Weidmann unterstützt Pläne der EZB zum Abbau notleidender Kredite

Bundesbankpräsident Jens Weidmann unterstützt die vor kurzem vorgestellten Pläne der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Abbau notleidender Kredite in den Bankbilanzen von Kreditinstituten im Euroraum. "Notleidende Kredite wirken sich negativ auf die Finanzierungsbedingungen und damit auch auf die Wachstumsaussichten in den betroffenen Mitgliedstaaten aus", sagte Weidmann beim European Banking Congress in Frankfurt am Main vor rund 300 Branchenvertretern. Banken müssten deshalb die bestehenden notleidenden Kredite abbauen. Zudem seien Regeln nötig, die in der Zukunft einen umsichtigen Umgang mit solchen Krediten sicherstellen würden. "Die Vorschläge, die die EZB in dieser Hinsicht kürzlich gemacht hat, scheinen mir ein vernünftiger Weg nach vorne zu sein", so Weidmann.

Die Lösung dieses Problems ist aus seiner Sicht auch eine Voraussetzung für eine mögliche gemeinsame Einlagensicherung im Euroraum. Eine Versicherung stehe stets nur für künftige Schäden gerade, nicht für bereits bestehende, erläuterte der Bundesbankpräsident. Um für eine gemeinsame Einlagensicherung geeignet zu sein, müssten Banken im Euroraum folglich notleidende Kredite entweder komplett mit Rückstellungen abdecken oder sie verkaufen, sagte Weidmann.

Eine weitere Voraussetzung für eine gemeinsame Einlagensicherung sei eine Begrenzung von Staatsanleihen in den Portfolios von einzelnen Banken. "Kredite an Staaten sollten nicht anders behandelt werden als Kredite an Unternehmen oder Privatpersonen", so Weidmann. Eine Einlagensicherung ohne solche Beschränkungen würde falsche Anreize setzen, da Mitgliedstaaten weiter frei über Staatsausgaben und Steuern entscheiden könnten: "Die Finanzminister würden weniger die Notwendigkeit sehen, einen angemessenen Wert auf die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen zu legen", sagte der Bundesbankpräsident.

Weidmann für eine weniger expansive Ausrichtung der Geldpolitik im nächsten Jahr

Weidmann bekräftigte, dass angesichts des gedämpften Preisdrucks im Euroraum eine expansive Ausrichtung der Geldpolitik derzeit weiter angemessen sei. Gleichzeitig sei aber die wirtschaftliche Erholung stärker vorangeschritten, als die Inflationszahlen gegenwärtig zeigen, und der heimische Inflationsdruck würde allmählich in Richtung der Definition der EZB von Preisstabilität bei nahe, aber unter 2 Prozent steigen. "Aus diesem Grund wäre aus meiner Sicht eine weniger lockere Geldpolitik im nächsten Jahr und das Setzen eines klaren Enddatums für die Wertpapierkäufe gerechtfertigt gewesen – auch vor dem Hintergrund steigender Risiken und Nebeneffekte, je länger die ultralockere Geldpolitik andauert", sagte Weidmann.

Die Geldpolitik im Euroraum wird dem Bundesbankpräsidenten zufolge auch nach einem Ende der Wertpapierkäufe innerhalb des APP (Asset Purchase Programme) weiter expansiv wirken. Denn für den Gesamteffekt des Programms sei nicht so sehr die Höhe der monatlichen Neukäufe entscheidend, sondern vielmehr die Gesamtvolumina von Wertpapieren in den Büchern der Notenbanken. Zumal der EZB-Rat entschieden habe, die Zinsen erst deutlich nach dem Ende der Nettoankäufe zu erhöhen. "Ein klares Ende für die Nettokäufe zu setzen hätte nur bedeutet, nicht noch stärker auf das Gaspedal zu drücken – und nicht, die Geldpolitik zu bremsen", sagte Weidmann.