Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung in Deutschland im ersten Quartal 2017 Sektorale Ergebnisse der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung
Das Geldvermögen der privaten Haushalte stieg gegenüber dem vierten Quartal 2016 deutlich um gut 84 Mrd € oder 1,5 % und belief sich zum Ende des ersten Quartals 2017 auf 5 676 Mrd €. Über zwei Drittel des Anstiegs waren dabei der auf Transaktionen beruhenden Geldvermögensbildung zuzuschreiben. Der größte Teil der Mittel floss mit über 24 Mrd € in Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen. Zuflüsse in Bargeld und Einlagen fielen mit etwa 12 Mrd € nach dem kräftigen Vorquartal deutlich geringer aus. Auch wenn die privaten Haushalte ihr Engagement in Aktien und Anteilen an Investmentfonds nach einem schwächeren Vorquartal ebenfalls wieder ausweiteten, hielt in der Summe die bereits seit einiger Zeit vorherrschende Präferenz für liquide und risikoarme Anlagen weiter an. Die Verbindlichkeiten der privaten Haushalte wuchsen im ersten Quartal 2017 um gut 7 Mrd €, sodass ihr Nettogeldvermögen gegenüber dem Vorquartal um 77 Mrd € oder 2,0 % auf 3 997 Mrd € stieg.
Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften fiel im Berichtsquartal mit etwa 71 Mrd € vergleichsweise kräftig aus. Hierbei waren Kredite mit knapp 30 Mrd € die bedeutendste Finanzierungsquelle. Zugleich leistete auch die Finanzierung über Schuldverschreibungen einen positiven Beitrag. Insgesamt stieg das Nettogeldvermögen der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften um 13 Mrd € oder 0,7 % auf minus 1 743 Mrd €.
Private Haushalte: Umfangreiche Geldvermögensbildung bei gleichzeitig schwächerer Außenfinanzierung
Die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung der privaten Haushalte in Deutschland belief sich im ersten Quartal 2017 per saldo auf knapp 60 Mrd € und lag somit weiterhin deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Dabei wurden 17 Mrd € in Bargeld und Sichteinlagen investiert. Termineinlagen sowie Spareinlagen und Sparbriefe wurden hingegen in geringem Umfang abgebaut. Mit über 24 Mrd € floss ein Großteil der Mittel in Ansprüche gegenüber Versicherungen und Pensionseinrichtungen. Vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfelds hielt die Präferenz der privaten Haushalte für als besonders liquide oder risikoarm wahrgenommene Anlageformen somit weiter an.
Gleichzeitig fiel aber auch das Engagement der privaten Haushalte an den Kapitalmärkten etwas stärker aus als im Vorquartal: Mit rund 9 Mrd € wurden vor allem Anteile an Investmentfonds gekauft, darunter primär Immobilien- und gemischte Wertpapierfonds. Nach Verkäufen im Vorquartal wurden zudem Aktien und sonstige Anteilsrechte per saldo im Umfang von fast 2 Mrd € erworben. Dies betraf insbesondere börsennotierte Aktien aus dem Ausland; börsennotierte inländische Aktien verzeichneten dagegen leichte Mittelabflüsse. Dieses Anlageverhalten spricht für ein gewisses Renditebewusstsein, da ausländische Anlagen typischerweise als riskanter wahrgenommen und folglich in Erwartung höherer Renditen erworben werden. Demgegenüber wurden Schuldverschreibungen im ersten Quartal 2017 per saldo abgebaut. Die Mittelabflüsse fielen mit etwa 1 Mrd € jedoch geringer aus als zuvor.
Das im Berichtsquartal insgesamt günstige Kapitalmarktumfeld bescherte den privaten Haushalten in Deutschland zusätzlich zur transaktionsbedingten Zunahme des Geldvermögens Bewertungsgewinne, die für sich genommen das gehaltene Geldvermögen um etwa 25 Mrd € erhöhten. Das betraf neben börsennotierten Aktien auch Anteile an Investmentfonds. Die transaktions- und bewertungsbedingten Änderungen führten im Ergebnis im ersten Quartal zu einem deutlichen Anstieg des Geldvermögens um etwa 84 Mrd € oder 1,5 % auf 5 676 Mrd € zum Ende des Quartals.
