Die deutsche Zahlungsbilanz im Juli 2018
Leistungsbilanzüberschuss gesunken
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Juli 2018 einen Überschuss von 15,3 Mrd €. Das Ergebnis lag um 11,3 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand ein Rückgang sowohl des Aktivsaldos im Warenhandel als auch des Saldos im Bereich der "unsichtbaren" Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Der Überschuss im Warenhandel verminderte sich im Berichtsmonat gegenüber dem Vormonat um 6,8 Mrd € auf 17,7 Mrd €. Dabei gaben die Warenausfuhren nach, während die Wareneinfuhren zunahmen.
Die "unsichtbaren" Leistungstransaktionen wiesen im Juli einen Passivsaldo von 2,4 Mrd € auf, nach einem Aktivsaldo von 2,2 Mrd € im Vormonat. Dazu trug im Wesentlichen die Ausweitung des Defizits in der Dienstleistungsbilanz und bei den Sekundäreinkommen bei. In der Dienstleistungsbilanz erhöhte sich der Passivsaldo um 2,2 Mrd € auf 4,2 Mrd €. Ausschlaggebend dafür war der jahreszeitübliche Anstieg der Reiseverkehrsausgaben. Bei den Sekundäreinkommen nahm das Defizit um 1,8 Mrd € auf 4,7 Mrd € zu. Dies hing vor allem mit geringeren Einnahmen des Staates aus laufenden Steuern auf Einkommen und Vermögen zusammen, zudem mit höheren Zahlungen an den EU-Haushalt im Rahmen BNE-bezogener Finanzierungsleistungen. Darüber hinaus verminderten sich die Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen um 0,6 Mrd € auf 6,5 Mrd €. Hier sanken die Einnahmen stärker als die Ausgaben, wobei insbesondere eine Rolle spielte, dass die Dividendeneinkünfte Gebietsansässiger in größerem Umfang zurückgingen als die Dividendenzahlungen an Gebietsfremde.
Mittelabflüsse im Wertpapierverkehr
Vor dem Hintergrund einer robusten Weltkonjunktur verzeichnete der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands im Juli Netto-Kapitalexporte in Höhe von 27,6 Mrd € (Juni: Netto-Kapitalexporte von 20,3 Mrd €). Ausländische Investoren veräußerten per saldo deutsche Wertpapiere in Höhe von 16,2 Mrd €. Sie trennten sich von – überwiegend öffentlichen – Anleihen (18,4 Mrd €) und Aktien (0,1 Mrd €). Hingegen erwarben sie Geldmarktpapiere (2,0 Mrd €) und in geringem Maße Investmentzertifikate (0,3 Mrd €). Inländische Anleger nahmen im gleichen Zeitraum ausländische Wertpapiere im Umfang von 11,4 Mrd € in ihre Portfolios auf. Sie kauften hierbei Schuldverschreibungen (6,4 Mrd €), Aktien (2,7 Mrd €) und Investmentzertifikate (2,2 Mrd €).
Auch die Direktinvestitionen schlossen im Juli mit Netto-Kapitalexporten ab, und zwar in Höhe von 2,8 Mrd € (Juni: Netto-Kapitalexporte von 6,6 Mrd €). Ausschlaggebend hierbei waren die Direktinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland, die sich auf 5,3 Mrd € beliefen. Während inländische Investoren ihr Beteiligungskapital im Ausland um 9,1 Mrd € aufstockten, sanken ihre konzerninternen Kreditforderungen um 3,8 Mrd €. Hierbei zahlten insbesondere ausländische Tochtergesellschaften zuvor erhaltene Finanzkredite an ihre inländischen Muttergesellschaften zurück. Inländischen Unternehmen flossen aus dem Ausland Direktinvestitionsmittel in Höhe von 2,5 Mrd € zu. Dies erfolgte überwiegend über konzerninterne Kredite (1,9 Mrd €), und zwar ausschließlich in Form von Finanzkrediten. Darüber hinaus erhöhten ausländische Gesellschaften ihr Beteiligungskapital im Inland um 0,6 Mrd €.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Juli zu Netto-Kapitalimporten in Höhe von 25,8 Mrd € (Juni: Netto-Kapitalimporte von 10,1 Mrd €). Entscheidend waren die Mittelzuflüsse im Bankensystem (31,5 Mrd €), wobei die Bundesbank den größten Anteil hatte (30,0 Mrd €). Die TARGET2-Forderungen fielen hierbei stärker (63,0 Mrd €) als die Einlagen Gebietsfremder bei der Bundesbank (33,0 Mrd €). Bei den Monetären Finanzinstituten (ohne Bundesbank) kam es ebenfalls zu Mittelzuflüssen, allerdings nur in Höhe von 1,5 Mrd €. Die Nichtbanken verbuchten im Juli dagegen Netto-Kapitalexporte (5,7 Mrd €). Hier standen den Mittelabflüssen von Unternehmen und Privatpersonen (7,3 Mrd €) Mittelzuflüsse bei den staatlichen Stellen (1,6 Mrd €) entgegen.
Die Währungsreserven der Bundesbank verzeichneten im Juli – zu Transaktionswerten gerechnet – eine Zunahme um 0,3 Mrd €.