Die deutsche Zahlungsbilanz im Januar 2023
Leistungsbilanzüberschuss kräftig vermindert
Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im Januar 2023 einen Überschuss von 16,2 Mrd €. Das Ergebnis lag um 9,4 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand der Rückgang des Aktivsaldos im Warenhandel und vor allem im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.
Im Warenhandel sank der positive Saldo im Berichtsmonat um 1,0 Mrd € auf 9,9 Mrd €, da die Einnahmen stärker nachgaben als die Aufwendungen.
Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen ging der Überschuss um 8,5 Mrd € auf 6,3 Mrd € zurück. Wesentlich dafür war die Verminderung der Nettoeinkünfte bei den Primäreinkommen um 8,4 Mrd € auf 12,8 Mrd €. Dazu trugen insbesondere geringere Einnahmen bei, nachdem im Dezember 2022 die EU-Agrarsubventionen an Deutschland ausgezahlt worden waren. Zudem sanken die Einkünfte aus Vermögenseinkommen. In der Dienstleistungsbilanz kehrte sich der Aktivsaldo in Höhe von 1,4 Mrd € im Dezember 2022 in ein ebenso großes Defizit im Berichtsmonat. Die Einkünfte gaben stärker nach als die Aufwendungen; dies betraf vor allem die Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum, EDV-Dienstleistungen und sonstige unternehmensbezogene Dienste. Dagegen verminderte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 2,7 Mrd € auf 5,1 Mrd €. Die Einnahmen gingen zwar zurück; kräftiger sanken jedoch die Ausgaben, wobei insbesondere geringere staatliche Aufwendungen für laufende Übertragungen im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit eine Rolle spielten.
Netto-Kapitalexporte im Wertpapierverkehr
Im Januar 2023 standen die Finanzmärkte im Zeichen eines wachsenden Risikoappetits aufgrund besserer Konjunkturaussichten. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalexporte von 24,3 Mrd € (nach 52,5 Mrd € im Dezember). Deutsche Anleger erhöhten ihren Bestand an ausländischen Wertpapieren um 39,8 Mrd €. Sie kauften Anleihen (24,5 Mrd €), Geldmarktpapiere (6,1 Mrd €), Investmentzertifikate (4,9 Mrd €) und Aktien (4,3 Mrd €). In umgekehrter Richtung kauften ausländische Anleger per saldo deutsche Wertpapiere (15,5 Mrd €). Sie nahmen Anleihen (23,0 Mrd €) sowie in geringem Umfang Aktien (0,3 Mrd €) und Investmentzertifikate (0,2 Mrd €) in ihre Portfolios auf, trennten sich aber von Geldmarktpapieren (8,0 Mrd €).
Die Transaktionen mit Finanzderivaten schlossen im Januar mit Mittelabflüssen von 8,3 Mrd € (nach Mittelzuflüssen von 10,1 Mrd € im Dezember).
Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im Januar Netto-Kapitalexporte von 14,5 Mrd € (nach 26,4 Mrd € im Dezember). Ausländische Unternehmen verringerten ihre Direktinvestitionsmittel in Deutschland um 21,9 Mrd €. Verantwortlich waren Nettotilgungen im konzerninternen Kreditverkehr (25,4 Mrd €), überwiegend im Bereich der Finanzkredite. Dagegen stellten ausländische Gesellschaften ihren verbundenen Unternehmen in Deutschland zusätzliches Beteiligungskapital zur Verfügung (3,5 Mrd €). Hierbei spielten reinvestierte Gewinne eine wichtige Rolle. In umgekehrter Richtung reduzierten deutsche Unternehmen ebenfalls ihr Engagement im Ausland (7,4 Mrd €). Sie senkten das Kreditvolumen sowohl von Handelskrediten (9,7 Mrd €) als auch von Finanzkrediten (3,6 Mrd €) an ausländische Unternehmenseinheiten. Dagegen erhöhten sie ihr Beteiligungskapital an verbundenen Unternehmen im Ausland um 5,9 Mrd €. Dies erfolgte fast ausschließlich über reinvestierte Gewinne.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im Januar per saldo Netto-Kapitalimporte von 29,9 Mrd € (nach 4,9 Mrd € im Dezember). Die Netto-Auslandsforderungen der Monetären Finanzinstitute ohne Bundesbank sanken um 68,4 Mrd €, diejenigen der Bundesbank erhöhten sich um 11,2 Mrd €. Zwar sanken die TARGET2-Forderungen an die EZB um 106,7 Mrd €. Zugleich verringerten sich aber auch die Einlagen, vorwiegend von Ansässigen aus Ländern außerhalb des Euroraums. Bei den Unternehmen und Privatpersonen (18,2 Mrd €) und den staatlichen Stellen (9,1 Mrd €) ergaben sich ebenfalls Netto-Kapitalexporte.
Die Währungsreserven der Bundesbank verringerten sich im Januar – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd €.