Inflationserwartungen und Realität: Implikationen für die letzte Meile der Disinflation Bundesbank Invited Speakers Series
Live-Übertragung ab 14 Uhr (MEZ)
Michael Weber, Associate Professor of Finance an der University of Chicago Booth School of Business, spricht am 28. März 2025 zum Thema Inflationserwartungen und Realität: Implikationen für die letzte Meile der Disinflation.
Worum es in seiner Präsentation geht? Die jüngere ökonomische Forschung hat gezeigt, dass private Haushalte Inflationserwartungen bilden, die von den statistisch gemessenen Inflationszahlen abweichen.
Michael Weber zeigt nun, dass diese Verzerrungen damit zusammenhängen, über welche Kanäle sich Menschen, die in privaten Haushalten leben, über Inflation informieren: hauptsächlich beim Einkaufen und durch Freunde und Familie, weniger über Medien.
Die Wahrnehmung von Inflation durch die Haushalte konzentriert sich daher auf Güter und Dienstleistungen, die vergleichsweise häufig und regelmäßig nachgefragt werden. Dazu gehören zum Beispiel Lebensmittel. Ausgewählte Preise dieser Güter und Dienstleistungen prägen wiederum wesentlich die Inflationserwartungen der Haushalte und erklären auch geschlechtsspezifische Unterschiede in den Inflationserwartungen, da Frauen häufig Einkäufe des täglichen Bedarfs tätigen.
Michael Weber geht zudem der Frage nach, inwiefern geldpolitische Kommunikation durch Zentralbanken die Inflationserwartungen beeinflussen kann. Seine Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Haushalte in Phasen niedriger Inflation weniger für Inflation interessieren. In solchen Zeiten wäre es also eher herausfordernd, die Haushalte kommunikativ zu erreichen.
In Phasen hoher Inflation hingegen beobachten Haushalte die Preisentwicklung intensiver und sind kommunikativ leichter zu erreichen. Sie von künftig sinkenden Inflationsraten zu überzeugen, ist dann jedoch kommunikativ herausfordernd. So zeigte sich nach Ende der Phase sehr hoher Inflationsraten, dass die Inflationserwartungen langsamer zurückgingen als die beobachteten Inflationsraten.
Die anschließende Diskussion mit Bundesbankpräsident Joachim Nagel wird von Professor Falko Fecht, Leiter des Forschungszentrums der Deutschen Bundesbank, moderiert. Abschließend werden auch Fragen aus dem Publikum diskutiert.