Trends und Perspektiven im Zahlungsverkehr Gastbeitrag in die bank; Ausgabe April 2014

Seit rund zehn Jahren arbeiten die Europäische Union, das Eurosystem und die europäische Kreditwirtschaft an der Schaffung eines einheitlichen Marktes im unbaren Euro-Zahlungsverkehr (Single Euro Payments Area: SEPA) in Europa. Ein erster Meilenstein ist die Ablösung der nationalen Verfahren für Überweisungen und Lastschriften durch die entsprechenden SEPA-Verfahren. Doch der unbare Zahlungsverkehr umfasst neben Überweisungen und Lastschriften auch Kartenzahlungen und neue innovative Verfahren für Zahlungen im Internet oder mit dem Mobiltelefon. Diese weisen ein erhebliches Marktpotenzial auf. Um auch hier die Synergieeffekte eines gemeinsamen Binnenmarktes zu heben, rücken diese Marktsegmente immer stärker in den Fokus der Politik.

SEPA für Überweisungen und Lastschriften

Seit rund zehn Jahren arbeiten die Europäische Union, das Eurosystem und die europäische Kreditwirtschaft an der Schaffung eines einheitlichen Marktes im unbaren Euro-Zahlungsverkehr (Single Euro Payments Area: SEPA) in Europa, um so der Bedeutung Europas als stärkster Wirtschaftsraum der Welt auch im Zahlungsverkehr gerecht zu werden. Eigentlich war alles klar: Ab dem 1. Februar 2014 sollten gemäß der SEPA-Verordnung alle Überweisungen und Lastschriften im Euroraum als SEPA-Zahlungen abgewickelt werden.

Überraschenderweise veröffentlichte die EU-Kommission am 9. Januar 2014 aber den Vorschlag, die Nutzung der alten Zahlungsverkehrsformate bis zum 1. August 2014 weiter zu erlauben. Diese Initiative sorgte zwischenzeitlich für Verwirrung: Die vorgeschlagene Regelung konnte wegen der Dauer des erforderlichen Gesetzgebungsverfahrens erst im Februar 2014 Rechtskraft erlangen, galt aber rückwirkend zum 31. Januar 2014. In der allgemeinen Diskussion wurde auch zu wenig deutlich, dass die Fristverlängerung nach dem Wortlaut des Vorschlags der EU-Kommission den Migrationstermin 1. Februar 2014 nicht aufhebt. Sie gibt lediglich Nutzern, die ihre Umstellung nicht termingerecht abschließen können, eine "Gnadenfrist" von sechs Monaten – wenn deren Kreditinstitut mitspielt. Denn ein gesetzlicher Anspruch auf die Annahme der Altformate besteht nicht.

 Erfreulicherweise haben die meisten Marktteilnehmer ihre SEPA-Projekte trotzdem konsequent fortgesetzt und konnten die Umstellung daher zeitnah abschließen. Seit dem 1. Februar 2014 sind SEPA-Überweisungen und SEPA-Lastschriften die Regel, und nicht mehr die Ausnahme in Deutschland. Dies gilt insbesondere für die Überweisungen, bei denen die Umstellung weitgehend abgeschlossen sein dürfte. Aber auch die Nutzung des SEPA-Lastschriftverfahrens hat sich sehr dynamisch entwickelt.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher ändert sich im Übrigen durch die Fristverlängerung nichts. Sie können bis zum 1. Februar 2016 wie bisher Kontonummer und Bankleitzahl nutzen. Daueraufträge haben die Banken und Sparkassen automatisch auf SEPA umgestellt und erteilte Einzugsermächtigungen behalten ihre Gültigkeit. Auch bleibt es bei der aus Verbrauchersicht wichtigen Erleichterung, dass SEPA-Zahlungen innerhalb Deutschlands seit dem 1. Februar 2014 allein mit der IBAN (International Bank Account Number) beauftragt werden können. Der BIC (Business Identifier Code) ist hierfür nicht mehr erforderlich. Bei grenzüberschreitenden SEPA-Zahlungen entfällt der BIC ab Februar 2016.

