Deutschland-Prognose der Bundesbank: Wirtschaft kämpft mit hartnäckigem Gegenwind Inflation sinkt ab 2026 auf 2 Prozent

Die Erholung der Konjunktur lässt auf sich warten. Die deutsche Wirtschaft kämpft nicht nur mit hartnäckigem konjunkturellen Gegenwind, sondern auch mit strukturellen Problemen, erklärte Bundesbankpräsident Joachim Nagel anlässlich der neuen Deutschland-Prognose seines Hauses. Diese belasteten vor allem die Industrie sowie ihre Exportgeschäfte und Investitionen. Auch der Arbeitsmarkt reagiert mittlerweile spürbar auf die schon länger andauernde Wirtschaftsschwäche, sagte Nagel. Dies dämpfe den privaten Konsum. Anders als bisher prognostiziert wird er nicht zu einem Motor für die wirtschaftliche Erholung. 

Im laufenden Winterhalbjahr wird das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) daher stagnieren und erst im Verlauf des Jahres 2025 langsam zur Erholung ansetzen. Der Deutschland-Prognose zufolge sinkt das reale BIP in diesem Jahr kalenderbereinigt um 0,2 Prozent und wächst im kommenden Jahr nur leicht um 0,2 Prozent. In den Jahren 2026 und 2027 legt die deutsche Wirtschaft dann etwas stärker um 0,8 Prozent beziehungsweise 0,9 Prozent zu. 

Die Bundesbank-Fachleute erwarten im Rahmen ihrer Prognose nur eine allmähliche Belebung der Exportgeschäfte. Sie gehen davon aus, dass mit einer weiteren Verzögerung auch die Investitionen der Unternehmen wieder zulegen. Der private Konsum steigt zwar durchgängig, aber nicht mehr so stark wie bislang erwartet, erläuterte Nagel. Angesichts der vorübergehenden Abkühlung am Arbeitsmarkt und einer Verlangsamung des Lohnwachstums weiten die Verbraucherinnen und Verbraucher ihre Konsumausgaben zunächst nur wenig aus. Insgesamt wurde der Wachstumsausblick der Deutschland-Prognose vom Juni im gesamten Prognosezeitraum kräftig abwärts revidiert. 

Trotz der schwachen Konjunktur sinkt die Inflationsrate 2025 gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) nur leicht von jahresdurchschnittlich 2,5 auf 2,4 Prozent. Dies liegt an vorübergehend stärker steigenden Preisen für Nahrungsmittel und am nur langsam nachlassenden Preisdruck bei Dienstleistungen.Ab dem Jahr 2026 erreicht die Inflationsrate in Deutschland aber allmählich wieder 2 Prozent, sagte Bundesbankpräsident Nagel. Dabei wirken vor allem zwei Faktoren: die vorherige geldpolitische Straffung und der abnehmende Druck der Arbeitskosten.

Ohne Energie und Nahrungsmittel, also in der Kernrate, sinkt die Teuerung von 3,3 Prozent in diesem Jahr auf 2,4 Prozent im kommenden Jahr und auf 1,9 Prozent im Jahr 2026. Mit der Konjunkturerholung zum Ende des Prognosezeitraums wird der Deutschland-Prognose zufolge die Kernrate wieder leicht zunehmen. Für 2027 erwarten die Bundesbank-Fachleute einen Wert von 2,0 Prozent.

Die staatliche Defizitquote sinkt leicht von 2,6 Prozent im Jahr 2023 auf 2,4 Prozent im Jahr 2027. Entlastend wirken die auslaufenden staatlichen Hilfsmaßnahmen aus der Energiekrise. Andere Ausgaben, etwa der Sozialversicherungen sowie für Zinsen und Verteidigung, steigen hingegen stark. Die Schuldenquote sinkt bis 2027 auf 61,7 Prozent. Im Jahr 2023 hatte sie noch bei 62,9 Prozent gelegen. 

Der derzeit größte Unsicherheitsfaktor für die Prognose ist ein möglicherweise global zunehmender Protektionismus, warnte der Bundesbankpräsident. Unwägbarkeiten gehen auch von geopolitischen Konflikten, den Auswirkungen der strukturellen Veränderungen sowie der Ausrichtung der künftigen Finanz- und Wirtschaftspolitik nach der Bundestagswahl im Februar aus. Insgesamt überwiegen derzeit die Risiken für ein noch schwächeres Wirtschaftswachstum und eine höhere Inflation. 

Projektion Dezember 2024

Veränderung ggü. Vorjahr in %

2023

2024

2025

2026

2027

Reales BIP, kalenderbereinigt

-0,1

-0,2

0,2

0,8

0,9

Reales BIP, unbereinigt

-0,3

-0,2

0,1

1,1

1,0

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

6,0

2,5

2,4

2,1

1,9

Harmonisierter Verbraucherpreisindex
ohne Energie und Nahrungsmittel

5,1

3,3

2,4

1,9

2,0

Quelle: Statistisches Bundesamt (bis 3. Vj. 2024). 2024 bis 2027 eigene Prognose.