Bundesbank erzielt im Jahr 2015 einen Überschuss von 3,2 Milliarden Euro

Die Deutsche Bundesbank hat im Jahr 2015 einen Überschuss von 3,2 Milliarden Euro erzielt. Im Vorjahr hatte der Gewinn noch 3,0 Milliarden Euro betragen. Auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main begründete Bundesbankpräsident Jens Weidmann den gestiegenen Überschuss vor allem mit einer Zunahme beim Nettoergebnis aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorge. Der Nettozinsertrag sei dagegen zurückgegangen. "Im Ergebnis hat dies zu einem leichten Plus im Vorjahresvergleich geführt", sagte Weidmann vor zahlreichen Journalisten. Den Jahresüberschuss hat die Bundesbank in voller Höhe an den Bund überwiesen.

Die Zinserträge blieben 2015 zwar die wichtigste Einnahmequelle mit einem Nettobetrag von 2,3 Milliarden Euro. Seit Beginn der Währungsunion war dies aber bisher der niedrigste Nettozinsertrag. Im Vorjahr hatte dieser Posten noch 3,1 Milliarden Euro betragen.

Risikovorsorge leicht verringert

Ihre Risikovorsorge verringerte die Bundesbank im vergangenen Jahr vorsichtig um 0,8 Milliarden auf nun 13,6 Milliarden Euro. Traditionell resultieren Risiken in der Bundesbank-Bilanz vor allem aus Devisenbeständen. Von 2010 bis 2012 waren jedoch weitere substanzielle Risiken unter anderem durch das "Securities Markets Programm" (SMP) des Eurosystems zum Ankauf von Staatsanleihen und privaten Anleihen hinzugekommen. In diesem Zuge hatte die Bundesbank die Risikovorsorge in den Jahren 2010 bis 2012 in drei Teilschritten auf insgesamt 14,4 Milliarden Euro erhöht. Laut Weidmann haben sich mittlerweile die Bestände an Refinanzierungskrediten und SMP-Wertpapieren, die im Fokus der Risikovorsorge stehen, verringert. "Damit sind auch die Risiken zurückgegangen", betonte Weidmann.

Keinen Einfluss auf den Überschuss der Bundesbank haben Posten, die Marktpreisschwankungen unterliegen, wie etwa die Devisen- und Goldreserven. Die so entstehenden Bewertungsgewinne werden durch einen "Ausgleichsposten aus Neubewertung" ausgewiesen. Dieser beläuft sich zum Jahresende 2015 auf 105,7 Milliarden Euro. Im Vorjahr hatte dieser Posten 104,5 Milliarden Euro betragen.

Die Bilanzsumme der Bundesbank stieg im Vorjahresvergleich von 770,8 auf 1.012 Milliarden Euro. "Die Bundesbankbilanz 2015 ist weiterhin geprägt von geldpolitischen Aktivitäten, die vor allem im Zusammenhang mit der Finanz- und Staatsschuldenkrise stehen", sagte Joachim Nagel, Mitglied des Vorstands und zuständig für Rechnungswesen und Controlling. So sei der überwiegende Teil der Bilanzausweitung auf der Aktivseite auf den Zufluss von Liquidität aus dem europäischen Ausland entfallen, der sich in einer Zunahme der Target2-Forderung gegenüber der Europäischen Zentralbank um 123,4 Milliarden Euro auf 584,2 Milliarden Euro zum Jahresende 2015 niedergeschlagen habe. Darüber hinaus sei der Bestand der Wertpapiere für geldpolitische Zwecke um 122,1 Milliarden Euro auf 172,3 Milliarden Euro gestiegen.

Deutsche Wirtschaft in guter Verfassung

Die deutsche Wirtschaft sieht Weidmann weiter auf gutem Wege: "Die gute gesamtwirtschaftliche Lage zeigt sich auch darin, dass die Beschäftigung im vergangenen Jahr erneut einen Höchststand erreichte und die Arbeitslosigkeit weiter zurückging", sagte der Bundesbankpräsident. Den merklich gestiegenen Arbeitseinkommen hätten nur geringe Preissteigerungen gegenübergestanden, so dass sich die realen verfügbaren Einkommen spürbar um 2,2 Prozent erhöht hätten. "Dementsprechend war der private Verbrauch im vergangenen Jahr der wesentliche Konjunkturtreiber", so Weidmann. Auch 2016 dürfte eine lebhafte Binnennachfrage die wirtschaftliche Entwicklung tragen, die trotz leicht gestiegener Risiken klar aufwärtsgerichtet sein werde.

Im Euro-Raum sind die konjunkturellen Aussichten nach Einschätzung des Bundesbankpräsidenten ebenfalls alles in allem aufwärtsgerichtet. "Die allmähliche wirtschaftliche Erholung des Euro-Raums dürfte sich im laufenden und nächsten Jahr fortsetzen", sagte Weidmann. Die größte Herausforderung  bestehe aber zweifellos darin, der Währungsunion eine robuste, konsistente Gesamtarchitektur zu geben. "Bisher trägt die Statik des Euro-Raums nur unzureichend", sagte Weidmann. Entscheidend sei, Haftung und Kontrolle wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Keine allgemeine Abschaffung des Bargelds

In der aktuellen Diskussion um Obergrenzen für Bargeldtransaktionen und eine mögliche Abschaffung der 500-Euro-Banknote sagte Weidmann, dass er daran zweifle, ob so wirksam Terrorismusfinanzierung oder Geldwäsche bekämpft werden könnten. In Deutschland sei Bargeld immer noch das beliebteste Zahlungsmittel. "Es wäre aus meiner Sicht deshalb fatal, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entstünde, die Diskussionen über die Abschaffung der 500-Euro-Banknote und über Obergrenzen für die Bargeldnutzung stellten Schritte hin zu einer allgemeinen Abschaffung des Bargelds dar", sagte Weidmann. Die Bundesbank verhalte sich hinsichtlich der verschiedenen Zahlungsformen neutral. "Wir wollen den Bürgern die Zahlungsart ermöglichen, die sie sich wünschen", so der Bundesbankpräsident.