicklung sehe ich auch bei den Sparkassen im Wesentlichen im Wettbewerb um stabile Kundeneinlagen, einem verstärkten Fokus in- und ausländischer Institute auf das Retailbanking und das Mittelstandsgeschäft sowie in der Konkurrenz durch Direktbanken.

Auch erfüllt mich die seit Jahren relativ niedrige Risikovorsorge mit leichtem Unbehagen. Sie ist der positiven Konjunkturentwicklung der vergangenen zwei Jahren geschuldet und als solche keine Gefahr. Doch müssen die Geschäftsmodelle der Sparkassen auch Situationen überstehen können, die eine höhere Risikovorsorge notwendig machen. Und hier ist die Margenentwicklung – vor allem die Entwicklung des Konditionenbeitrages für langfristiges Geschäft – nicht erfreulich. Denn ob die Risikovorsorge langfristig immer so niedrig bleiben kann, ist fraglich. Die Erträge der Sparkassen hängen stark vom deutschen Mittelstandsgeschäft ab, das auch nicht ohne Risiko ist. Wird die exportorientierte deutsche Wirtschaft mit einem deutlichen Rückgang der Nachfrage aus anderen EU-Staaten konfrontiert, wird sich die Risikoeinschätzung ändern müssen.

Glücklicherweise ist der Sparkassensektor diesen Risiken nicht vollkommen schutzlos ausgeliefert, sondern sollte in der Lage sein, die Kostenseite durch entsprechende Maßnahmen zu verbessern. So dürften bspw. noch Effizienzpotenziale innerhalb des Verbundes, z.B. durch Nutzung von Outsourcingmöglichkeiten oder durch Kooperationen, bestehen. Die Möglichkeiten weiterer Kosteneinsparungen durch Fusionen erscheinen dagegen begrenzt, wenn die Sparkassen ihre bewährte regionale Verankerung beibehalten wollen.

Fazit

Als Schlussfolgerung bleibt mir dann nur folgendes: Die Landesbanken haben bei der Neuausrichtung ihrer Geschäftsmodelle bereits einiges geleistet, indem sie sich durch Downsizing, Risikoabbau und eine verstärkte Konzentration auf das Mittelstands- und Verbundgeschäft angepasst haben. Ob diese Anpassung ausreicht, ist in meinen Augen noch offen; denn der hohe Wettbewerbsdruck im Markt für das Mittelstandsgeschäft könnte zu nicht auskömmlichen Margen und niedriger Ertragskraft führen.
Für die Sparkassen stellt sich die Frage, ob noch weitere Effizienzpotenziale gehoben werden können, um dem sinkenden Konditionenbeitrag und dem harten Wettbewerb um Einlagen weiterhin erfolgreich Maßnahmen entgegen setzen zu können. Die derzeit durch die Fristentransformation auskömmlichen Erträge sollten also nicht davon abhalten, sich auf andere Zeiten vorzubereiten.

Regulatorische und teils aufsichtliche Anforderungen werden die Institute auf der Kostenseite erheblich belasten. Der Wettbewerb um die richtigen Kunden und Investoren wird bei der Vielzahl der sich auf dem deutschen Markt tummelnden Banken hart werden. Erfolgreiche, realistische Geschäftsmodelle müssen diese externen Einflussfaktoren berücksichtigen und dürfen auch bei einem ungünstigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld oder bei einer weiterhin schwierigen Lage an den Finanzmärkten nicht sofort ihre Tragfähigkeit einbüßen. Dabei können nicht-tragfähige Geschäftsmodelle nicht nur einzelne Banken, sondern das gesamte System bedrohen.

Die nächsten Jahre werden für Sparkassen wie Landesbanken eine Herausforderung darstellen. Einzelne Landesbanken und Sparkassen sind aufgrund der Heterogenität des Sektors unterschiedlich betroffen; keine Bank steht aber ohne Handlungsbedarf da.

Meine Wünsche und Erwartungen an Sparkassen und Landesbanken lauten deshalb: Der öffentlich-rechtliche Sektor hat eine große Bedeutung, mit dem große Verantwortung einhergeht. Bislang ist der Sektor dieser Verantwortung gerecht geworden – ich wünsche mir, dass dies so bleibt! Weitere strukturelle Anpassungen könnten wegen des Wettbewerbs im heimischen Markt erforderlich werden. Umso wichtiger ist es, dass Verbände und Eigentümer  proaktiv handeln und nicht nur reaktiv auf die Herausforderungen reagieren.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.