Neue Gesichter der Bundesbank im Ausland - in New York, Brüssel, Singapur und São Paulo
Dr. Jens Reich – Repräsentant in der Bundesbank-Repräsentanz New York
Seit dem 1. August 2021 leite ich die Repräsentanz in New York. Insgesamt sieben Bundesbanker arbeiten hier vor Ort. Wir sind für die Beobachtung und Analyse der geldpolitischen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in den USA, Kanada und Mexico zuständig.
Zudem pflegt die Repräsentanz vor Ort ein umfangreiches Netzwerk von Gesprächspartnern, u. a. aus der FED und anderen Aufsichtsbehörden, aus Banken und Finanzinstituten, sowie aus Verbänden und Think Tanks. Unter Corona Bedingungen bedeutet Netzwerkpflege, sich mit vielen Gesprächspartnern einzeln oder sehr kleinen Gruppen zu treffen. Zum Glück haben die Restaurantbesitzer in New York kleine und größere Holzkabinen auf Bürgersteige und in Parks gebaut, so dass diese Treffen sogar in dieser Jahreszeit „draußen“ stattfinden können.
Inhaltlich bearbeiten wir die gesamte Themenbreite der Bundesbank. Von Entwicklungen im Zahlungsverkehr, der Einführung digitalen Zentralbankgeldes, der Finalisierung von Basel III, den geldpolitischen Sitzungen, bis hin zu den Schwierigkeiten in den Lieferketten sind wir gefragt. Hinsichtlich der Lieferkettenprobleme bin ich auch persönlich betroffen, da Container aktuell – wie in unserem Fall der Container mit dem Umzugsgut – Monate bis zu ihrer Lieferung brauchen. In unserem Fall hat sich daraus ein ambivalentes Verhältnis zu Luftmatratzen ergeben.
Marie-Therese Gold – Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU in Brüssel
Seit April 2021 arbeite ich in der Ständigen Vertretung. Meine Schwerpunktthemen hier in Brüssel sind Bankenregulierung und Zahlungsverkehr. In der Bundesbank war ich vorher in der Abteilung Bankenaufsicht und internationale Bankenaufsicht.
In der Bankenregulierung geschieht viel auf internationaler Ebene. Die in Brüssel gefundenen Kompromisse haben großen Einfluss auf Gesetzgebung und Regulierung in den EU-Mitgliedstaaten. Ein wichtiges Dossier ist die Umsetzung der Basel III Finalisierung in EU-Recht. Ende Oktober 2021 hat die Kommission dazu ihre Umsetzungsvorschläge veröffentlicht. Und die Arbeiten im Rat, an denen ich teilnehme, haben bereits begonnen. Es ist spannend, mitzubekommen, wie die Prozesse hier ablaufen und wie zwischen den Mitgliedstaaten verhandelt wird, wie man zu Kompromissen kommt, wie das institutionelle Brüssel „tickt“.
Der Einstieg in Brüssel war für mich durch die Covid-19 Pandemie geprägt. Nach Einreise stand zunächst die Quarantäne an. Und in Belgien galt bis zum Sommer eine Homeoffice-Pflicht. Dementsprechend fand die Einarbeitungsphase primär virtuell statt. Die Büros waren – wie auch das gesamte Europaviertel – ziemlich leer. Erst ab dem Frühsommer kehrte das „normale“ Leben langsam in das Europaviertel zurück.
Michael Schardt – Deutsche Botschaft in Singapur
Ich bin seit Juli 2021 Repräsentant der Bundesbank für Südostasien in Singapur. Zuvor habe ich als Risikoanalyst die Währungsreserven der Bank betreut. Die Vorbereitung auf den Stellenwechsel sowie der Start in Singapur waren sehr aufregend, was vor allem der Pandemie geschuldet war. Im Anschluss an eine mehrwöchige Quarantäne haben meine Frau und ich in der neuen Umgebung schnell Fuß gefasst. Wir finden bisher großen Gefallen an den zahlreichen Parks mitsamt der exotischen Flora und Fauna, die uns in dieser hochurbanen Lebenswelt immer wieder faszinieren.
Die Arbeit an der Deutschen Botschaft ist sehr vielfältig: In der Rolle als Bundesbankrepräsentant bin ich verantwortlich für die Berichterstattung zu finanz- und währungspolitischen Entwicklungen der Region. Daneben fungiere ich innerhalb des Auswärtigen Amts als Finanzreferent. Singapur ist dabei als zukunftsweisender Standort innerhalb der FinTech-Landschaft auch für Gäste besonders attraktiv – daher gehört die Begleitung von Delegationen, die Kontaktpflege vor Ort sowie die Initiierung von Veranstaltungen ebenfalls zu meinem Aufgabenfeld.
Gleichwohl waren auch in Singapur während der letzten Monate die „klassischen” Möglichkeiten der Kontaktpflege pandemiebedingt stark eingeschränkt. Ich hoffe daher, mir die Zukunftsthemen der Region durch baldige Reisen weiter erschließen und relevante Entwicklungen für die Bundesbank auch vor Ort aufgreifen zu können.
Alexander Lieber –Deutsches Generalkonsulat in São Paulo
Oi, tudo bem? Hi, alles klar? Seit ich nach meinem Abschied aus der Abteilung „Internationale Währungsordnung/IWF/G7/G20“ in der Bundesbank im Juli 2021 in São Paulo angekommen bin, habe ich diese Begrüßung unzählige Male gehört und gesagt – und zum Glück hat sich seitdem auch hier die Corona-Lage deutlich gebessert. Wenngleich der Büroalltag in Brasilien noch längst nicht zurückgekehrt ist, wird am Deutschen Generalkonsulat mittlerweile ganz überwiegend wieder im Büro gearbeitet und man kann sich mit einigen brasilianischen Kontakten auch schon in kleiner Runde etwa zum Mittagessen treffen.
Die Amtswechselfeier und der erste Besuch der Zentrale der brasilianischen Zentralbank und Deutschen Botschaft in Brasilia werden voraussichtlich im kommenden Jahr nachgeholt, wie auch Antrittsreisen nach Argentinien und in andere südamerikanische Länder, die ich von São Paulo aus mitbeobachte.
Es ist eine sehr anspruchsvolle Zeit und bleibt spannend: Brasilien steht, nachdem die Pandemie nun weitgehend unter Kontrolle zu sein scheint, vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen – und vor Präsidentschaftswahlen im Oktober 2022, die bereits tagtäglich ihren Schatten in Politik, Medien und Wirtschaft vorauswerfen.
Text: Jens Reich, Marie-Therese Gold, Michael Schardt, Alexander Lieber