Neue Ergebnisse der Bestandserhebung über Direktinvestitionen

Die neueste Ausgabe unserer Statistischen Sonderveröffentlichung 10 „Bestandserhebung über Direktinvestitionen“ informiert über wichtige Ergebnisse zur Entwicklung und Struktur der grenzüberschreitenden Unternehmensvermögen zum Jahresende 2008.[1] Auffallend ist ein verhaltenes internationales Engagement im Umfeld zunehmender konjunktureller Verschlechterung. Hiervon waren aus deutscher Sicht Direktinvestitionen im Euro-Raum weitaus weniger betroffen als in Drittländern. Bei sektoraler Betrachtung hatten vor allem die stark krisenbelasteten Banken Rückgänge zu verzeichnen.

In den ausgewerteten Unternehmensbilanzen zeigen sich bereits deutliche Spuren der weltweiten Rezession. So erhöhte sich von Ende 2007 bis Ende 2008 sowohl der Stand der unmittelbaren deutschen Direktinvestitionen im Ausland lediglich um 4 Mrd € auf 851 Mrd € als auch der Stand der unmittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland nur um 7 Mrd € auf 654 Mrd €. Auf beiden Seiten reduzierte sich das Beteiligungskapital merklich (- 27 Mrdbzw. - 13 Mrd €), bedingt durch eine verschlechterte Ertragslage in 2008 mit rückläufigen Jahresüberschüssen und einem überaus deutlichen Anstieg der Jahresfehlbeträge im Vergleich zum Vorjahr. Zum Ausgleich erhöhten sich bei den deutschen Direktinvestitionen im Ausland vor allem die Kredite von anderen verbundenen Unternehmen in Deutschland an die ausländischen Investitionsobjekte sowie bei den ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland die Kredite der ausländischen Investoren.

Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei der Betrachtung der konsolidiert zu­sammengefassten unmittelbaren und mittelbaren Direktinvestitionen[2]. Das so berechnete deutsche Unternehmensengagement im Ausland erhöhte sich 2008 um 41 Mrd €, und zwar per saldo ausschließlich in den Ländern der Europäischen Währungsunion. Insgesamt wuchs damit der Bestand auf 945 Mrd €. Bei den Direktinvestitionsbeständen außerhalb der Eurozone spielten Wechselkurseffekte eine wichtige Rolle. Hiervon war vor allem das deutsche Unternehmensvermögen im Vereinigten Königreich betroffen, das sich - umgerechnet in Euro - durch den Kursanstieg der Gemeinschaftswährung gegenüber dem Britischen Pfund um fast 30 % deutlich reduzierte. Dagegen schlug der Bewertungsgewinn aus der Aufwertung des US-Dollar gegenüber dem Euro um 5,8 % weit weniger stark zu Buche. Belastend wirkte sich hier der krisenbedingte Ertragseinbruch im US-amerikanischen Bankensektor aus, sodass das deutsche Unternehmensvermögen in den Vereinigten Staaten insgesamt stagnierte.

Die unmittelbaren und mittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland erhöhten sich hingegen nur geringfügig (+ 6 Mrd €) auf 479 Mrd € zum Jahresende 2008.

Fußnote:

1. Die Statistische Sonderveröffentlichung 10 „Bestandserhebung über Direktinvestitionen“ ist auf unserer Website (www.bundesbank.de im Bereich „Statistik“ unter „Veröffentlichungen“) eingestellt worden und als Ergänzung des Statistischen Beihefts „Zahlungsbilanzstatistik“ auch als Papierexemplar von unserer Pressestelle erhältlich.
2. Wegen der großen Bedeutung der Holdinggesellschaften im grenzüberschreitenden Konzernverbund (zwei Fünftel der unmittelbaren deutschen Direktinvestitionen bestanden Ende 2008 in Holdinggesellschaften im Ausland und zwei Drittel der unmittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Holdinggesellschaften in Deutschland) bleiben bei dieser Betrachtung die unmittelbaren Direktinvestitionen in abhängige Holdinggesellschaften unberücksichtigt. Stattdessen werden die Beteiligungen dieser Holdinggesellschaften einbezogen, um die wirtschaftlich relevanten Anlageobjekte zu erkennen.