Bundesbank erzielt 2015 Überschuss von 3,2 Mrd €

Die Deutsche Bundesbank hat im Geschäftsjahr 2015 einen Überschuss von 3,2 Mrd € erzielt, nach 3,0 Mrd € im Vorjahr. Der Gewinn wurde heute gemäß § 27 Nr. 2  Bundesbankgesetz in voller Höhe an den Bund überwiesen. Bundesbankpräsident Jens Weidmann verwies hinsichtlich des Gewinnanstiegs auf eine Zunahme beim Nettoergebnis aus Finanzoperationen, Abschreibungen und Risikovorsorge, denen ein niedrigerer Nettozinsertrag gegenübergestanden habe. "Im Ergebnis hat dies zu einem leichten Plus im Vorjahresvergleich geführt", sagte er auf der Jahrespressekonferenz der Bundesbank. Mit Blick auf die Risikovorsorge sprach der Bundesbankpräsident dabei von einer vorsichtigen Verringerung um 0,8 Mrd € auf nunmehr 13,6 Mrd €.

Traditionell resultieren Risiken in der Bundesbankbilanz primär aus der Verwaltung der Währungsreserven. Von 2010 bis 2012 sind jedoch substanzielle Risiken bei den SMP-Beständen, den Refinanzierungsaktiva und den Euro-Wertpapierportfolios (CBPP/CBPP2- und Eigenportfolio) hinzugekommen. Deshalb war die Risikovorsorge bis 2012 in drei Schritten auf insgesamt 14,4 Mrd € erhöht worden. ‎Laut Weidmann haben sich mittlerweile die Bestände an Refinanzierungskrediten und SMP-Wertpapieren, die im Fokus der Risikovorsorge standen, verringert. "Damit sind auch die Risiken zurückgegangen", betonte er.

Nettozinsertrag so niedrig wie noch nie

Maßgeblich für den Bundesbankgewinn waren im vergangenen Jahr die Zinserträge in Höhe von 3,3 Mrd € (im Vorjahr: 4,0 Mrd €), von denen 2,9 Mrd € (im Vorjahr: 3,8 Mrd €) auf Zinserträge in Euro entfielen. Dem standen Zinsaufwendungen von 1,0 Mrd € (im Vorjahr: 0,9 Mrd €) gegenüber, so dass sich ein Nettozinsertrag von 2,3 Mrd € (im Vorjahr: 3,1 Mrd €) ergab. Dies ist angesichts im Jahresdurchschnitt nochmals herabgesetzter EZB-Leitzinsen der niedrigste Nettozinsertrag seit Beginn der Währungsunion. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch den fälligkeitsbedingten Rückgang von Wertpapieren in den geldpolitischen Portfolios aus den abgeschlossenen Ankaufprogrammen SMP und CBPP/CBPP2.

Die Bilanzsumme der Bundesbank belief sich zum 31. Dezember 2015 auf 1.012,0 Mrd € (im Vorjahr: 770,8 Mrd €). "Die Bundesbankbilanz 2015 ist weiterhin geprägt von geldpolitischen Aktivitäten, die vor allem im Zusammenhang mit der Finanz- und Staatsschuldenkrise stehen", sagte Joachim Nagel, Mitglied des Vorstands und zuständig für Rechnungswesen und Controlling. "Dabei ist die Bilanzsumme kräftig gestiegen und hat nach 2012 abermals 1 Billion € überschritten", fügte er hinzu.

Auf der Aktivseite entfiel Nagel zufolge der überwiegende Teil der Bilanzausweitung auf die Liquiditätszuflüsse aus dem europäischen Ausland, die sich in einer Zunahme der TARGET2-Forderung gegenüber der EZB um 123,4 Mrd € auf 584,2 Mrd € zum Jahresende 2015 niedergeschlagen haben. Zweiter wichtiger Grund sei der Anstieg des Bestands der Wertpapiere für geldpolitische Zwecke um 122,1 Mrd € auf 172,3 Mrd €. Allein aus dem erst im März 2015 begonnenen Ankauf deutscher Staatsanleihen im Rahmen des PSPP-Programms ergibt sich zum aktuellen Jahresabschluss ein Bestand von 104,2 Mrd €.

Durch Käufe im Rahmen des im Oktober 2014 aufgenommenen CBPP3-Programms hat sich zudem der Bestand von gedeckten Schuldverschreibungen per saldo um 23,8 Mrd € auf insgesamt 40,4 Mrd € erhöht.

Die durch die Ankaufprogramme geschaffene und aus dem Ausland zugeflossene Liquidität habe sich auf der Passivseite der Bilanz in einer deutlichen Zunahme der Einlagen von Kreditinstituten bei der Bundesbank um 118,5 Mrd € auf 208,7 Mrd € niedergeschlagen, so Nagel weiter. Auch die Euro-Guthaben anderer in- und ausländischen Einleger verzeichneten im Berichtsjahr eine deutliche Zunahme, und zwar um 76,9  Mrd € auf 99,1 Mrd €.

Positionen in der Bilanz der Deutschen Bundesbank, die Marktpreisschwankungen unterliegen wie beispielsweise Gold und Devisenbestände, werden grundsätzlich zu Marktpreisen bewertet. Die dabei anfallenden Bewertungsgewinne sind nicht erfolgswirksam, sondern werden in einem passivischen "Ausgleichsposten aus Neubewertung" ausgewiesen. Dieser beläuft sich zum Jahresende auf 105,7 Mrd € (im Vorjahr: 104,5 Mrd €). Durch Wechselkurseffekte ergeben sich bei den Fremdwährungen um 3,1 Mrd € höhere Bewertungsgewinne, während sich beim Gold die Neubewertungsreserve um 1,7 Mrd € auf 97,8 Mrd € verringert.

Konjunkturaufschwung hält an, Risiken der expansiven Geldpolitik beachten

Der deutschen Wirtschaft bescheinigte Bundesbankpräsident Weidmann eine insgesamt gute Verfassung. "Dies zeigt sich auch darin, dass die Beschäftigung im vergangenen Jahr abermals einen neuen Höchststand erreichte und die Arbeitslosigkeit weiter zurückging", erklärte er. "Den merklich gestiegenen Arbeitseinkommen standen nur geringe Preissteigerungen gegenüber, so dass sich die real verfügbaren Einkommen spürbar erhöhten", so der Bundesbankpräsident. Entsprechend sei der private Verbrauch im vergangenen Jahr der wesentliche Konjunkturtreiber gewesen. "Und auch in diesem Jahr dürfte eine lebhafte Binnennachfrage die wirtschaftliche Entwicklung tragen, die trotz leicht gestiegener Risiken klar aufwärtsgerichtet sein wird", sagte er.

Mit Blick auf den Euro-Raum verwies Weidmann darauf, dass dort die Wirtschaftsaussichten alles in allem ebenfalls aufwärts gerichtet seien. "Die allmähliche wirtschaftliche Erholung des Euro-Raums dürfte sich auch im laufenden und nächsten Jahr fortsetzen", so der Bundesbankpräsident. Zu der – angesichts des sehr niedrigen Preisdrucks – weiter im Raum stehenden Lockerung der ohnehin schon sehr expansiven Geldpolitik erklärte Weidmann, dass diese längerfristige Risiken und Nebenwirkungen haben könne, "die nicht einfach ausgeblendet werden dürfen".