Die deutsche Zahlungsbilanz im August 2022

Leistungsbilanzüberschuss zurückgegangen

Die deutsche Leistungsbilanz verzeichnete im August 2022 einen Überschuss von nur 0,6 Mrd €. Das Ergebnis lag um 4,8 Mrd € unter dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand ein gesunkener Aktivsaldo im Warenhandel. Lediglich geringfügig veränderte sich das Defizit im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die neben Dienstleistungen auch Primär- und Sekundäreinkommen umfassen.

Im Warenhandel ging der positive Saldo im Berichtsmonat um 5,0 Mrd € auf 3,5 Mrd € zurück, da sich die Einnahmen verminderten und die Ausgaben stark stiegen.

Bei den „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verkleinerte sich der Passivsaldo geringfügig um 0,2 Mrd € auf 2,9 Mrd € im August. Dabei wurden die Saldenanstiege bei den Primär- und Sekundäreinkommen fast durch die Ausweitung des Defizits in der Dienstleistungsbilanz um 1,6 Mrd € auf 8,8 Mrd € ausgeglichen. Die Dienstleistungseinnahmen gaben insgesamt nach, vor allem aufgrund geringerer Einkünfte aus Gebühren für die Nutzung von geistigem Eigentum und sonstigen unternehmensbezogenen Diensten. Hinzu kamen größere Ausgaben; maßgeblich dafür waren höhere Aufwendungen für Transportleistungen und, wie zu dieser Jahreszeit üblich, im Reiseverkehr. Dagegen stiegen die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen um 0,9 Mrd € auf 11,6 Mrd €. Zwar blieben die gesamten Einnahmen praktisch unverändert, auch weil sich geringere Einkünfte aus Direktinvestitionsengagements und höhere Einnahmen aus Wertpapieranlagen etwa die Waage hielten. Die Ausgaben sanken jedoch; dazu trugen rückläufige Dividendenzahlungen an Gebietsfremde für Wertpapierengagements bei. Darüber hinaus verminderte sich das Defizit bei den Sekundäreinkommen um 0,9 Mrd € auf 5,6 Mrd €, was im Wesentlichen mit geringeren staatlichen Ausgaben für laufende Übertragungen im Rahmen von internationaler Zusammenarbeit in Verbindung stand.

Netto-Kapitalimporte im Wertpapierverkehr

Im August 2022 waren die Finanzmärkte weiterhin vom Umfeld hoher Inflationsraten bei zugleich eingetrübten Konjunkturaussichten geprägt. Der grenzüberschreitende Wertpapierverkehr Deutschlands verzeichnete Netto-Kapitalimporte von 24,9 Mrd € (nach Netto-Kapitalexporten von 5,4 Mrd € im Juli). Ausländische Anleger nahmen per saldo deutsche Wertpapiere in ihre Portfolios auf (15,6 Mrd €). Sie erwarben Anleihen (22,9 Mrd €), trennten sich jedoch von Geldmarktpapieren (4,6 Mrd €) und Aktien (2,6 Mrd €). Demgegenüber veräußerten inländische Anleger per saldo ausländische Wertpapiere für 9,3 Mrd €. Sie trennten sich von Anleihen (7,0 Mrd €), Aktien (2,4 Mrd €) und Geldmarktpapieren (0,2 Mrd €). Hingegen erwarben sie in geringem Umfang Investmentzertifikate (0,4 Mrd €).

Die Transaktionen mit Finanzderivaten schlossen im August mit Mittelabflüssen von 1,4 Mrd € (Juli: 4,0 Mrd €).

Im Bereich der Direktinvestitionen ergaben sich im August Netto-Kapitalexporte von 12,7 Mrd € (Juli: 14,1 Mrd €). Ausschlaggebend war, dass inländische Gesellschaften ihr Engagement im Ausland um 52,5 Mrd € steigerten. Sie stellten über den konzerninternen Kreditverkehr Unternehmenseinheiten im Ausland 43,7 Mrd € an zusätzlichen Mitteln bereit. Zudem weiteten sie ihr Beteiligungskapital um 8,8 Mrd € aus, was überwiegend durch reinvestierte Gewinne geschah. In umgekehrter Richtung erhöhten ausländische Gesellschaften ihr Engagement in Deutschland (39,8 Mrd €). Sie vergaben konzerninterne Kredite (39,6 Mrd €) und erhöhten ihr Beteiligungskapital um 0,2 Mrd €.

Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen), Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, ergaben sich im August per saldo Netto-Kapitalexporte von 41,1 Mrd € (nach Netto-Kapitalimporten von 34,9 Mrd € im Juli). Die Netto-Auslandsforderungen der Bundesbank erhöhten sich um 47,2 Mrd €. Dieser Anstieg war wesentlich auf die gestiegenen TARGET2-Forderungen zurückzuführen (78,9 Mrd €). Zugleich nahmen aber auch die Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank zu. Ausschlaggebend waren gestiegene Einlagen von Ansässigen aus Ländern außerhalb des Euroraums bei der Bundesbank. Die monetären Finanzinstitute (ohne Bundesbank) wiesen Netto-Kapitalexporte von 2,0 Mrd € aus. Dagegen führten die Transaktionen von Unternehmen und Privatpersonen (5,9 Mrd €) und dem Staat (2,2 Mrd €) im Ergebnis zu Kapitalimporten.

Die Währungsreserven der Bundesbank stiegen im August – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,1 Mrd €.