Kulturwandel unterstützen Gastbeitrag in der Frankfurter Rundschau

Mehr als 200 Milliarden Dollar betragen die Strafen, zu denen Banken in den vergangenen Jahren verurteilt wurden. Eine ganze Branche ist in Verruf geraten und es stellt sich die Frage, wie die Banken zu anständigem Verhalten zurückkehren können.

Letztlich ist es die Kultur einer Bank, die den Boden für Fehlverhalten bereitet. Es muss daher im Eigeninteresse der Finanzindustrie liegen, einen echten Kulturwandel anzustoßen. Nur so kann sie Vertrauen zurückgewinnen.

Die Regulierung kann diesen Kulturwandel unterstützen. Der nun auf Ebene der G7-Staaten angestoßene Verhaltenskodex soll an der Person des Bankers ansetzen und stellt so die individuelle Verantwortung in den Mittelpunkt. Die Bank ist damit jedoch nicht aus der Verantwortung entlassen, denn sie hat im Zweifel ein Umfeld geschaffen, das den Einzelnen dazu verleitet hat, sich falsch zu verhalten.

Ein Beispiel: Wenn Erfolg nur an Zahlen gemessen und nur auf dieser Basis vergütet wird, können Mitarbeiter einen Anreiz haben, messbaren Erträgen Vorrang vor gutem Verhalten zu geben. Warum also die Vergütung nicht zusätzlich an gutes Verhalten knüpfen? In diesem Zusammenhang könnte über den Zeitraum diskutiert werden, innerhalb dessen Banken Bonuszahlungen von ihren Mitarbeitern zurückfordern können –je länger der Zeitraum, desto höher der Anreiz, die langfristigen Folgen des eigenen Verhaltens zu berücksichtigen.

Diese und weitere Fragen können im Rahmen eines Verhaltenskodexes angesprochen werden. Entwickelt werden kann er nur von der Finanzbranche und den Aufsehern gemeinsam und nur auf internationaler Ebene –ein Flickenteppich nationaler Vorschriften würde wenig helfen. Die Banken müssen dafür sorgen, dass ein einmal gefundener Wertekanon gelebt wird. Bis dahin sollte gelten, was schon Seneca gesagt hat: Was das Gesetz nicht verbietet, verbietet vielleicht der Anstand.