Im Rahmen der Außenfinanzierung nahmen die privaten Haushalte Mittel in Höhe von etwa 6 Mrd € auf und damit etwas weniger als im Vorquartal. Damit schwächte sich der seit Mitte 2013 zu beobachtende Aufwärtstrend leicht ab. Die Mittel wurden im ersten Quartal 2017 fast ausschließlich von inländischen Monetären Finanzinstituten bereitgestellt. Es handelte sich dabei vor allem um Wohnungsbaukredite. Die Verbindlichkeiten stiegen insgesamt um gut 7 Mrd € oder 0,4 % auf 1 678 Mrd €. Zusammen mit der Entwicklung des Geldvermögens führte dies zu einem Anstieg des Nettogeldvermögens um 77 Mrd € oder 2,0 % auf 3 997 Mrd €. Da das nominale Bruttoinlandsprodukt im Berichtsquartal stärker wuchs als die Verschuldung, sank die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der gesamten Verbindlichkeiten am nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme), leicht auf 53,1 % zum Quartalsende und bleibt damit im Euroraum-Vergleich eher niedrig.
Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften: Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung kräftig
Bei den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften fiel die transaktionsbedingte Geldvermögensbildung im ersten Quartal 2017 mit knapp 117 Mrd € sehr kräftig aus. Neben Investitionen in Aktien und sonstige Anteilsrechte (17 Mrd €) wurden vor allem Kreditforderungen – insbesondere gegenüber dem Ausland – aufgebaut (28 Mrd €). Deutliche Zuflüsse von per saldo 76 Mrd € verzeichneten zudem die sonstigen Forderungen, worunter auch Handelskredite und Anzahlungen fallen. Dagegen verringerten die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften ihre Bargeldbestände und Bankeinlagen per saldo um 0,5 Mrd €. Hierbei wurden vor allem Sichteinlagen (einschließlich Bargeld) zurückgeführt (‑8 Mrd €), während zeitgleich Termineinlagen aufgebaut wurden (7 Mrd €). Auch gehaltene Schuldverschreibungen verzeichneten per saldo in geringem Umfang Abflüsse (‑1 Mrd €).
Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften betrug im Berichtsquartal knapp 71 Mrd € und war demzufolge spürbar stärker als im langfristigen Durchschnitt. Die bedeutendste Finanzierungsquelle waren Kredite mit per saldo 30 Mrd €. Neben der Bereitstellung durch Monetäre Finanzinstitute in Deutschland flossen die Mittel den nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften zum Großteil aus dem Ausland zu. Auch die Finanzierung über Schuldverschreibungen schlug mit insgesamt 8 Mrd € stärker zu Buche als im Vorquartal und dürfte nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des Programms zum Ankauf von Unternehmensanleihen zu sehen sein. Die Mittelzuflüsse aus der Emission von Aktien und sonstigen Anteilsrechten beliefen sich per saldo auf etwa 3 Mrd €. Hierbei kam es zu Anpassungen in der Halterstruktur: Während das Ausland börsennotierte Aktien von nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften um gut 7 Mrd € aufstockte, verringerten private Haushalte und Kapitalgesellschaften im Inland ihr Engagement um knapp 7 Mrd €. Zudem nahmen die nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften Mittel in Form von sonstigen Verbindlichkeiten, darunter primär Handelskredite und Anzahlungen, im Umfang von etwa 29 Mrd € auf.
Neben dem transaktionsbedingten Anstieg von Geldvermögen und Verbindlichkeiten gab es Bewertungsänderungen, die das Geldvermögen um 75 Mrd € und die Verbindlichkeiten um 108 Mrd € erhöhten. Das Nettogeldvermögen stieg damit im ersten Quartal um insgesamt 13 Mrd € auf minus 1 743 Mrd €. Die Verschuldungsquote, definiert als Anteil der Summe von Schuldverschreibungen, Krediten und Pensionsrückstellungen am nominalen Bruttoinlandsprodukt (gleitende Vierquartalssumme), lag am Ende des ersten Quartals bei 62,1 %. Da die Verschuldung kräftiger stieg als das nominale Bruttoinlandsprodukt, erhöhte sich die Verschuldungsquote gegenüber dem Vorquartal leicht um 0,7 Prozentpunkte.
Aufgrund zwischenzeitlich durchgeführter Revisionen der gesamtwirtschaftlichen Finanzierungsrechnung sowie der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen sind die Angaben dieser Pressenotiz nicht mit denen früherer Pressenotizen vergleichbar.