Verschuldungssituation in einigen Ländern des Euro-Raums verbessert sich
Der Abbau der Verschuldung privater Haushalte und nichtfinanzieller Kapitalgesellschaften (vereinfacht gesagt der Unternehmenssektor ohne finanzielle Unternehmen) in einigen Mitgliedsländern des Euro-Raums hat sich seit 2012 deutlich beschleunigt. "Gänzlich abgeschlossen ist der Entschuldungsprozess aber noch nicht", heißt es im Monatsbericht Januar. Die Fortschritte seien in den jeweiligen Ländern recht unterschiedlich, und der Rückgang der Verschuldung sei primär durch eine aktive Schuldentilgung aus den laufenden Einkommen getrieben worden. Bestandsanpassungen in Form von Abschreibungen auf notleidende Kredite spielten hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
In den vergangenen Jahren seien die Verschuldungsquoten - das Verhältnis von Schuldenstand und Einkommen - insbesondere in Spanien und Portugal gesunken. Gegenüber den jeweiligen Höchstständen sei es bei den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften mittlerweile zu einem Rückgang der Verschuldungsquoten von gut 50 Prozentpunkten in Spanien (aktuell rund 130 Prozent) und rund 30 Prozentpunkten in Portugal (aktuell rund 151 Prozent) gekommen. Bei den privaten Haushalten seien die Verschuldungsquoten jeweils um 20 Prozentpunkte zurückgegangen (auf rund 65 beziehungsweise rund 75 Prozent). "Damit wurden in beiden Ländern in etwa die Hälfte der zwischen Anfang 2000 und den jeweiligen Hochpunkten verzeichneten Anstiege der Verschuldungsquote wieder abgebaut", schreiben die Bundesbank-Experten.
In Deutschland, Italien und Griechenland hat sich die Verschuldungsquote des nichtfinanziellen Privatsektors dagegen in den vergangenen Jahren kaum verändert, in Frankreich ist sie sogar leicht gestiegen. Die Verschuldungsquote im Euro-Raum insgesamt lag im zweiten Quartal 2016 bei 164 Prozent. Sie weist seit längerem einen Seitwärtstrend auf, wodurch sie sich teils von der Entwicklung in anderen großen Wirtschaftsräumen unterscheidet.
Optimismus ließ Verschuldung steigen
In den Jahren vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise war es in einigen Ländern des Euro-Raums zu einem nichttragfähigen Anstieg der Verschuldung im nichtfinanziellen Privatsektor gekommen, heißt es im Monatsbericht. Grund dafür seien optimistische Einkommenserwartungen und günstige Finanzierungsbedingungen gewesen. Dies sei insbesondere in Spanien und Portugal ab den 2000er Jahren der Fall gewesen. Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise seien die Perspektiven und Vermögen neu bewertet worden. Die Folge war, dass private Haushalte und nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften auch in anderen Mitgliedsländern des Euro-Raums zuletzt ihre Verschuldungsquoten zurückführten.
Längere Rezessionen durch Schuldenabbau
Der Verschuldungsabbau kann negative Rückkopplungen auf die Realwirtschaft und damit auch die Preisentwicklung nach sich ziehen: Das liegt daran, dass in der Anpassungsphase Schuldner im nichtfinanziellen Privatsektor ihre Einkommen vermehrt verwenden, um den Schuldenstand zu reduzieren. Selbst wenn es dabei nur zu einer Umverteilung von Schuldnern zu Gläubigern kommt, könne dies zu Einschränkungen der gesamtwirtschaftlichen Konsum- und Investitionsausgaben führen, da Gläubiger im Vergleich zu Schuldnern typischerweise über eine geringere Ausgabenneigung verfügten. Aus diesen Gründen ist der Schuldenabbau nicht zuletzt von Relevanz für die Wirtschaftspolitik, heißt es im Monatsbericht.
Historische Studien zeigten, dass Rezessionen, die mit einem umfangreichen Schuldenabbau einhergingen, im Durchschnitt länger anhalten würden. "Die in den letzten Jahren im internationalen Vergleich schwache wirtschaftliche Entwicklung im Euro-Raum dürfte folglich zumindest in Teilen auf die ausgeprägte aktive Schuldentilgung aus laufenden Einkommen und die dadurch bedingten Rückkopplungseffekte zurückzuführen sein", schreiben die Bundesbank-Experten.