Skyline von Frankfurt am Main ©Frank Rumpenhorst

Deutsche Banken haben ihr Kreditgeschäft in der Negativzinsphase ausgeweitet

Im Verlauf der Negativzinsphase ist die Zinsmarge im Kredit- und Einlagengeschäft der deutschen Banken gesunken. Dennoch blieb die Ertragslage in der Zeit vor der Coronavirus-Pandemie stabil. Das zeigt eine Studie, deren Ergebnisse im aktuellen Monatsbericht der Bundesbank veröffentlicht wurden. Analysiert wurden die Entwicklungen im deutschen Bankensystem im Zeitraum von Juni 2014 bis August 2020. Besonders die zurückhaltende Weitergabe negativer Zinssätze im Einlagengeschäft mit privaten Haushalten belaste die Zinsmarge der Banken, so die Expertinnen und Experten. Während die Kreditzinssätze im Einklang mit der allgemeinen Zinsentwicklung sanken, hätten die Einlagenzinssätze größtenteils an der Nulllinie verharrt.

Keine Beeinträchtigung der Kreditvergabe

Der Margendruck habe die Kreditvergabe aber bisher nicht beeinträchtigt, so die Fachleute der Bundesbank. Vielmehr habe das Kreditgeschäft für deutsche Banken in der Negativzinsphase an Bedeutung gewonnen. Auslöser dafür seien die hohe Kreditnachfrage und die -vergabebereitschaft der die Banken. „In der Negativzinsphase forcierten auch jene Banken das Kreditgeschäft, für die es zuvor eine eher geringe Bedeutung hatte“, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Auch geldpolitische Sondermaßnahmen des Eurosystems wie das Ankaufprogramm von Vermögenswerten (Asset Purchase Programme, APP) und der damit verbundene Abbau von Schuldverschreibungen in den Bankbilanzen dürfte die Kreditvergabebereitschaft der Banken verstärkt haben, so die Fachleute.

Trotz des Margendrucks hätten die Banken bis zum Beginn der Coronavirus-Pandemie ihre Eigenkapitalausstattung sogar verbessern können, so die Ökominnen und Ökonomen. Dazu hätten nicht zuletzt niedrige Kreditausfallquoten und die dadurch geringere Risikovorsorge im Kreditgeschäft beigetragen. Diese positive Entwicklung könne auf die günstige konjunkturelle Lage zurückgeführt werden, die wiederum durch die expansive Geldpolitik gestützt worden sei.

Auswirkungen der Pandemie stehen Banken noch bevor

Durch den konjunkturellen Einbruch aufgrund der Pandemie sei nun allerdings auch mit Auswirkungen auf die Erträge der Banken zu rechnen, warnt die Bundesbank. Wenn viele Kreditnehmer in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, sei davon auszugehen, dass mehr Kredite ausfielen. Zusätzlich könnten die Eigenkapitalquoten der Banken durch einen Anstieg der Risikogewichte unter Druck geraten. Die umfangreichen fiskalischen Stützungsmaßnahmen und das vorübergehende Aussetzen der Insolvenzpflicht hätten einen starken Anstieg von Kreditausfällen zunächst verhindert, heißt es in dem Bericht. Mit Auslaufen der Hilfsprogramme dürften die negativen Folgen jedoch stärker zutage treten. In diesem Umfeld werde für die Banken auch der Margendruck im Kredit- und Einlagengeschäft schwerer zu kompensieren sein. Damit steige die Wahrscheinlichkeit, dass der Margendruck zu einer Verknappung des Kreditangebots führen könne. „Gleichzeitig wirken die im Zuge der Coronakrise ergriffenen geldpolitischen, aufsichtlichen und fiskalischen Maßnahmen einem solchen Risiko entgegen“, so die Fachleute im Monatsbericht.