Neue Technologien für die Abwicklung DLT-basierter Transaktionen in Zentralbankgeld
Erprobungsphase des Eurosystems erfolgreich abgeschlossen
20.12.2024
25 teilnehmende Institute aus 5 Ländern, darunter 20 in der Rolle als Marktteilnehmer und 11 in der Rolle als Betreiber einer DLT-Infrastruktur, unzählige weitere Beteiligte im Hintergrund, 15 durchgeführte Trials, also echte Transaktionen in den Produktivsystemen, im Wert von über 800 Mio. Euro; 8 Experimente unterschiedlichster Art in den Testumgebungen, 9 Rückzahlungen von Wertpapieren zum Laufzeitende und alle Beteiligten um einen breiten und überaus wertvollen Erfahrungsschatz reicher: das ist die beeindruckende, erfolgreiche Bilanz der sechsmonatigen Erprobungsphase des Eurosystems für die Trigger Solution der Bundesbank, die am 29. November 2024 abgeschlossen wurde.
Vor rund einem Jahr, am 13. Dezember 2023, nahm die Erprobungsphase, die in dieser Form weltweit ihresgleichen sucht, mit der Veröffentlichung des Interessenbekundungsverfahrens des Eurosystems konkret Gestalt an. Europaweit sind 60 Institute dem Aufruf gefolgt und haben sich erfolgreich für eine Teilnahme beworben. Neben der Trigger Solution der Bundesbank konnten auch die beiden Interoperabilitätslösungen der Banca d’Italia und der Banque de France erprobt werden.
Ab Mitte Mai dieses Jahres konnten ganz praktisch Trials und Experimente durchgeführt werden. Der erste Trial der Bundesbank fand am 28. Juni statt. Katharina Tobiasch und Nadine Knaust aus dem Trigger-Team der Bundesbank erinnern sich noch gut. Das war ein richtig aufregender Tag. Monatelang haben sich alle Beteiligten darauf vorbereitet. Als dann die Buchungsbestätigungen aus T2 kamen und die erfolgreiche Ausführung der Transaktion für uns auf dem Bildschirm sichtbar war, haben wir im Team alle gejubelt.
Bereits am 1. Juli folgte der zweite Trial. Bis zum Ende der Exploratory Work sollten 21 weitere Erprobungen folgen.
Einer, der bei sieben dieser Erprobungen als Betreiber einer DLT-Infrastruktur dabei war, ist Thomas Wißbach von der Deutschen Börse/Clearstream. Rückblickend hält er fest: Aus der Sicht der Marktteilnehmer und des Zentralverwahrers waren die Trials eine tolle Gelegenheit sich intensiv und fokussiert mit dem Thema DLT und Blockchain operativ auseinanderzusetzen – und dabei neben dem Wertpapier auch die Zahlung in Zentralbankgeld auf dieser Technologie zu explorieren. Die Bundesbank hat dabei mit der Trigger-Lösung eine marktadäquate und einfach zu implementierende Lösung bereitgestellt und somit maßgeblich zum Erfolg der Maßnahme beigetragen.
Maßgeblich für den Erfolg waren zudem die intensiven Vorbereitungsarbeiten aufseiten aller Beteiligten. Lange bevor ein Trial oder Experiment tatsächlich durchgeführt wurde, fanden u. a. umfangreiche Testaktivitäten statt – von bloßen Verbindungstests bis hin zu durchorchestrierten „Generalproben“ der einzelnen Geschäftsfälle. Für die Trigger Solution der Bundesbank mit ihrer Anbindung an die bestehenden TARGET-Services, dem Rückgrat des europäischen Zahlungsverkehrs, hatten diese Tests eine ganz besondere Bedeutung. Das ist ganz klar, dass da nichts schiefgehen darf.
, lacht Nadine Knaust. Insbesondere bei den Trials, die ja in den Produktivsystemen stattfinden, haben wir uns das immer wieder vor Augen geführt: das sind echte Transaktionen, die innerhalb von Sekunden zu realen und finalen Buchungen in TARGET führen.
Doch genau diese Trials, die echten Transaktionen, waren ein ganz wesentliches Herzstück der Erprobungsphase. Unter Nutzung der neuen Technologien konnte mehrfach gezeigt werden, wie man beispielsweise den Emissionsprozess einer Anleihe von mehreren Tagen auf zum Teil wenige Stunden verkürzen kann. Auch im Bereich von Intraday-Repos liegt ein großes Potential.
Ein positives Resümee zieht auch Oliver Holzbauer von der DekaBank, der die Trigger Solution mit insgesamt zehn Trials und zwei Experimenten sowohl als Market DLT Operator als auch Marktteilnehmer – man kann schon fast sagen – auf Herz und Nieren geprüft hat: Die Sondierungsarbeiten des Eurosystems waren ein voller Erfolg und die enge Kooperation und der offene Austausch mit der Deutschen Bundesbank großartig. Zusammen mit unserem Joint Venture SWIAT, D7 der Deutschen Börse und verschiedenen Partnern aus Kreditwirtschaft und Industrie konnten wir zahlreiche Anwendungsfälle der Trigger Solution testen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Die breite Beteiligung unterstreicht die Bedeutung und das Potenzial der Trigger Solution.
Und wie geht es nun nach Abschluss der Erprobungsphase weiter? Viele Teilnehmer haben mehrfach betont, welch positives und erfolgreiches Momentum das Eurosystem mit den Arbeiten und gemeinsam mit dem Markt geschaffen hat. Ein Momentum, das aus Sicht vieler Marktteilnehmer unbedingt aufrechterhalten werden sollte. Das Eurosystem hat dies verstanden und beschäftigt sich derzeit sehr intensiv mit der Frage, wie es im Bereich der Abwicklung DLT-basierter Finanzmarkttransaktionen in Zentralbankgeld möglicherweise weitergehen könnte. Dazu gehört auch, die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Erprobungsphase systematisch zusammenzutragen und auszuwerten. 2025 wird hier sicherlich ein ganz spannendes Jahr
, ist sich das Trigger-Team der Bundesbank sicher.
Selbstverständlich halten wir Sie über aktuelle Entwicklungen auch über unseren Newsletter auf dem Laufenden. Bis dahin bedanken wir uns bei allen Teilnehmern der Explorationsphase und allen Beteiligten im Hintergrund, den Emittenten und Investoren, den entsprechenden Technologie-Anbietern und den Heimatzentralbanken unserer ausländischen Teilnehmer für die großartige Zusammenarbeit, die vielen gemeinsam erlebten Erfolgserlebnisse und die wertvollen Erfahrungen. Gemeinsam lässt sich in kurzer Zeit viel erreichen; die Erprobungsphase des Eurosystems war dafür ein Paradebeispiel.