Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2023

Leistungsbilanzüberschuss zurückgegangen

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Oktober 2023 einen Überschuss von 21,4 Mrd €. Das Ergebnis lag um 6,6 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Zwar weitete sich der Aktivsaldo im Warenhandel etwas aus. Deutlich stärker drückte jedoch, dass der Saldo im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundärein­kommen umfassen, ins Minus drehte.  

Im Warenhandel erhöhte sich der positive Saldo im Berichtsmonat um 0,6 Mrd € auf 23,1 Mrd €, da die Einkünfte kräftiger zunahmen als die Aufwendungen. 

Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen kehrte sich der Überschuss von 5,5 Mrd € im September in ein Defizit von 1,7 Mrd €. Dazu trug die Ausweitung des Passivsaldos in der Dienstleistungsbilanz um 3,0 Mrd € auf 9,2 Mrd € bei. Wesentlich dafür waren steigende Ausgaben; dahinter standen vor allem höhere Aufwendungen im Reiseverkehr wie auch für Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum. Zudem überwogen bei den Einkünften insgesamt die in mehreren Positionen verzeichneten Rückgänge. Darüber hinaus vergrößerte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 2,2 Mrd € auf 6,3 Mrd €. Die Einnahmen gaben nach, auch weil sich die Einkünfte des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen verminderten. Zudem expandierten die Aufwendungen; dabei spielten insbesondere höhere staatliche Ausgaben für laufende Übertragungen im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit eine Rolle. Hinzu kam der Rückgang der Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen um 2,0 Mrd € auf 13,8 Mrd €. Hier dämpften ebenfalls geringere Einnahmen, vor allem wegen gesunkener Einkünfte Gebietsansässiger aus Direktinvestitionsengagements, und höhere Ausgaben, maßgeblich aufgrund gestiegener Zahlungen von übrigen Vermögenseinkommen an Gebietsfremde.

Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr

Die internationalen Finanzmärkte standen im Oktober unter dem Eindruck des Konflikts im Nahen Osten; im Ergebnis prägten jedoch vor allem unterschiedliche Konjunkturaussichten in den USA und Europa den deutschen Kapitalverkehr. Im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands ergaben sich Netto-Kapitalexporte von 7,9 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 23,0 Mrd € im September). Ausschlaggebend war, dass ausländische Anleger ihren Bestand an deutschen Wertpapieren stärker verringerten als deutsche Anleger ihren Bestand an ausländischen Wertpapieren. So trennten sich ausländische Anleger von deutschen Wertpapieren per saldo in Höhe von 10,9 Mrd €. Sie reduzierten vor allem ihren Bestand an deutschen Geldmarktpapieren (17,3 Mrd €), nahmen aber Anleihen zusätzlich in ihre Portfolios auf (9,0 Mrd €). Auch von in Deutschland emittierten Aktien trennten sie sich (2,7 Mrd €), beließen hingegen ihren Bestand an Investmentzertifikaten im Ergebnis fast unverändert (+ 0,1 Mrd €). Deutsche Anleger gaben im Oktober ausländische Wertpapiere für 3,0 Mrd € ab. Vor allem den Bestand ausländischer Anleihen in ihren Portfolios reduzierten sie (3,3 Mrd €), während sie den Bestand an Geldmarktpapieren im Ergebnis kaum veränderten (+ 0,1 Mrd €). Inländische Investoren trennten sich zudem von ausländischen Aktien (0,6 Mrd €), erwarben aber zusätzliche Investmentfondsanteile (0,7 Mrd €). 

Die Transaktionen mit Finanzderivaten führten im Oktober per saldo zu Mittelabflüssen von 11,7 Mrd € (nach Abflüssen von 1,5 Mrd € im September). 

Bei den Direktinvestitionen ergaben sich im Oktober Netto-Kapitalexporte von 2,7 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 19,3 Mrd € im September). Unternehmen mit Sitz in Deutschland investierten im Oktober 12,0 Mrd € im Ausland. Sie stellten verbundenen Unternehmen im Ausland 7,9 Mrd € über den konzerninternen Kreditverkehr bereit, und zwar überwiegend über Handelskredite. Ihr Beteiligungskapital stockten sie um 4,1 Mrd € auf. In umgekehrter Richtung investierten ausländische Unternehmen 9,3 Mrd € in verbundenen Einheiten in Deutschland. Sie stellen dabei vor allem Mittel über die konzerninterne Kreditgewährung bereit (7,1 Mrd €). Ihr Beteiligungskapital an Unternehmen in Deutschland erhöhten sie um 2,1 Mrd €. 

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Oktober per saldo Netto-Kapitalexporte von 1,2 Mrd € (nach 25,0 Mrd € im September). Die Bundesbank verzeichnete eine Zunahme ihrer Nettoforderungen an das Ausland um 35,0 Mrd €. Dazu trugen ein Rückgang der Verbindlichkeiten der Bundesbank durch geringere Einlagen ausländischer Geschäftspartner und eine Zunahme der TARGET-Forderungen an die EZB (um 10,9 Mrd €) bei. Aus den Transaktionen der übrigen Sektoren ergaben sich im Oktober per saldo Mittelzuflüsse: bei den Monetären Finanzinstituten ohne Bundesbank von 21,0 Mrd €, beim Staat von 3,1 Mrd € und bei Unternehmen und Privatpersonen von 9,7 Mrd €.

Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Oktober – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,9 Mrd €.