Bundesbank erzielt 2017 einen Bilanzgewinn von 1,9 Milliarden Euro

Grafik zum Bundesbankgewinn von 2013 - 2017
Bundesbankgewinn
Die Bundesbank hat im Jahr 2017 einen Überschuss von 2,0 Milliarden Euro erzielt. Damit fiel der Jahresüberschuss im Vergleich zum Vorjahr um 1,0 Milliarde Euro höher aus. Nach Rücklagendotierung verbleibt ein Bilanzgewinn von 1,9 Milliarden Euro, den die Bundesbank in voller Höhe an das Bundesfinanzministerium abgeführt hat. Im Jahr 2016 hatte der Bilanzgewinn 399 Millionen Euro betragen.

"Die expansive Geldpolitik hat im Jahr 2017 abermals zu einer Ausweitung unserer Bilanz geführt", sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann bei der Vorstellung des Jahresabschlusses in Frankfurt am Main. Der höhere Jahresüberschuss sei vor allem auf die gestiegenen Einlagen der Kreditinstitute zurückzuführen, für welche die Bundesbank derzeit Negativzinsen berechne. Auf der Aktivseite der Bilanz fielen hingegen angesichts niedriger Zinsen hingegen faktisch keine Zinserträge an. "Damit verkehrt sich die übliche Ertragskonstellation der Notenbank. In ´normalen Zeiten´ werden die Erträge auf der Aktivseite erwirtschaftet – insbesondere natürlich durch die Refinanzierungsgeschäfte mit den Banken", sagte Weidmann. "Jetzt ist es genau umgekehrt."

Die geldpolitischen Entscheidungen dürfen laut dem Bundesbankpräsidenten aber nicht am Notenbankgewinn oder -verlust gemessen werden. Einziger Maßstab sei, ob es der Geldpolitik gelinge, Preisstabilität zu gewährleisten.

Risiken steigen

Grafik zu Rückstellungen für allgemeine Wagnisse
Rückstellungen für allgemeine Wagnisse
Mit der Fortführung der Anleihekäufe seien die Zinsänderungsrisiken weiter gestiegen, so Weidmann. Aus diesem Grund stockte die Bundesbank die Wagnisrückstellung abermals auf, und zwar um 1,1 Milliarden Euro auf 16,4 Milliarden Euro.

Im Geschäftsjahr 2016 hatte die Bundesbank die Zinsänderungsrisiken erstmals berücksichtigt. Sie entstehen durch ein wachsendes bilanzielles Ungleichgewicht zwischen langfristigen Aktiva und kurzfristigen Passiva. Aus den langfristigen Wertpapieren der Ankaufprogramme und den längerfristigen Refinanzierungsgeschäften wird die Bundesbank für viele Jahre sehr geringe Zinserträge erhalten. Gleichzeitig können sich die Erträge aus der Negativverzinsung der Einlagen bei steigenden Leitzinsen schnell in Zinsaufwendungen umkehren.

Zinserträge legen weiter zu

Gemeinsam mit den Negativzinsen auf die Einlagen der Kreditinstitute waren die Negativzinsen auf Euro-Guthaben in- und ausländischer Einleger wie etwa öffentliche Haushalte oder ausländische Zentralbanken die wichtigste Position in der Gewinn- und Verlustrechnung 2017. Laut Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele, bei der Bundesbank unter anderem für Controlling und Rechnungswesen verantwortlich, stieg diese Position im vergangenen Jahr um 1,8 Milliarden Euro auf 3,2 Milliarden Euro. "Diese Entwicklung ist aber nicht nachhaltig", sagte er. "Bei einem Zinsanstieg fällt dieser Ertrag weg." Insgesamt erhöhten sich 2017 die Zinserträge um 1,5 Milliarden Euro auf 5,2 Milliarden Euro. Der Nettozinsertrag legte bei leicht steigenden Zinsaufwendungen deutlich um 0,9 Milliarden Euro auf 4,2 Milliarden Euro zu.

Neuer Rekordstand bei Bilanzsumme

"Die Bilanzsumme als Ergebnis der geld- und währungspolitischen Aktivitäten ist – wie schon im Vorjahr – weiter kräftig gestiegen und erreichte 2017 einen Rekordstand von gut 1,7 Billionen Euro", erläuterte Thiele. Gegenüber 2016 sei die Bilanzsumme um mehr als 330 Milliarden Euro gestiegen. Die wichtigsten Gründe für das Bilanzwachstum sind laut Thiele die geldpolitischen Wertpapierankaufprogramme und die Liquiditätszuflüsse aus dem europäischen Ausland. So hätten die TARGET2-Forderungen gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) um 153 Milliarden Euro auf 907 Milliarden Euro zugenommen und sich damit innerhalb der vergangenen drei Jahre fast verdoppelt.

Aufschwung auf breiten Füßen

Die konjunkturelle Lage in Deutschland und im Euroraum bezeichnete Bundesbankpräsident Weidmann als erfreulich. "Der Aufschwung steht nun überall auf breiten Füßen", sagte er. Das Wachstum des gesamten Währungsraumes lag im Jahr 2017 bei 2,5 Prozent. Laut Prognosen des Eurosystems setze sich die wirtschaftliche Erholung weiter fort, für dieses Jahr rechnen die Ökonominnen und Ökonomen mit einer Wachstumsrate von 2,3 Prozent. Die deutsche Wirtschaft befinde sich inzwischen in einer Hochkonjunktur, so Weidmann. Insgesamt sei sie im Jahr 2017 saison- und kalenderbereinigt um 2,5 Prozent gewachsen. Für dieses Jahr erwarte die Bundesbank eine gleichhohe Wachstumsrate.

Nach Weidmanns Einschätzung bestätigt die gute wirtschaftliche Lage im Euroraum die Überzeugung, dass sich die Inflation dem Zielbereich von unter, aber nahe 2 Prozent annähern wird. "Aus meiner Sicht ist es deshalb wichtig, den geldpolitischen Expansionsgrad allmählich und verlässlich zurückzuführen, sobald die Aussichten für die Preisentwicklung im Euroraum es erlauben", betonte der Bundesbankpräsident.

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