Internationale Kapitalverflechtung der deutschen Wirtschaft
Weiter steigendes Unternehmensvermögen im Ausland
Trotz eines weltweit schwächeren Konjunkturumfelds im Jahr 2012 haben deutsche Investoren ihre unmittelbaren Direktinvestitionen im Ausland in diesem Zeitraum beträchtlich um 53 Mrd € auf knapp 1,2 Billionen € erhöht. In erster Linie erfolgte dies durch eine Aufstockung des Beteiligungskapitals einschließlich reinvestierter Gewinne. Den regionalen Schwerpunkt des Auslandsengagements bildete Europa. Ausländische Kapitalgeber und verbundene Unternehmen im Ausland, vor allem aus den Ländern des Euro-Raums, stellten im gleichen Zeitraum ihren Niederlassungen in Deutschland zusätzliches Kapital in Höhe von insgesamt 22 Mrd € überwiegend in Form von konzerninternen Krediten zur Verfügung. Sie erreichten damit zum Jahresende 2012 einen Direktinvestitionsbestand von 800 Mrd €.
Da ein Großteil der unmittelbaren Direktinvestitionsbeziehungen mit Holdinggesellschaften besteht – 44 % der unmittelbaren deutschen Direktinvestitionen im Ausland und sogar 63 % der unmittelbaren ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland –, ist es für eine Analyse der grenzüberschreitenden Anlageschwerpunkte wichtig, die mittelbaren, über abhängige Holdinggesellschaften gehaltenen Anlageobjekte zusätzlich zu erfassen. Das zu diesem Zwecke in konsolidierter Rechnung zusammengefasste unmittelbare und mittelbare deutsche Unternehmensvermögen im Ausland stieg im Jahr 2012 insbesondere in Niederlassungen des Verarbeitenden Gewerbes (+ 20 Mrd €), darunter vor allem in der Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen sowie von Kraftwagen. Daneben spielten die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, der Handel und die Energieversorgung eine große Rolle. Für ausländische Investoren waren in Deutschland in erster Linie die Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie der Handel als Anlageobjekte von Interesse.
Erweitertes Datenangebot über Mehrheitsbeteiligungen
Auskunft über die Aktivitäten grenzüberschreitend kontrollierter Unternehmen gibt darüber hinaus die innerhalb der Europäischen Union harmonisierte Statistik über die Struktur und die Tätigkeit von Auslandsunternehmenseinheiten "FATS" (Foreign Affiliates Statistics). In dieser Statistik werden von der Bundesbank alle finanziellen und nichtfinanziellen Unternehmen im Ausland erfasst, sofern deren Bilanzsumme 3 Mio € überschreitet und ein deutscher Investor letztendlich die Kontrolle über diese Unternehmen ausübt, das heißt, unmittelbar oder mittelbar eine Mehrheitsbeteiligung besteht. Als Kenngrößen werden derzeit die Anzahl der Auslandstöchter, die Anzahl ihrer Beschäftigten und ihr Umsatz ermittelt. Diese Daten (Outward FATS) werden nun erstmals in sehr detaillierter Länder- und Wirtschaftszweiggliederung für die Jahre 2008 bis 2011 von der Bundesbank veröffentlicht. Ein dazu korrespondierender, umfangreicher Datensatz über die von ausländischen Investoren kontrollierten Unternehmen in Deutschland (Inward FATS) wird vom Statistischen Bundesamt bereitgestellt.
Zum Jahresende 2011 wurden den FATS-Angaben zufolge mehr als 26 000 Unternehmen im Ausland letztendlich von deutschen Kapitalgebern kontrolliert. Der größte Teil (drei Fünftel) dieser Unternehmen hatte seinen Sitz in anderen europäischen Ländern; dort waren 2,7 Millionen Personen beschäftigt, die einen Umsatz in Höhe von 1 Billion € erwirtschafteten. Ein weiteres Fünftel der Unternehmen befand sich in Amerika, darunter fast zwei Drittel (3 500 Unternehmen) in den Vereinigten Staaten. Die Unternehmen in Amerika beschäftigten 1,1 Millionen Personen und erzielten im Berichtsjahr einen Umsatz von 500 Mrd €. Von den 3 700 kontrollierten Unternehmen in Asien entfielen allein 1 250 auf China. Der überproportional hohe Anteil der Beschäftigten in asiatischen Niederlassungen weist – bei zugleich durchschnittlichem Umsatzvolumen – auf eher arbeitsintensive Prozesse in dortigen Tochterfirmen hin.
Betrachtet nach Wirtschaftszweigen war die Anzahl der von deutschen Investoren kontrollierten Auslandsunternehmen im Handel im Jahr 2011 mit 7 900 am höchsten, gefolgt vom Verarbeitenden Gewerbe (6 800 Unternehmen), der Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen (Sektor M, 2 700 Unternehmen) und der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (2 400 Unternehmen). Eine andere Reihenfolge ergibt sich bei der Anzahl der Beschäftigten. Von den insgesamt 4,9 Millionen Arbeitnehmern in kontrollierten Auslandsunternehmen waren 2,3 Millionen Personen in arbeitsintensiven Branchen des Verarbeitenden Gewerbes, 1,2 Millionen im Handel, 230 000 in der Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen und nur 76 000 im Sektor M, zu dem auch die Holdinggesellschaften zählen, beschäftigt. Vom Gesamtumsatz in Höhe von 1,8 Billionen € entfielen jeweils 35 % auf Auslandstöchter des Verarbeitenden Gewerbes und des Handels.
Detaillierte Ergebnisse sowie methodische Erläuterungen zur Statistik der Bundesbank "Bestandserhebung über Direktinvestitionen" finden Sie in der Statistischen Sonderveröffentlichung 10 auf unserer Website unter "Veröffentlichungen".
Die Statistik über die Struktur und Tätigkeit von Auslandsunternehmenseinheiten deutscher Investoren (Outward FATS) wird auf unserer Homepage unter "Statistiken/Außenwirtschaft" publiziert.