Deutsche Banken verbesserten 2015 ihre Ertragslage
Dank einer deutlich verbesserten bilanziellen Eigenkapitalausstattung ist die Widerstandsfähigkeit deutscher Kreditinstitute gegenüber den Belastungen durch das Niedrigzinsumfeld gegenwärtig noch hoch. Dies bestätigt die Analyse der Ertragslage deutscher Kreditinstitute im jüngsten Monatsbericht der Bundesbank, für den die Experten die HGB-Jahresabschlüsse von knapp 1700 deutschen Banken ausgewertet haben. Vor allem der geringe Bedarf an Wertberichtigungen in den Portfolios der Banken erwies sich im Jahr 2015 als Stützpfeiler für die Ertragslage, sodass sich der Jahresüberschuss vor Steuern abermals verbesserte.
Banken sorgen sich ums Zinsgeschäft
Insgesamt haben sich die operativen Erträge deutscher Banken im Jahr 2015 positiv entwickelt. Sie erhöhten sich gegenüber dem Vorjahr um 4 Milliarden Euro auf 127,9 Milliarden Euro. Dies ist allerdings im Wesentlichen auf Sondereffekte zurückzuführen, die zu einem deutlichen Anstieg der laufenden Erträge aus Aktien und Beteiligungen führten.
Die Nettoerträge aus dem klassischen Zinsgeschäft gingen hingegen um 0,9 Milliarden Euro auf 78,1 Milliarden Euro zurück. Dies bestätige die Erwartung tendenziell schwindender Ertragsaussichten im anhaltenden Niedrigzinsumfeld, ein Einbruch sei aber bisher nicht zu erkennen, heißt es im Monatsbericht. Bereits im September vergangenen Jahres hatte eine Umfrage der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) und der Bundesbank unter rund 1500 deutschen Kreditinstituten gezeigt, dass die niedrigen Zinsen den Instituten zunehmend Sorgen bereiten und viele ihre Profitabilität gefährdet sehen.
Nach dem Zinsgeschäft sind die Erträge aus Provisionsgeschäften für die Institute die zweite wichtige Einnahmequelle. Sie haben im Jahr 2015 weiter an Bedeutung gewonnen und die Verluste aus dem klassischen Zinsgeschäft überkompensiert. Dabei handelt es sich beispielsweise um Entgelte aus dem Giro- und Zahlungsverkehr oder aus der Vermittlung von Bausparverträgen. 2015 wuchs der Überschuss aus Provisionsgeschäften spürbar um 1,2 Milliarden Euro auf 30,5 Milliarden Euro. Vor allem die Sparkassen, die Kreditgenossenschaften sowie die Regional- und sonstigen Kreditbanken trugen zu dieser Entwicklung bei.
Personalausgaben belasten Ausgabenseite
Die Personal- und andere Verwaltungsaufwendungen der Institute stiegen im vergangenen Jahr um 5 Prozent auf 90 Milliarden Euro. Dadurch hat sich die Kosteneffizienz der Banken verschlechtert. Das Verhältnis von Verwaltungsaufwendungen zu den operativen Erträgen stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 70,4 Prozent: Um 100 Euro zu erwirtschaften, mussten die Banken demnach 70,40 Euro statt wie noch im Jahr zuvor 69,20 Euro aufwenden.
Rücklagenbildung für Kreditgeschäft auf historisch niedrigem Niveau
Die guten makroökonomischen Rahmenbedingungen sorgten im vergangenen Jahr dafür, dass die Banken mit nur 3,6 Milliarden Euro wesentlich weniger Rücklagen für das Kreditgeschäft bildeten als im langfristigen Durchschnitt. Dies wirkte sich positiv auf die Erträge der Institute aus, birgt allerdings das Risiko eines deutlichen Aufstockungsbedarfs, was die Ertragslage zukünftig belasten könnte.
Insgesamt erhöhte sich der Jahresüberschuss der untersuchten Institute um 1,5 Milliarden Euro auf 26,5 Milliarden Euro. Die Ertragslage deutscher Banken habe sich damit alles in allem als robust erwiesen, heißt es im Monatsbericht. Die Institute unterliegen aber durch das anhaltend niedrige Zinsniveau einem Margendruck, der ihr Ertragspotenzial aus dem zinsabhängigen Geschäft zunehmend verringern dürfte. Die Bundesbank-Experten erwarten auch im laufenden Jahr keine Trendumkehr bei den sinkenden Nettoerträgen aus dem Einlagen- und Kreditgeschäft.