Die deutsche Zahlungsbilanz im September 2023
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im September 2023 einen Überschuss von 28,1 Mrd €. Das Ergebnis lag um 5,3 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Dahinter standen höhere Aktivsalden im Warenhandel und im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Im Warenhandel weitete sich der positive Saldo um 2,1 Mrd € auf 22,5 Mrd € aus, da die Einnahmen stärker expandierten als die Ausgaben.
Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen vergrößerte sich der Überschuss um 3,2 Mrd € auf 5,6 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war der Rückgang des Passivsaldos in der Dienstleistungsbilanz um 4,3 Mrd € auf 6,1 Mrd €. Die Einkünfte stiegen insgesamt, vor allem wegen höherer Einnahmen aus Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum und aus sonstigen unternehmensbezogenen Diensten. Zudem sanken die Aufwendungen; eine erhebliche Rolle spielten dabei geringere Ausgaben im Reiseverkehr. Darüber hinaus verminderte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen leicht um 0,5 Mrd € auf 4,0 Mrd €. Die Aufwendungen weiteten sich zwar etwas aus; dazu trugen höhere Zahlungen an den EU-Haushalt bei, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen stehen. Stärker expandierten jedoch die Einkünfte, insbesondere aufgrund gestiegener staatlicher Einnahmen aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen. Demgegenüber gaben die Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen um 1,6 Mrd € nach auf 15,8 Mrd €, weil die Einnahmen insgesamt sanken. Dabei erhöhten sich die Einkünfte Gebietsansässiger aus Direktinvestitionsengagements und aus Dividenden für Wertpapieranlagen, kräftiger gingen jedoch die Erträge aus Investmentfondsanteilen zurück.
Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr
Die internationalen Finanzmärkte standen im September im Zeichen geldpolitischer Entscheidungen wichtiger Notenbanken, zugleich prägten unterschiedliche Konjunkturaussichten in den USA und Europa das Umfeld. Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands ergaben sich Netto-Kapitalimporte von 16,6 Mrd € (nach 7,6 Mrd € im August). Dabei erhöhten ausländische Anleger ihren Bestand an deutschen Wertpapieren um per saldo 19,8 Mrd €. Im Ergebnis nahmen sie öffentliche und private Anleihen (30,3 Mrd €) in ihre Portfolios auf. In allen anderen Anlageklassen trennten sie sich hingegen von deutschen Titeln: So verringerten sie im Ergebnis ihren Bestand an Geldmarktpapieren (8,6 Mrd €), Aktien (1,1 Mrd €) und Investmentzertifikaten (0,8 Mrd €). In umgekehrter Richtung kauften heimische Anleger ausländische Wertpapiere für netto 3,2 Mrd €. Sie erwarben per saldo vornehmlich Investmentzertifikate (3,6 Mrd €) und in geringem Umfang auch langfristige Schuldverschreibungen (0,2 Mrd €). Sie trennten sich jedoch von ausländischen Aktien (0,6 Mrd €).
Die Transaktionen mit Finanzderivaten führten im September per saldo zu Mittelabflüssen von 2 Mrd € (nach Abflüssen von 12,3 Mrd € im August).
Bei den Direktinvestitionen ergaben sich im September Netto-Kapitalexporte von 17,3 Mrd € (nach geringen Netto-Kapitalimporten von 0,3 Mrd € im August). Deutsche Unternehmen investierten in verbundene Unternehmen im Ausland im Ergebnis 21,7 Mrd €. Dabei stockten sie zum einen das Beteiligungskapital auf (11,9 Mrd €). Zum anderen gewährten sie zusätzliche konzerninterne Kredite (9,8 Mrd €). Ausländische Unternehmen erhöhten im September ihre Direktinvestitionsmittel in Deutschland um 4,4 Mrd €. Sie stellten diese verbundenen Unternehmen in etwa gleichem Umfang über Beteiligungskapital (2,3 Mrd €) und über die konzerninterne Kreditvergabe (2,1 Mrd €) bereit.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im September per saldo Netto-Kapitalexporte von 20,5 Mrd € (nach 27,3 Mrd € im August). Die Netto-Kapitalexporte ergaben sich aus den Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen (33,4 Mrd €) sowie denen der Monetären Finanzinstitute ohne Bundesbank (25,7 Mrd €). Die Bundesbank verzeichnete einen Rückgang ihrer Nettoforderungen an das Ausland um 36,1 Mrd €. Dazu trugen ein Rückgang der TARGET-Forderungen an die EZB um 8,4 Mrd € und die Zunahme der Verbindlichkeiten der Bundesbank durch höhere Einlagen ausländischer Geschäftspartner bei. Netto-Kapitalimporte ergaben sich aus den grenzüberschreitenden Transaktionen staatlicher Stellen (2,6 Mrd €).
Die Währungsreserven der Bundesbank reduzierten sich im September – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,6 Mrd €.