Die deutsche Zahlungsbilanz im Juni 2018
Leistungsbilanzüberschuss gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juni 2018 einen Überschuss von 26,2 Mrd €. Das Ergebnis lag um 12,9 Mrd € über dem Niveau des Vormonats. Wesentlich dafür war der Anstieg des Saldos im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen. Hinzu kam ein größerer Überschuss im Warenhandel.
Der Überschuss im Warenhandel nahm im Berichtsmonat gegenüber dem Vormonat um 2,5 Mrd € auf 24,0 Mrd € zu. Dabei expandierten die Warenausfuhren stärker als die Wareneinfuhren.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen wiesen im Juni einen Positivsaldo von 2,2 Mrd € auf, nach einem Defizit von 8,2 Mrd € im Vormonat. Ursächlich dafür war der höhere Saldo bei den Primäreinkommen, der die Saldorückgänge bei den Sekundäreinkommen und in der Dienstleistungsbilanz überwog. Bei den Primäreinkommen schwang der Saldo von Nettoausgaben (in Höhe von 7,3 Mrd €) im Mai zurück zu Nettoeinkünften (die 6,8 Mrd € betrugen). Dies hing insbesondere mit einer Gegenbewegung bei den Dividendenzahlungen an Gebietsfremde nach der erheblichen Ausweitung im Vormonat zusammen. Die vor allem daraus resultierende entsprechende Gegenbewegung bei den Einnahmen des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen trug wesentlich dazu bei, dass bei den Sekundäreinkommen wieder ein Defizit (das sich auf 2,9 Mrd € belief) verzeichnet wurde, nachdem die Bilanz im Vormonat mit 0,1 Mrd € nahezu ausgeglichen gewesen war. Der Passivsaldo in der Dienstleistungsbilanz weitete sich um 0,7 Mrd € auf 1,7 Mrd € aus. Die Einnahmen stiegen zwar, wobei höhere Einkünfte insbesondere aus EDV-Diensten den Rückgang vor allem bei den Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum überkompensierten. Der Anstieg bei den Ausgaben, zu dem höhere Reiseverkehrsaufwendungen erheblich beitrugen, war jedoch stärker.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der geldpolitischen Beschlüsse verschiedener Notenbanken verzeichnete der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands im Juni Netto-Kapitalexporte in Höhe von 21,8 Mrd € (Mai: Netto-Kapitalimporte von 15,9 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass ausländische Investoren per saldo deutsche Wertpapiere in Höhe von 19,8 Mrd € veräußerten. Dabei verkauften sie sowohl
– überwiegend öffentliche – Anleihen (13,3 Mrd €), die zum Teil die Bundesbank im Rahmen der Ankaufprogramme des Eurosystems übernahm, als auch Geldmarktpapiere (7,2 Mrd €). Hingegen erwarben ausländische Anleger in geringem Maße Investmentzertifikate (0,5 Mrd €) und Aktien (0,2 Mrd €) in Deutschland. Inländische Investoren nahmen im gleichen Zeitraum ausländische Wertpapiere im Umfang von 2,0 Mrd € in ihre Portfolios auf. Sie kauften Investmentzertifikate (1,4 Mrd €) und Aktien (0,8 Mrd €), während sie sich von Schuldverschreibungen trennten (0,3 Mrd €).
Auch der Bereich der Direktinvestitionen schloss im Juni mit Netto-Kapitalexporten ab, und zwar in Höhe von 5,1 Mrd € (Mai: Netto-Kapitalexporte von 12,1 Mrd €). Besonders lebhaft waren hierbei die Direktinvestitionen von deutschen Unternehmen im Ausland, die sich auf 30,7 Mrd € beliefen. Hiesige Eigner stockten ihr Beteiligungskapital bei verbundenen Unternehmen im Ausland kräftig auf (26,3 Mrd €) und vergaben zusätzlich konzerninterne Kredite (4,5 Mrd €), und zwar ausschließlich in Form von Handelskrediten. Durch den Zufluss ausländischer Direktinvestitionsmittel nach Deutschland ergaben sich per saldo Kapitalimporte in Höhe von 25,6 Mrd €. Dies erfolgte überwiegend über konzerninterne Kredite (26,1 Mrd €), wobei Finanzkredite stärker zu Buche schlugen als Handelskredite. Dagegen verringerten ausländische Gesellschaften ihr Beteiligungskapital im Inland in geringem Maße (0,4 Mrd €).
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Juni zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 12,0 Mrd € (Mai: Netto-Kapitalexporte von 14,8 Mrd €). Zum einen gab es Mittelzuflüsse bei den Nichtbanken (9,1 Mrd €), die durch die Kapitalimporte der Unternehmen und Privatpersonen (9,0 Mrd €) getrieben wurden. Zum anderen verbuchte das Bankensystem im Juni ebenfalls Netto-Kapitalimporte (2,9 Mrd €). Diese waren in erster Linie auf Mittelzuflüsse bei der Bundesbank (25,7 Mrd €) zurückzuführen. Einem Anstieg von Einlagen ausländischer Geschäftspartner bei der Bundesbank (45,7 Mrd €) stand eine Erhöhung der TARGET2-Forderungen (20,1 Mrd €) gegenüber. Die Monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) verzeichneten im Gegensatz dazu Netto-Kapitalexporte in Höhe von 22,8 Mrd €.
Die Währungsreserven der Bundesbank nahmen im Juni – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,2 Mrd € zu.