SEPA für Karten

Der Kartenzahlungsverkehr, also Zahlungen mit Debit- und Kreditkarten, wurde in der SEPA-Verordnung zunächst ausgeklammert. Dies ist auf den ersten Blick überraschend, da sich Kartenzahlungen im Euroraum zum dominierenden Instrument im unbaren Zahlungsverkehr entwickelt haben. Auf Karten entfallen mittlerweile gut 36 % aller unbaren Transaktionen, gefolgt von Lastschriften (29 %) und Überweisungen (26 %). Schecks (5 %) und vorausbezahlte Zahlungsprodukte – wie in Deutschland beispielsweise die Geldkarte –, die vor mehr als zehn Jahren als großer Hoffnungsträger am Markt gestartet wurden, spielen eine zu vernachlässigende Rolle. In Deutschland haben Kartenzahlungen mit gut 17 % im Vergleich zu Lastschriften (48 %) und Überweisungen (38 %) zwar einen geringeren Marktanteil, doch ihre relative Bedeutung nimmt auch in Deutschland stetig zu.

 Das bislang geringere Integrationstempo ist einerseits verständlich. Denn der Kartenzahlungsverkehr umfasst mehr Akteure und Schnittstellen und weist eine höhere Komplexität auf als der Markt für Überweisungen und Lastschriften. Der Kartenzahlungsverkehr ist im SEPA-Raum immer noch stark fragmentiert. Die Abwicklung ist durch nationale Standards und Verfahren gekennzeichnet. Bisherige Bestrebungen beschränkten sich auch eher auf Leitlinien und abstrakt gehaltene Prinzipien für den Weg zu einer "SEPA für Karten". Andererseits ist klar: Nachdem die SEPA-Migration für Überweisungen und Lastschriften jetzt fast abgeschlossen ist, wird sich der Fokus auf den Kartenzahlungsverkehr richten.

 Aus Sicht des Eurosystems sind vor allem einheitliche technische Standards notwendig, und zwar über die gesamte Prozesskette im Kartenzahlungsverkehr hinweg: von der Karte über das Händlerterminal mit seinen verschiedenen Schnittstellen bis zum Kartenclearing zwischen den beteiligten Kreditinstituten. Denn nur gemeinsame, offene und freie Standards legen die Basis für einen europaweiten Wettbewerb zwischen verschiedenen Anbietern, der letztlich die Nutzung jeder Karte an jedem Terminal in Europa sicherstellen soll. Konkret sollte es dabei zum Beispiel für Händler möglich sein, durch eine einmalige Zertifizierung – vergleichbar mit einem „Europäischen Pass“ – Transaktionen aller SEPA-fähigen Kartensysteme abwickeln zu können.

Mangels eines ganzheitlichen Ansatzes entwickeln jedoch teilweise mehrere Standardisierungsinitiativen derzeit konkurrierende Spezifikationen für die einzelnen Schnittstellen. Im Interesse eines einheitlichen europäischen Marktes für Kartenzahlungen muss allerdings Wert darauf gelegt werden, dass die Interoperabilität zwischen den Standards sichergestellt ist. Hierfür sollten sich alle Marktteilnehmer einsetzen.

 Besonderes Augenmerk verdient aus deutscher Sicht die Schnittstelle zwischen der Bank des Händlers und der kartenausgebenden Bank. In Deutschland wird durch die Mitnutzung der technischen Lastschriftinfrastruktur eine hohe Effizienz bei der Abwicklung von Transaktionen im deutschen girocard-System erzielt. Eigene Clearingmechanismen, die in anderen Kartensystemen üblich sind, werden obsolet. Genau hier setzt die Berlin Group, eine europäische Initiative unter Beteiligung zum Beispiel der Deutschen Kreditwirtschaft, mit dem SEPA Card Clearing (SCC) an. Sie entwickelt ein Format für die Verrechnung von Kartenzahlungen, das sich technisch an der SEPA-Lastschrift orientiert und auf dem in SEPA verwendeten ISO 20022-Standard basiert. Dieser SCC-Standard steht allen interessierten europäischen Marktakteuren frei zur Verfügung und kann für die Kartenabwicklung in ganz Europa genutzt werden.

Klarheit und Transparenz im europäischen Kartenzahlungsverkehr

Neben der technischen Standardisierung müssen aber auch noch bestehende Hürden in den Geschäftspraktiken überwunden werden, wenn man zu mehr Wettbewerb in Europa kommen möchte. Eine regionale Differenzierung über Gebührensätze innerhalb der EU, die regionale Beschränkung der Kartenausgabe oder der Händlerakquise innerhalb der EU sowie die Verpflichtung der Händler, alle Produkte einer Marke zu akzeptieren (honour all cards), ist mit der Zielsetzung eines europäischen Binnenmarktes nicht zu vereinbaren.

