Agiles Arbeiten als Chance für Menschen mit Schwerbehinderung Direkteinstieg – Sprachendienst
Mein Name ist Gabriele. Ich arbeite als Übersetzerin im Sprachendienst der Deutschen Bundesbank und habe eine angeborene Sehbehinderung. Ich übersetze hauptsächlich die Publikationen der EZB, aber auch Dokumente aus den verschiedenen Aufgabenbereichen der Bundesbank.
Ich habe Übersetzungswissenschaften mit den Sprachen Englisch und Russisch studiert und bin nach fast neun Jahren Berufserfahrung in der freien Wirtschaft eher zufällig zur Bundesbank gekommen. Als ich die Stellenausschreibung sah, passte sie perfekt zu meinem Fachgebiet und meinem Interesse an Finanzthemen. Dennoch war der Wechsel für mich eine große Entscheidung, da ich zuvor eine Führungsposition innehatte und nun in eine nicht führende Position mit befristetem Vertrag wechselte. Dank der Unterstützung meiner damaligen Vorgesetzten und der Schwerbehindertenvertretung wurde mein Vertrag später entfristet.
Seit meinem Eintritt in die Bundesbank im Jahr 2011 habe ich viele positive Veränderungen erlebt, sowohl beruflich als auch persönlich. Die Arbeit im Sprachendienst ermöglicht es mir, täglich dazuzulernen und mich mit Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Fachbereichen auszutauschen. Spannend finde ich, dass ich beim Übersetzen oft mit sehr komplexen Finanzthemen in Berührung komme. Um Texte gut übersetzen zu können, muss man sich ständig neues Wissen aneignen – durch eigene Recherchen und den Austausch mit Experten. Ich empfinde dieses Arbeiten als sehr bereichernd.
Die Bundesbank hat für mich ein barrierefreies Arbeitsumfeld mit technischen Hilfsmitteln geschaffen. Ich nutze eine spezielle Vergrößerungssoftware und einen sehr großen Bildschirm. Hinzu kommen die Annehmlichkeiten einer modernen Arbeitsumgebung, den die Bundesbank bietet – ein höhenverstellbarer Schreibtisch, ein ergonomischer Bürostuhl und eine hervorragende Ausleuchtung des Arbeitsplatzes. Das sind optimale Voraussetzungen für mich.
Da ich aufgrund meiner Sehbehinderung im Alltag auf Hilfe angewiesen bin, habe ich gelernt, offen über meine Bedürfnisse zu sprechen. Meine Kolleginnen und Kollegen sind sich meiner Behinderung bewusst und unterstützen mich, wo sie können. Im Team arbeiten wir daran, Aufgaben so zu verteilen, dass sie für mich zugänglich und machbar sind.
Die Bundesbank steht nun vor der Herausforderung, die Barrierefreiheit auch in der digitalen Welt zu gewährleisten. Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran, und deshalb ist es wichtig, dass Organisationen wie die Bundesbank dafür sorgen, dass Software sowie digitale Plattformen und Inhalte für alle zugänglich sind.
Mir ist bewusst, dass sich meine Arbeit als Übersetzerin in den nächsten Jahren verändern wird, vor allem durch künstliche Intelligenz. Ich glaube, dass die Bundesbank auch weiterhin Chancen für Menschen mit Behinderungen bieten kann, vor allem im Bereich des agilen Arbeitens. Agile Teams sind flexibel und auf die Fähigkeiten der Teammitglieder zugeschnitten, unabhängig von hierarchischen Strukturen. Dies bietet Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit, ihre besonderen Fähigkeiten einzubringen. So entsteht ein inklusives Arbeitsumfeld.
Mit Blick auf die Unternehmenskultur kann ich sagen, dass die Bundesbank den Inklusionsgedanken lebt. Während es bei der Integration noch darum ging, dass sich schwerbehinderte Menschen an das „normale“ System anpassen, werden bei der Inklusion die Einzigartigkeit und die Perspektiven von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Behinderung als Bereicherung anerkannt. Ich erlebe die Bundesbank als Arbeitgeber, der mich in meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung unterstützt und sich der Bedeutung von Barrierefreiheit bewusst ist.
Abschließend möchte ich betonen, wie wichtig es ist, als Mensch mit einer Schwerbehinderung offen über individuelle Bedürfnisse, Sichtweisen und Erfahrungen zu sprechen, und zwar nicht nur um Unterstützung zu erhalten, sondern auch um als wertvolle Stimme in einem zunehmend inklusiven, agilen und digitalen Arbeitsumfeld gehört zu werden.