Dombret: "Erholung der globalen Wirtschaft weiterhin auf Kurs"

Im Vorfeld seiner Jahrestagung vom 7. bis 9. Oktober in Washington, D.C. warnt der Internationale Währungsfonds (IWF) vor den Folgen der weltweit niedrigen Inflation. "Im Jahr 2015 blieb die Inflationsrate in 85 Prozent der insgesamt 120 untersuchten Ländern hinter den langfristigen Erwartungen zurück", heißt es in einem vorab veröffentlichten Teil des halbjährlichen "World Economic Outlook". Auch der Welthandel wächst nach Angaben der IWF-Ökonomen seit 2012 nur langsam. Das Wachstum habe sich seit 2012 auf etwas über drei Prozent pro Jahr verlangsamt – das sei weniger als die Hälfte der durchschnittlichen Zuwachsraten in den vergangenen drei Jahrzehnten, heißt es in dem Bericht. Seine neuen Prognosen zur Weltwirtschaft wird der IWF am kommenden Dienstag veröffentlichen.

Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret sieht die globale Wirtschaft aber trotz der verhaltenen Aussichten weiter auf Erholungskurs. "Die Gefahren eines Abgleitens in eine säkulare Stagnation werden nach unserer Ansicht überschätzt", sagte er im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld der Tagung. Die Bundesbank nimmt die finanziellen Rechte und Pflichten Deutschlands im IWF wahr und wird dabei im IWF-Gouverneursrat von Bundesbankpräsident Jens Weidmann und – als seinem Stellvertreter – von Vorstandsmitglied Andreas Dombret vertreten.

Strukturreformen notwendig

Angesichts der demografischen Entwicklung in vielen Ländern sei "eine gewisse Abschwächung des Trendwachstums […] unvermeidlich", so Dombret. Er betonte in diesem Zusammenhang vor allem die Bedeutung von Strukturreformen. Diese seien notwendig, um das Potenzialwachstum zu steigern.

Auch die IWF-Ökonomen heben in ihrem Wirtschaftsausblick hervor, dass Strukturreformen notwendig seien, um Nachfrage und Investitionstätigkeit zu stärken. Der IWF plädiert darüber hinaus für einen umfassenden und koordinierten Ansatz, um alle verfügbaren Instrumente effektiv zu nutzen und von grenzüberschreitenden Spill-Over-Effekten zu profitieren.

Die Bundesbank hält allerdings ein "global koordiniertes, vorsorgliches Paket aus geld-, fiskal- und strukturpolitischen Maßnahmen" nicht für nötig. "Vielmehr kommt es auf den richtigen stabilitätskonformen Policy-Mix eines jeden einzelnen Landes an, der gezielt auf die jeweilige Situation ausgerichtet sein sollte", sagte Dombret.

Neue Kreditlinien

Neben den von den Mitgliedsländern eingezahlten Quotenmittel sind bilaterale Kreditlinien eine wichtige Finanzierungsquelle des IWF. Ab Oktober 2016 laufen diese Kreditlinien nach und nach aus. Die Bundesbank hatte sich hieran im Jahr 2012 mit 41,5 Milliarden Euro beteiligt. Nach Ansicht von Dombret hat der Fonds die Bedingungen gegenüber dem Arrangement von vor vier Jahren nun "fundamental verbessert". Vor allem die neu eingeführten Stimmrechte für die Kreditgeber und eine 85-Prozent-Mehrheitsschwelle anstelle einer einfachen Mehrheit des Exekutivdirektoriums seien ausdrücklich zu begrüßen. Hierdurch würden die Mitspracherechte der Kreditgeber gestärkt und stünden in angemessenem Verhältnis zu den bereitgestellten Ressourcen, sagte das Bundesbank-Vorstandsmitglied.

Meilenstein für China

Zum 1. Oktober 2016 wird der Renminbi (RMB) als fünfte Währung in den Währungskorb des IWF aufgenommen. Dieser Korb bildet die Basis für die sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR) des Fonds. Dabei handelt es sich um eine Art künstliche Währung, mittels derer der Fonds Liquidität schaffen kann. Der Anteil der chinesischen Währung am Korb liegt ab Oktober bei etwa elf Prozent – das ist der drittgrößte Anteil nach dem US-Dollar (etwa 42 Prozent) und dem Euro (knapp 31 Prozent). Dombret bezeichnete die Aufnahme des RMB in den Währungskorb als "Meilenstein für die Integration Chinas in das globale Finanzsystem."