Bezahlen mit Bargeld und Debitkarte günstiger als mit Kreditkarte Erstmals auch Kosten der Datenpreisgabe erfasst
Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland bezahlen am günstigsten mit Bargeld oder der Debitkarte. Bargeld verursacht pro Bezahlvorgang die geringsten Kosten, im Verhältnis zum ausgegebenen Geldbetrag ist die Debitkarte hingegen am günstigsten. Eine Zahlung mit der Kreditkarte wäre in jedem Fall deutlich teurer. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Kosten von Bargeld und Kartenzahlungen aus Verbrauchersicht“, die im Auftrag der Deutschen Bundesbank erstellt wurde. Die Kosten von Bargeld und Debitkarte liegen aus Sicht der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland nahe beieinander
, erläutert Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Bargeld kann also in Bezug auf die Kosten durchaus mit digitalen Möglichkeiten zum Bezahlen mithalten.
Erstmals wurden auch Kosten erfasst, die durch die Preisgabe von persönlichen Daten entstehen. Die Studie legt die relativ hohen Kosten offen, die die Datenpreisgabe beim Bezahlen ohne Bargeld nach sich zieht
, so Balz weiter. Bei der Nutzung von Bargeld hingegen entstehen keine Kosten durch Datenpreisgabe. Das unterstreicht, wie sinnvoll es ist, mit dem digitalen Euro eine datensparsame Alternative zu bestehenden digitalen Zahlungsmitteln zu schaffen.
Die Studie fußt auf einer repräsentativen Erhebung aus dem Jahr 2023, in der das Marktforschungsinstitut Forsa mehr als 2.000 Menschen zu ihren Kosten im Umgang mit Bargeld, Debitkarte und Kreditkarte befragte. Erfasst wurden Gebühren für die Kontoführung, für Barabhebungen am Geldautomaten und für Zahlungskarten sowie der finanzielle Schaden bei Verlust oder Betrug. Hinzu kommen Kosten in Form von Zeitaufwendungen im Umgang mit Zahlungsmitteln, etwa für das Abheben von Bargeld oder das Kontrollieren von Kontoauszügen, sowie die Kosten der Datenpreisgabe.
Mit dem Eintritt von Technologieunternehmen in den Zahlungsverkehr könnten Geschäftsmodelle gängiger werden, die auf der kommerziellen Nutzung von Kundendaten beruhen. Technologieunternehmen bieten ihre Dienstleistungen häufig ohne Gebühren an und nutzen die Daten ihrer Kundinnen und Kunden, zum Beispiel für personalisierte Werbung. Die Menschen zahlen also mit ihren Daten. Diese Kosten werden bisher nur selten betrachtet, gewinnen aber im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung an Bedeutung.
Die Studie nutzt zur Bewertung der Kosten der Datenpreisgabe bei der bargeldlosen Bezahlung zwei Methoden. Zum einen wurden die Teilnehmenden gefragt, wie viel sie bereit wären zu zahlen, wenn sie bei einem Einkauf mit Karte alle mit dem Kauf erhobenen Zahlungsdaten sofort löschen lassen könnten. Rund 42 Prozent der Befragten wären bereit, 0,50 Euro für eine sofortige Löschung zu zahlen, 28 Prozent würden einen Euro bezahlen, 12 Prozent sogar 3 Euro. Der andere Ansatz besteht darin, sich den Nutzen anzuschauen, den Unternehmen den gewonnenen Daten zumessen. Dazu eignet sich die Betrachtung von Bonusprogrammen und den damit verbundenen Vergünstigungen, die Kunden für die Preisgabe ihrer persönlichen Zahlungsdaten erhalten. Nimmt man den Durchschnitt beider Ansätze, lägen diese Kosten bei 0,43 Euro je Kartentransaktion bzw. 0,86 Prozent des Kartenumsatzes.
Die Studie beziffert zudem den Nutzen von Bargeld für Verbraucherinnen und Verbraucher. Dazu wurde in der Erhebung gefragt, welche Geldbeträge Verbraucherinnen und Verbraucher bereit sind zu zahlen, um Bargeld nutzen zu können. Rund die Hälfte der Befragten war schon bei einem Preisnachlass von 0,50 Euro bereit, statt mit Bargeld mit Karte zu zahlen. Immerhin 26 Prozent gaben an, selbst bei einem Preisnachlass von 3 Euro nicht auf eine Barzahlung verzichten zu wollen. Zudem wurde gefragt, ob die Menschen gegen Bezahlung bereit wären, zu einem Bankkonto ohne Möglichkeit zum Bezug von Bargeld zu wechseln. Ein solches bargeldloses Konto wäre für 72 Prozent der Befragten selbst bei einer Zahlung von bis zu 20 Euro im Monat uninteressant. Auf Bargeld verzichten möchten die meisten somit nicht.
Bei allen Bemühungen um Objektivität in unserer Studie ist klar, dass die wahrgenommenen Kosten und der Nutzen des Bezahlens individuell und unterschiedlich sind
, erläutert Balz. In der Bundesbank und im Eurosystem setzen wir uns daher auch in Zukunft ausdrücklich für die Wahlfreiheit beim Bezahlen ein: Jeder Mensch soll so bezahlen können, wie er oder sie es sich wünscht.