Das Euro-Bargeld wird 20!
Er galt vielen zunächst als „Teuro“ und genoss nur wenig Vertrauen. Vor fast 20 Jahren hatten laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie 70 Prozent der Befragten „wenig oder kein Vertrauen“ in den Euro, der wenige Monate zuvor als Bargeld eingeführt worden war. Am 1. Januar 2002 hatte die damals neue Währung in zwölf europäischen Ländern die alten Banknoten und Münzen ersetzt; und zwar in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Portugal und in Spanien. In Deutschland löste der Euro die D-Mark ab. Bereits drei Jahre zuvor waren die Wechselkurse zwischen elf der zwölf Länder unwiderruflich festgelegt worden. Der Euro diente auf den Finanzmärkten jedoch zunächst nur als „Verrechnungswährung“ und wurde für elektronische Zahlungen genutzt.
„Ein kurzes Silvester“
Die Einführung des Euro-Bargelds war ein Kraftakt, für den bis Ende 2001 insgesamt etwa 15 Milliarden Banknoten im Wert von 630 Milliarden Euro und über 51 Milliarden Münzen mit einem Wert von 16 Milliarden Euro hergestellt wurden. Als deutsche Zentralbank war die Bundesbank für die schnelle und reibungslose Einführung der neuen Euro-Banknoten und -Münzen hierzulande zuständig. Innerhalb einer sehr kurzen Zeit musste der umlaufende Bargeldbestand komplett ausgetauscht werden. Bereits im September 2001 begann die Bundesbank deshalb, die Kreditinstitute vorzeitig mit Euro-Bargeld auszustatten. Dieses sogenannte „Frontloading“ war notwendig, damit alle Banken über ausreichend Euro-Bargeld für die ersten Tage verfügten. Am Tag der Umstellung tauschten die Menschen dann bundesweit in den Filialen der Bundesbank die alte Währung in Euro um. Dabei entsprach ein Euro 1,95583 D-Mark. Bis zum 28. Februar 2002 waren in Deutschland noch Barzahlungen in D-Mark und Euro möglich.
Andreas Marek, Leiter des Bereichs Bargeld der Bundesbank-Filiale in Leipzig, erinnert sich an den E-Day, den Tag der Euro-Einführung. |
Haben Sie noch ein „Starterkit“ zu Hause?
Der Euro stellte die Währungshüter nicht nur vor logistische, sondern auch vor kommunikative Herausforderungen. Hierbei setzte die Bundesbank auf Moderator Günther Jauch. Unter dem Motto „Her mit den Schlafmünzen“ appellierte er millionenfach an Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer, Radiohörerinnen und -hörer sowie Zeitungsleserinnen und -leser, ihr Bargeld zur Bank zu bringen. Ziel der Medienkampagne war es, dass möglichst viele Menschen ihre D-Mark-Münzen frühzeitig zurückgaben. Die Kampagne trug dazu bei, dass bis Ende 2001 11,6 Milliarden D-Mark-Münzen zur Bundesbank zurückflossen. In Berlin startete zudem im April 2001 die sogenannte „Euro-Zelttour 2001“, bei der sich in 100 deutschen Städten Bürgerinnen und Bürger über das zukünftige Zahlungsmittel informieren konnten. Zudem informierte die Bundesbank unter anderem an Schulen umfangreich über die neue Währung.
Schon gewusst? |
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Erfolgsgeschichte Euro
Mit Slowenien (2007), Malta und Zypern (2008), der Slowakei (2009), Estland (2011), Lettland (2014) und Litauen (2015) traten in den folgenden Jahren sieben weitere Staaten bei. 20 Jahre nach seiner Einführung ist der Euro somit die gemeinsame Währung von 19 Ländern der EU und von über 340 Millionen Europäerinnen und Europäern. Die meisten davon befürworten die Gemeinschaftswährung: 79 Prozent der Bürgerinnen und Bürger im Euroraum sind laut einer Umfrage aus dem Sommer 2021 für den Euro (Eurobarometer Nr. 95, 2021). In Deutschland sind es sogar 82 Prozent. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Preise seit der Einführung des Euro stabil entwickelt haben. Die durchschnittliche Inflationsrate in Deutschland lag bei 1,4 Prozent, im Euroraum insgesamt bei 1,6 Prozent. Nach Auffassung des EZB-Rats kann Preisstabilität am besten gewährleistet werden, wenn mittelfristig ein Inflationsziel von 2 Prozent angestrebt wird. Das Wort „mittelfristig“ macht deutlich, dass vorübergehende Abweichungen von diesem Ziel nach oben und unten nicht zu vermeiden sind. Kurzfristig wird die Teuerungsrate oft von Sondereffekten beeinflusst. So haben etwa höhere Energiepreise, das Auslaufen der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung in Deutschland und globale Lieferengpässe im Verlauf des Jahres 2021 zu einem kräftigen Anstieg der Inflationsrate geführt.
Fotogalerie zur Euro-Einführung