Patricia Staab, Präsidentin der Hauptverwaltung in Baden-Württemberg, eröffnet die Paneldiskussion zu „20 Jahre Euro-Bargeld“ ©Nils Thies

Podiumsdiskussion zu 20 Jahren Euro-Bargeld in Stuttgart

Das Bezahlen mit dem Euro-Bargeld ist für uns Alltag“, sagte Patricia Staab, Präsidentin der Hauptverwaltung in Baden-Württemberg, in ihrer Eröffnungsrede zur Paneldiskussion über „20 Jahre Euro-Bargeld“, an der der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Peter Burghof, die frühere baden-württembergische Finanzministerin Edith Sitzmann und Bundesbank-Vorstandsmitglied Johannes Beermann teilnahmen. Erstmals seit längerer Zeit richtete die Hauptverwaltung wieder eine Veranstaltung mit Gästen live vor Ort aus.

Vor gut zwei Jahrzehnten war der Euro für die Bevölkerung aber noch kein erlebter Alltag. Als Buchgeld gab es ihn zwar seit 1999, doch die Zahlungen an der Ladenkasse erfolgten noch ausschließlich in D-Mark und Pfennig. Selbst Fachleute wie Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim waren zunächst misstrauisch, als sie erstmals das neue Geld in den Händen hielten: „Es fühlte sich an wie ausländisches Geld. Ich dachte, das ist nicht mein Geld.“ Dass der Bargeldwechsel Anfang 2002 in Deutschland logistisch so reibungslos funktionierte, war nicht zuletzt ein Verdienst der Bundesbank, wie Vorstandsmitglied Johannes Beermann ausführte: „Die Bundesbank ist extrem leistungsfähig, das hat sie hier bewiesen, vor allem in den Filialen bundesweit.“

„Eine Frage von Krieg und Frieden“

Das Panel, das die Journalistin Tatjana Geßler moderierte, thematisierte aber nicht nur den zurückliegenden Kraftakt der Euro-Bargeldeinführung, sondern auch die Entwicklung und die Zukunft des Euro. Die Frage, ob der Euro eine Erfolgsstory sei, bejahte Beermann: „Der Euro ist nicht nur im eigenen Währungsraum akzeptiert, sondern auch weltweit als Reservewährung. Der Euro ist mehr als eine Währung, er ist eine Frage von Krieg und Frieden in Europa, wie es der frühere Bundeskanzler Helmut Kohl sagte.“ Da stimmte auch Burghof zu: „Die politische Bedeutung des Euro ist hoch, er profitiert auch von der Glaubwürdigkeit in die Institutionen der Demokratie in Europa.“

Mit Blick auf die Rolle der Geldpolitik kritisierte Burghof jedoch, dass die EZB auch Wirtschaftspolitik betreibe, wozu sie eigentlich nicht beauftragt sei: „Die Europäische Zentralbank hat ihr Mandat sehr weit gedehnt.“ Er selbst sei froh, dass es gerade im Euroraum das Bargeld gebe: „Es schützt uns vor den Negativzinsen.

Burghof hob weiter hervor, dass Bargeld das einzige Zahlungsmittel sei, dass vollständige Anonymität gewährleiste, während alle bargeldlosen Zahlungen im Netz in irgendeiner Form nachvollziehbar seien. Die Schlussfolgerung, dass gerade die Anonymität Verbrechen fördere, teilte er nicht: „Wenn alle Transaktionen transparent sind und irgendeine Stelle alle Daten zur Verfügung hat, dann sitzen die Verbrecher nur woanders.

Die frühere Finanzministerin Sitzmann bemängelte dagegen, dass in Deutschland nach wie vor großvolumige Geldwäschetransaktionen in bar möglich seien, weil es keine Bargeldobergrenze gebe: „Ich kenne niemand in meinem Bekanntenkreis, der sein Auto bar zahlt“, sagte Sitzmann. In vielen Nachbarländern gebe es dagegen Bargeldobergrenzen. Daher begrüße sie die Initiative der EU-Kommission, eine Bargeldobergrenze von 10.000 Euro pro Transaktion einzuführen. Das sah Beermann völlig anders: „Keine wissenschaftliche Untersuchung belegt, dass Bargeldbegrenzungen zur Reduzierung von Verbrechen führen.

Eine Frage aus dem Publikum zielte darauf ab, ob eine Abschaffung des Bargelds drohe. Dazu sagte Beermann: „Bargeld wird es immer geben. Es ist die einzige Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, einen direkten Zugang zur Zentralbank zu erhalten. Auf dieses Geld können sie voll und ganz vertrauen.