Jahrestagung des EBI: Herausforderungen für europäische Banken
Was sind die derzeit größten Herausforderungen in der europäischen Kreditwirtschaft? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer zweitägigen Konferenz, die die Bundesbank gemeinsam mit dem European Banking Institute (EBI) in Frankfurt am Main veranstaltet hat. Rund 100 internationale Teilnehmer aus Wissenschaft, Wirtschaft sowie Banken- und Finanzaufsicht nahmen an der Konferenz teil. Themen waren unter anderem die Entwicklung des einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus (SSM), die Bedeutung des Niedrigzinsumfelds für die Branche und die angemessene Regulierung für weniger signifikante Institute. Außerdem ging es um die Entwicklung von Fintechs sowie ein angemessenes Krisenmanagement für angeschlagene Banken.
Bei der Konferenz stellten 13 Referenten diese Themen dar und diskutierten sie mit Experten aus der Kreditwirtschaft und der Aufsicht. Erich Loeper, Zentralbereichsleiter Banken und Finanzaufsicht bei der Bundesbank, sagte bei seinem Vortrag, dass es gegenwärtig ineffiziente SSM-Prozesse gebe. Er sprach sich in diesem Zusammenhang für ein höheres Maß an Standardisierung bei diesen Prozessen aus. Auch müsse sehr genau geprüft werden, ob es langfristig sinnvoll sei, die europäische Bankenaufsicht bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu belassen.
Stärkere Risikoteilung
Klaus Regling, geschäftsführender Direktor des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), empfahl in seiner Rede, die europäische Integration in jenen Bereichen weiterzuführen, in denen sie sinnvoll sei. Vorrangig sollte die Finanzmarkt- und insbesondere die Kapitalmarktintegration vorangetrieben werden, sagte Regling. Dies würde zu einer stärkeren Risikoteilung durch eine bessere Widerstandsfähigkeit gegenüber asymmetrischen Schocks beitragen. Hiervon würden langfristig alle Mitgliedstaaten profitieren.
José Maria Roldan, Vize-Präsident der European Banking Federation, sagte, dass die europäischen Banken ihr Geschäftsmodell auch künftig tragfähig gestalten müssten. Herausforderungen seien die Unsicherheit und Komplexität neuer regulatorischer Vorschriften sowie das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld. Veränderungen seien notwendig, um künftig den technologischen Fortschritt für Kosteneinsparungen zu nutzen, anstatt Marktanteile an Fintech-Unternehmen zu verlieren.
Die Konferenz stieß auf große Resonanz. Die Organisatoren und Teilnehmer hoben insbesondere den interdisziplinären Austausch von Juristen, Wirtschaftswissenschaftlern, Bankpraktikern und Aufsehern hervor. Dieser Austausch sei auch über die Konferenz hinaus weiterhin notwendig und wertvoll. ESM-Chef Regling sagte, dass Bundesbank und EBI mit der Konferenz und ihrer Arbeit insgesamt einen Beitrag dazu leisten würden, die europäischen Partner wieder etwas näher zusammen zu bringen.
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