Insoweit sind alle Anstrengungen zu begrüßen, die zu mehr Klarheit und Transparenz im Kartenzahlungsverkehr für Banken, Händler und Verbraucher führen. Dazu zählen regulatorische Vorhaben, die diesen Zielsetzungen Rechnung tragen. Insofern gilt dies auch für den Entwurf der EU-Kommission zur Regulierung von Interbankenentgelten, in dem es nicht nur um Höchstsätze geht, sondern auch um die Förderung fairer und transparenter Geschäftspraktiken. Dazu zählt im Übrigen auch eine wettbewerblich vorteilhafte Trennung zwischen Kartensystem und Abwicklungsleistungen.

Innovationen im Zahlungsverkehr

Nicht wenige Beobachter erwarten in den nächsten Jahren einen rasanten Wandel im Zahlungsverkehr. Aber: Die gelegentlich propagierte „bargeldlose Gesellschaft“ wird zumindest in Deutschland eine Utopie bleiben. Gemäß der Bundesbank-Studie zum Zahlungsverhalten in Deutschland ist Bargeld weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel. Der umsatzmäßige Anteil der bargeldlosen Transaktionen nimmt allerdings langsam zu und betrug im Jahre 2011 rund 47 %. Dies zeigt das vorhandene Wachstumspotential, das durch neuere Trends bei Technik und Konsumverhalten noch akzentuiert wird.

Ganz sicher zählt dazu der Onlinehandel, dessen Wachstumsraten in den letzten Jahren fast durchweg zweistellig waren. Zur Bezahlung haben etablierte Zahlungsanbieter und Händler zunächst stark auf die klassischen Zahlungsinstrumente wie Karte, Überweisung und in Deutschland auch Lastschriften gesetzt. Zusätzlich sind innovative Anbieter aus dem Nichtbankbereich mit eigenen Lösungen dazu gestoßen. Fast immer steht aber auch hier am Ende die Nutzung der traditionellen Zahlungsinfrastruktur.

Sicher ist auch, dass künftig mobile, intelligente Kommunikationsmedien wie Smartphones oder Tablet-PCs eine größere Rolle im Konsumentenverhalten spielen werden. Im Zahlungsverkehr ist noch nicht erkennbar, wie das mobile Zahlverfahren der Zukunft aussieht. Derzeit gibt es eine kaum zu überschauende Vielfalt von Pilotprojekten. Einige arbeiten kontaktlos auf der Basis von Near Field Communication (NFC), andere operieren mit optischen Barcodes (QR-Codes), weitere Systeme sind auf die Zahlungsabwicklung via Internet ausgerichtet. Als Gemeinsamkeit lässt sich leider nur feststellen, dass alle diese Systeme untereinander keine Kompatibilität aufweisen. Zudem sind häufig die großen internationalen Kartengesellschaften an verschiedenen Pilotprojekten beteiligt. Auch die Kreditwirtschaft setzt auf die Beteiligung in unterschiedlichen Pilotprojekten, so lange nicht klar erkennbar wird, in welche Richtung der sprichwörtliche Hase läuft.

Wahrscheinlich wird es auch zu einer weiteren Beschleunigung in der Zahlungsverkehrsabwicklung kommen. Seit 2012 gilt europaweit eine Abwicklungszeit von T+1 für Zahlungen in Euro. In einigen Ländern bestehen bereits Systeme bzw. wird an Systemen gearbeitet, die eine Abwicklung des Massenzahlungsverkehrs fast in Echtzeit ermöglichen. Neben der höheren Erwartungshaltung des modernen Konsumenten könnten solche Systeme auch die Zahlungsabwicklung im Internet vereinfachen.

