Oktober-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) in Deutschland

Die deutschen Kreditinstitute nahmen im Hinblick auf ihre Kreditvergabepolitik im dritten Quartal 2016 Anpassungen hauptsächlich in Form von Margenverengungen vor. Das ergab die jüngste Umfrage zum Kreditgeschäft unter den in Deutschland ansässigen befragten Banken.

Die Vergabestandards im Firmenkunden- und Konsumentenkreditgeschäft blieben per saldo nahezu konstant. Auch im Bereich der privaten Wohnungsbaukredite veränderte der Großteil der befragten BLS-Banken seine Standards nicht. Vor dem Hintergrund des im März 2016 in Kraft getretenen Gesetzes zur Umsetzung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie und zur Änderung handelsrechtlicher Vorschriften wurden die Standards nur noch in wenigen Einzelfällen leicht verschärft. Die Straffungen in diesem Zusammenhang blieben deutlich hinter denjenigen im Vorquartal zurück. Demgegenüber verengten die befragten Kreditinstitute ihre Margen für durchschnittliche Ausleihungen an große Unternehmen per saldo deutlich und für durchschnittliche Kredite für Wohnungsbauzwecke leicht. Im Fall risikoreicherer Kredite änderten sich die Margen in allen erfragten Geschäftsbereichen nur unwesentlich.

Die Nachfrage nach Krediten entwickelte sich den Angaben der deutschen Banken zufolge in den einzelnen erfragten Geschäftsfeldern unterschiedlich. So stieg der Mittelbedarf vonseiten der Unternehmen per saldo leicht und im Bereich der Konsumentenkredite spürbar. Nach Einschätzung der befragten Banken sank dagegen die Nachfrage nach privaten Baufinanzierungen zum ersten Mal seit 2010 in moderatem Umfang. Die Banken machten dafür unter anderem den Verlust von Marktanteilen an Konkurrenzinstitute verantwortlich.

Die Oktober-Umfrage enthielt zusätzliche Fragen zu den Refinanzierungsbedingungen der Banken, zu den Niveaus der Kreditstandards, zu den Auswirkungen des erweiterten Programms des Eurosystems zum Ankauf von Vermögenswerten sowie zu den Folgen des negativen Zinssatzes der Einlagefazilität des Eurosystems für das Kreditgeschäft. Erneut berichteten die deutschen Banken, dass sich vor dem Hintergrund der Lage an den Finanzmärkten die Refinanzierungssituation im Vergleich zum Vorquartal geringfügig verbessert habe. Das erweiterte Ankaufprogramm des Eurosystems verbesserte laut Bankangaben ihre Liquiditätsposition und ihre Finanzierungsbedingungen. Die Liquiditätserhöhung, die unter anderem für die Kreditvergabe genutzt wurde, resultierte dabei hauptsächlich daraus, dass die Bankkunden Portfolioumschichtungen zugunsten von Bankeinlagen vornahmen, und weniger aus bankeigenen Verkäufen von Wertpapieren. Andererseits berichteten die befragten deutschen Banken in der Breite, dass das Ankaufprogramm Druck auf ihre Nettozinsmargen ausübe und dadurch ihre Ertragslage belaste. Auch der negative Zinssatz der Einlagefazilität hat in den letzten sechs Monaten beträchtlich zu einem Rückgang der Nettozinserträge der Banken beigetragen. Infolge des negativen Einlagesatzes sanken sowohl die Kreditzinsen als auch die Margen in allen erfragten Geschäftsbereichen, während sich die Auswirkungen auf das Kreditvolumen in Grenzen hielten.

Im Euro-Raum insgesamt lockerten die befragten Institute ihre Standards im Firmenkundengeschäft erstmals seit gut zwei Jahren nicht weiter. Auch im Geschäft mit den privaten Haushalten fielen die Lockerungen der Vergabemaßstäbe gering aus.

Die Kreditnachfrage vonseiten der Unternehmen stieg laut Angaben der Umfrageteilnehmer im Euro-Raum moderat. Deutliche Zuwächse beim Mittelbedarf verzeichneten die Banken im Geschäft mit den privaten Haushalten.

Die Refinanzierungssituation verbesserte sich nach Angaben der Banken im Euro-Raum etwas. Im Vergleich zu Deutschland stieß das erweiterte Ankaufprogramm im Währungsgebiet in den vergangenen sechs Monaten auf ein etwas stärkeres Interesse. Ähnlich wie in Deutschland verbesserten sich im Zuge des Programms die Liquiditätsposition und die Finanzierungsbedingungen der Banken im Euro-Raum. Gleichzeitig meldeten auch die europäischen Institute eine Belastung ihrer Ertragslage durch gesunkene Nettozinsmargen. Die gewonnene Liquidität wollen die teilnehmenden Banken des Währungsgebiets laut eigenen Angaben in erster Linie zur Kreditvergabe verwenden. Die Angaben der europäischen Banken zu den Auswirkungen des negativen Zinssatzes der Einlagefazilität fielen im Ergebnis ähnlich aus wie die der deutschen Institute. Allerdings wurden auf aggregierter Ebene des Euro-Raums Zuwächse beim Kreditvolumen gemeldet.