Die deutsche Zahlungsbilanz im Oktober 2022

Leistungsbilanzüberschuss zurückgegangen

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Oktober 2022 einen Überschuss von 5,9 Mrd €. Damit halbierte sich das Ergebnis im Vergleich zum Vormonat nahezu. Dahinter standen ein niedrigerer Aktivsaldo im Warenhandel und der Umschwung zu einem Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundärein­kommen umfassen.  

Im Warenhandel sank der positive Saldo im Berichtsmonat um 3,7 Mrd € auf 6,4 Mrd €, da sich die Einnahmen stärker verminderten als die Ausgaben.

Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen kehrte sich der Überschuss von 1,5 Mrd € im September in ein Defizit von 0,5 Mrd €. Die Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen nahmen zwar um 0,4 Mrd € auf 11,3 Mrd € zu. Die Ausgaben sanken dabei etwas stärker als die Einkünfte. Der Passivsaldo bei den Sekundäreinkommen weitete sich indes deutlich um 1,3 Mrd € auf 5,3 Mrd € aus. Wesentlich dafür waren geringere Einnahmen, wobei gesunkene Einkünfte des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen eine Rolle spielten. Zudem stiegen die Ausgaben etwas. Zwar verminderten sich die Zahlungen des Staates an den EU-Haushalt, die in Verbindung mit auf das Bruttonationaleinkommen bezogenen Finanzierungsleistungen stehen. Allerdings erhöhten sich die staatlichen Aufwendungen für laufende Übertragungen im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit deutlich. Hinzu kam ein um 1,2 Mrd € auf 6,5 Mrd € gestiegenes Defizit in der Dienstleistungsbilanz. Vor allem die Einnahmen gaben nach, wozu geringere Einkünfte im Bereich der Transportleistungen und der Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum beitrugen. Die Zunahme der Reiseverkehrsaufwendungen wirkte den überwiegend rückläufigen Ausgaben in den übrigen Bereichen entgegen.

Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr

Im Oktober 2022 standen die Finanzmärkte im Zeichen weltweit hoher Inflationsraten und der Erwartung einer weiteren geldpolitischen Straffung in den großen Volkswirtschaften. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalexporte von 15,4 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 7,6 Mrd € im September). Ausländische Anleger reduzierten ihren Bestand an deutschen Wertpapieren um 19,3 Mrd €. Sie trennten sich insbesondere von Geldmarktpapieren (17,9 Mrd €), veräußerten aber auch Anleihen (3,0 Mrd €) und in geringem Umfang Investmentzertifikate (0,8 Mrd €). Hingegen erwarben sie für 2,4 Mrd € Aktien deutscher Unternehmen. Deutsche Anleger trennten sich per saldo ihrerseits von ausländischen Wertpapieren (3,9 Mrd €). Sie veräußerten Aktien (3,9 Mrd €) sowie Geldmarktpapiere (2,4 Mrd €), erwarben aber Anleihen (1,4 Mrd €) und Investmentzertifikate (1,0 Mrd €).

Die Transaktionen mit Finanzderivaten schlossen im Oktober mit Mittelabflüssen von 5,2 Mrd € (September: 10,5 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Oktober Netto-Kapitalexporte von 10,8 Mrd € (September: 2,5 Mrd €). Unternehmen mit Sitz in Deutschland erhöhten ihre Direktinvestitionsmittel im Ausland um 19,8 Mrd €. Sie stockten ihr grenzüberschreitend investiertes Beteiligungskapital auf (23,5 Mrd €), wobei rund ein Drittel auf reinvestierte Gewinne entfiel. Hingegen reduzierten sie das an ausländische Unternehmenseinheiten vergebene Kreditvolumen (3,7 Mrd €); betroffen waren vorwiegend Finanzkredite. In umgekehrter Richtung weiteten ausländische Gesellschaften ihr Engagement in Deutschland ebenfalls aus (9,0 Mrd €). Sie erhöhten ihr Beteiligungskapital an verbundenen Unternehmen in Deutschland um 1,1 Mrd € und vergaben zusätzliche Kredite an inländische Unternehmenseinheiten (7,9 Mrd €). Dies geschah im Ergebnis ausschließlich über Finanzkredite, da bei den Handelskrediten die Tilgungen überwogen.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Oktober per saldo Netto-Kapitalimporte von 8,2 Mrd € (nach 13,9 Mrd € im September). Die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank sanken um 20,0 Mrd €. Dabei gingen die TARGET2-Forderungen um 36,6 Mrd € zurück. Zugleich sanken aber auch die Einlagen von Ansässigen aus Ländern außerhalb des Euroraums. Netto-Kapitalimporte verzeichneten zudem die monetären Finanzinstitute ohne Bundesbank (4,0 Mrd €). Hingegen führten die Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen (13,0 Mrd €) sowie des Staates (2,8 Mrd €) im Ergebnis zu Kapitalexporten.

Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im Oktober – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,7 Mrd €.