Zahlungssysteme mit virtuellen Währungen

Große Aufmerksamkeit genießen derzeit virtuelle Währungen. Das bekannteste Beispiel sind die Bitcoins. Diese werden im Netz auf Basis eines mathematischen Algorithmus produziert, können anonym verwendet werden und weisen keinen Emittenten auf. Bitcoin benötigt auch keine zentrale Steuerungsinstanz, wie sie zum Beispiel bei Kartensystemen erforderlich ist. Besondere Hoffnungen werden auch daran geknüpft, dass keine Transaktionskosten anfallen. Wird das „Banking ohne Banken“ damit Realität? Realität ist vor allem, dass es sich bei Bitcoins angesichts der heftigen, schnellen und kaum erklärbaren Kursschwankungen um ein hochspekulatives Finanzinstrument handelt, für das es keine Garantie gibt.

Bitcoins können jederzeit zu einem Totalverlust für den Anleger führen. Vertrauen in die Wertstabilität ist aber eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung als Tauschmittel. Schon vor diesem Hintergrund fehlt die Basis für eine größere Bedeutung von Bitcoins im Zahlungsverkehr. Mit rund 70.000 Transaktionen pro Tag weltweit ist Bitcoin kaum mehr als ein Randphänomen. Wenn man bedenkt, dass alleine in Deutschland pro Arbeitstag rund 60 Millionen Überweisungen und Lastschriften getätigt werden, verbleiben – unabhängig von den Wertschwankungen – große Zweifel, dass Bitcoin jemals zu einem wirklich bedeutenden Zahlungssystem aufsteigen könnte.

Sicherheit im Zahlungsverkehr

Dass im Zahlungsverkehr zahlreiche Innovationen keinen Markterfolg erringen konnten, dürfte neben der zu starken Ausrichtung etablierter Anbieter auf traditionelle Produkte auch einer zu starken Ausrichtung der Innovationskultur auf das technisch Machbare geschuldet gewesen sein. Wichtigster Erfolgsfaktor für Innovationen ist die Akzeptanz beim Kunden. Nur wenn neue Produkte den Bedarf des Kunden treffen und gegenüber herkömmlichen Lösungen einen klaren Mehrwert bieten, werden Anreize zur Nutzung gesetzt. Neben den Kosten können hier mögliche Komfortgewinne eine wichtige Rolle spielen.

Unverzichtbare Voraussetzung ist aber die Gewährleistung von Sicherheit. Eine wichtige Erkenntnis aus der Zahlungsverhaltensstudie der Bundesbank ist, dass Sicherheitsbedenken eine große Rolle bei der Frage spielen, ob ein neues Bezahlverfahren genutzt werden soll. Auch andere Studien bestätigen den Stellenwert des Sicherheitsaspektes. Kurz: Wenn ein Kunde nicht auf die Sicherheit vertraut, wird er einfach ein anderes Zahlungsinstrument wählen. Entscheidend ist dabei nicht unbedingt die tatsächlich, sondern die subjektiv empfundene Sicherheit. Diese kann zum Beispiel über entsprechende Presseberichterstattung negativ beeinflusst werden. Die Betrugsraten bei Kartenzahlungen im Internet, den sogenannten "Card-Not-Present-Zahlungen", sind hoch. Der Anteil liegt bei 63 % aller Betrugsfälle mit Zahlungskarten im SEPA-Raum. Dies verdeutlicht nachdrücklich, dass hier objektiver Handlungsbedarf besteht. Dies gilt in gleicher Weise für die Nutzung des Mobiltelefons bei Zahlungsvorgängen.

Neue Anbieter im Zahlungsverkehr

In den letzten Jahren haben sich immer mehr Nichtbanken mit innovativen Angeboten im Zahlungsverkehr etabliert. Während dabei zunächst einzelne Prozesse in der Abwicklungskette von Banken aus wirtschaftlichen Gründen auf spezialisierte Nichtbank-Dienstleister ausgelagert wurden, bieten Nichtbanken zunehmend auch selbstständig eigene Zahlungsdienste für Endkunden an. Manche decken hierbei nur einen einzelnen Punkt der Zahlungsverkehrskette ab, beispielsweise die Zahlungsinitiierung, während andere fast die gesamte Zahlungsverkehrskette anbieten.

Offensichtlich konnten Nichtbanken flexibler und schneller auf neue oder veränderte Nachfragebedingungen reagieren, spezielle Kompetenzen nutzen oder von Synergien in anderen Geschäftsbereichen profitieren. Gleichwohl ist auch mit diesen Modellen das Bankkonto nach wie vor der zentrale Liquiditätsspeicher für den Zahlungsverkehr geblieben.

