Digitale Transformation in Zentralbanken – Ein Rückblick

Innowerk

In den letzten zwei Jahren hatte die Corona-Pandemie einen starken Einfluss auf unser Leben und unseren Alltag. Ein Thema, das dabei auch immer wieder in den Blickpunkt rückte, war die Digitalisierung. In dieser Zeit konnte man beobachten wie Entwicklungen, welche normalerweise Jahre brauchten, auf einmal innerhalb von Monaten oder Wochen umgesetzt werden konnten. Grund genug daher für uns ein Expert Panel zum Thema „Digitale Transformation in Zentralbanken“ ins Leben zu rufen.

Dieses fand Anfang Oktober zum ersten Mal statt. Bereits an der hohen Zahl der Anmeldungen von über 100 konnte man erahnen, dass wir hier einen Nerv getroffen hatten. Um allen Teilnehmenden einen intensiven Austausch zu ermöglichen, wurden schlussendlich 30 Kolleginnen und Kollegen, verteilt über die ganze Welt ausgewählt, teilzunehmen. Das Expert Panel fand dabei, wie könnte es anders bei einem Kurs über Digitalisierung sein, rein virtuell statt.

Die Corona-Pandemie hat uns als Bundesbank einen enormen Schub im Bereich der Digitalisierung gegeben“, sagt Fabian Huttner, Experte aus der Stabsstelle für Digitalisierung. Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiteten quasi von einem Tag auf den anderen von zu Hause aus und neue Formen der Kommunikation mussten direkt erprobt werden. Diese Erfahrungen wolle man nun gerne weitergeben.

Der erste Tag stand zunächst ganz im Zeichen der organisatorisch notwendigen Grundlagen und Herausforderungen, um die digitale Transformation systematisch und strategisch umzusetzen. So hob Fabian Huttner auch hervor, dass es im Kern vier Prinzipien sind, welche die Arbeitsgrundlage für alle Digitalisierungsprojekte in der Bundesbank bilden:

Digital-by-default

Digitale Prozesse werden zur Regel und die Schriftform wird soweit möglich durch digitale Lösungen ersetzt.

User-Centric

Die Nutzerorientierung wird in allen digitalen Prozessen verankert. Das Nutzerfeedback wird als relevante Messgröße für den Erfolg von digitalen Anwendungen herangezogen.

Co-Creation

Interdisziplinäre Zusammenarbeit (fachbereichs- und institutionenübergreifend) soll bei Digitalisierungsprojekten zur Regel werden.

Once-Only

Daten werden nur noch einmal erhoben. Daten von Geschäftspartnern, Beaufsichtigten und Beschäftigten werden nur einmal abgefragt und anschließend zentral gespeichert.

Diese vier Prinzipien bildeten die Grundlage für die digitale Agenda der Bundesbank, welche wiederum die Blaupause für die weitere Entwicklung war. Zunächst mit einem kleinen Team gestartet, wuchs die Stabsstelle für Digitalisierung im Laufe von 1,5 Jahren auf fast 20 Personen an. „Dies ermöglicht uns, nun noch viel mehr zukunftsweisende Technologien von Anfang an zu begleiten und in die Bank einzuführen“, so Huttner.

Hierauf aufbauend fokussierte sich der zweite Kurstag auf den Nutzen und das Potential von eigenen Innovationslaboren. Also dem dezidierten (physischen) Raum für das Experimentieren mit neuen Technologien und der Entwicklung von Innovationen. Das Interesse der Teilnehmenden galt dabei vor allem der bundesbankeigenen Innovationswerkstatt, InnoWerk, welche gerade eingeweiht wurde. Vor allem die zugrundeliegenden Prozesse und die Einbindung von Entscheidungsebenen interessierte.

Gerade in der aktuellen Debatte, durfte das Thema „New Work“ und agiles Arbeiten nicht fehlen. Ein lebhafter Austausch zu den eigenen Erfahrungen und Best Practices fand am dritten Tag statt. Dies konnte dann auch erfreulicherweise am vierten Tag mit den eigenen Berichten und Erfahrungen der Teilnehmenden fortgesetzt werden.

Am Schluss waren sich alle einig, dass der offene Dialog und der Austausch von Erfahrungen sehr bereichernd und hilfreich war. Gerade für den Prozess die eigenen Entscheidungsebenen von der Notwendigkeit einer Digitalisierungsstrategie zu überzeugen, war dies sehr hilfreich.

Der größte Wunsch der Teilnehmenden zum Schluss war, das InnoWerk hoffentlich in Zukunft live zu sehen und quasi die Innovationen der Bundesbank im Entstehen zu betrachten. Auch Fabian Huttner resümiert: „Es war eine erfolgreiche und spannende Veranstaltung. Gerade die persönlichen Erfahrungen und Beispiele aus den anderen Zentralbanken waren sehr interessant.“ Dennoch sagt auch er, dass sich der persönliche Kontakt durch nichts ersetzen lässt und hofft, die Teilnehmenden im kommenden Jahr persönlich in Frankfurt begrüßen zu dürfen.

Text: Fabian Huttner