Das Mit- und Nebeneinander von Banken und Nichtbanken im Zahlungsverkehr ist nicht mehr umkehrbar. Die etablierten Marktkräfte werden sich deshalb darauf einstellen müssen. Der Gesetzgeber ist dabei gehalten, das Verhältnis von Wettbewerb und berechtigten wirtschaftlichen Interessen der Beteiligten neu auszutarieren.

Aus Sicht der Zentralbanken ist zudem entscheidend, dass für alle Anbieter in puncto Sicherheit gleich hohe Anforderungen gelten und ein Wettbewerb auf Kosten der Sicherheit vermieden wird. Dieses schließt allerdings nicht aus, dass den unterschiedlichen Risikoprofilen unterschiedlicher Modelle auch Rechnung getragen wird. Derzeit wird ein harmonisierter europäischer Mindeststandard zur Erhöhung der Sicherheit im Massenzahlungsverkehr, insbesondere für Internet- und mobile Zahlverfahren, durch das SecuRe Pay Forum (Forum on the Security of Retail Payments) entwickelt. Das Forum ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Bankenaufsehern und Zahlungsverkehrs-Überwachern aus ganz Europa unter Beteiligung von Beobachtern von Europol und Europäischer Kommission.

In der Netzwerkökonomie des Zahlungs­verkehrs entscheidet sich der Erfolg neuer Produkte immer auch daran, ob eine kritische Masse erreicht werden kann. Neben der Nutzung offener, europäischer Standards, die das Erreichen einer kritischen Masse erleichtern, müssen die Politik und der Regulator auch einen verlässlichen rechtlichen Rahmen für die Kooperation der Anbieterseite schaffen. Ohne eine gewisse Kooperation ist ein effizienter, sicherer und moderner Zahlungsverkehr nicht zu erreichen.

Europäische Governance im Zahlungsverkehr

Dies gilt gerade auch für den Markt der Internet- und mobilen Zahlverfahren sowie den Kartenzahlungsverkehr mit komplexen Strukturen, einer Vielzahl von Beteiligten und einem dichten Interessengeflecht. Diese machen einen strukturierten Dialog von Anbietern und Nutzern notwendig. Das erstmals im Frühjahr tagende Euro Retail Payments Board (ERPB) unter dem Vorsitz von EZB und unter Beteiligung der nationalen Zentralbanken soll dabei mehr sein als ein Diskussionsforum. Es soll strategische Orientierung geben, Prioritäten setzen und konkrete Beiträge für die Weiterentwicklung des europäischen Massenzahlungsverkehrs leisten.

Fazit

Die Schaffung des Binnenmarktes im unbaren Zahlungsverkehr, Veränderungen im Nutzungsverhalten und neue Impulse durch innovative Anbieter werden den Zahlungsverkehr in den nächsten Jahren verändern. Dabei geht es nicht nur um die derzeitigen Erträge, sondern auch um die Realisierung zusätzlichen Ertragspotentials. Die Kreditwirtschaft hat aufgrund der hohen Marktdurchdringung und des hohen Vertrauensbonus eine vergleichsweise gute Ausgangsposition. Diese muss sie aber auch nutzen.
 

Beispiel: Das bewährte girocard-Produkt in Deutschland dürfte langfristig nur eine Chance haben, wenn die girocard auch im Onlinehandel nutzbar wird und die Möglichkeit zum kontaktlosen Bezahlen an der Ladenkasse bietet. Insellösungen einzelner Bankengruppen ohne kritische Masse sind nicht zielführend. Auch neue Verfahren ohne europäische Nutzungsmöglichkeit werden sich in einem einheitlichen Zahlungsverkehrsraum nicht durchsetzen. Für den Regulator gilt es, die richtige Balance zwischen Marktöffnung, Wettbewerb, Kooperation und Sicherheit zu finden.

Regulierung darf dabei nicht zu Unsicherheiten führen, die die Entwicklung innovativer Produkte im europäischen Zahlungsverkehr verzögert. Denn sowohl im Kartengeschäft, als auch bei Zahlungsdiensten für den Onlinehandel sind international tätige Unternehmen bereits in vielen europäischen Märkten gut aufgestellt. Die europäische Harmonisierung der Regularien sollte vor diesem Hintergrund mit Augenmaß vorangetrieben werden und einen ebenso effizienten wie leistungsfähigen Handlungsrahmen für die Akteure bieten.