Burkhard Balz und Piero Cipollone ©Bert Bostelmann

Zahlungsverkehrssymposium: Globale Herausforderungen im digitalen Zeitalter

Die Welt wird immer digitaler - für den Zahlungsverkehr in Europa bedeutet dies eine ganze Reihe an Herausforderungen, bietet aber auch Chancen durch Innovationen. Beim Zahlungsverkehrssymposium der Bundesbank 2024 haben sich hierzu rund 250 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und staatlichen Institutionen ausgetauscht, darunter Bundesbankvorstand Burkhard Balz und Piero Cipollone, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank. Isabelle Körner moderierte die Veranstaltung.

Geopolitische Entwicklungen immer größere Rolle

Rede von Burkhard Balz beim Zahlungsverkehrssymposium 2024 ©Bert Bostelmann

Bundesbankvorstand Burkhard Balz ging in seiner Rede gleich auf mehrere Herausforderungen ein. Das Entstehen neuer Geldformen und das Aufkommen neuer Technologien, der Markteintritt neuer Wettbewerber sowie erhöhte Cyber-Risiken gehörten zu Entwicklungen auf die wir aktiv reagieren müssen, sagte Balz, im Vorstand der Bundesbank unter anderem für Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme zuständig. Zudem spielten geopolitische Entwicklungen im Zahlungsverkehr eine immer größere Rolle. Hinzu komme eine beachtliche Weiterentwicklung der regulatorischen Rahmenbedingungen.

Zudem äußerte er sich zum Thema "Digitales Zentralbankgeld für die Finanzindustrie“. Wir müssen nicht nur sicherstellen, dass unsere Angebote heute sicher und innovativ sind. Wir müssen uns vielmehr heute darum kümmern, dass auch morgen Großbeträge – etwa zur geldseitigen Abwicklung von Wertpapiergeschäften – in sicherem Zentralbankgeld abgewickelt werden können, sagte Balz. Aus diesem Grund beschäftige sich das Eurosystem mit dem Thema „Wholesale CBDC“. Auch zum digitalen Euro bezog Balz Stellung (Link zur Rede siehe unten).

Rede von Piero Cipollone beim Zahlungsverkehrssymposium 2024 ©Bert Bostelmann

Piero Cipollone, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, hielt eine Grundsatzrede über den Weg zu einer digitalen Kapitalmarktunion. Die jüngsten Fortschritte bei der digitalen Technologie eröffneten die Chance, in Europa einen integrierten Kapitalmarkt für digitale Vermögenswerte zu schaffen, sagte er. Zentralbankgeld könne eine zentrale Rolle spielen, wenn es um die Interoperabilität und Integration gehe.

Reden und Diskussionsrunden rund um den Zahlungsverkehr

Podiumsdiskussion „Digitaler Euro – Plattform für künftige Innovationen?“ beim Zahlungsverkehrssymposium 2024 ©Bert Bostelmann

Weitere Reden und Diskussionen drehten sich um die European Payments Initiative, kurz EPI; die Auswirkungen der G20-Roadmap auf den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr; den digitalen Euro; die Instant Payments Regulierung und „Wholesale CBDC“.

Martina Weimert beim Zahlungsverkehrssymposium 2024 ©Bert Bostelmann

Zum Thema „EPI – eine europäische strategische Antwort auf globale Herausforderungen“ interviewte Julian Reischle, Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme der Bundesbank, Martina Weimert, die seit 2020 CEO der European Payments Initiative ist. Hier ging es vor allem darum, wie die von EPI betriebene mobile Bezahlfunktion wero den europäischen Zahlungsverkehr bereichern und voranbringen kann. Thema war auch, wie sich EPI und digitaler Euro ergänzen könnten.

Bei dem Panel rund um Wholesale-CBDC diskutierten die Teilnehmenden darüber, inwieweit Europa hier asiatischen Ländern hinterherhinkt. Wholesale-CBDC bezeichnet die Abwicklung von Großbetragszahlungen zwischen Geschäftsbanken in Zentralbankgeld. Vor allem die Erprobungsphase des Eurosystems und die positiven Erfahrungen mit der Bundesbank-Trigger-Lösung wurden hervorgehoben. Beim Thema Instant Payments gingen die Teilnehmenden der Diskussionsrunde unter anderem auf die Frage ein, wie Instant-Payments-Zahllösungen für Firmen- und Privatkunden besser gefördert werden können. Zudem ging es um die Gefahren durch Betrug und wie man diesen vorbeugen kann.

Niemals rein national denken

Julian Reischle sprach das Schlusswort. Es sei im Rahmen der Veranstaltung klargeworden, dass der Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme vor einschneidenden Veränderungen stünden. Diese seien stärker als jemals zuvor von geopolitischen Entwicklungen betroffen und für die Gesellschaft besonders relevant. Diese Entwicklungen seien für den Zahlungsverkehr von besonderer Bedeutung, da Zahlungsverkehr niemals nur national oder regional gedacht werden könne. In diesem Zusammenhang verwies Reischle auch auf den Vortrag von Carlo Masala, Leiter der Professur für Internationale Politik der Münchner Universität der Bundeswehr, der im Rahmen seines Sondervortrags zum Thema „Die neue Weltordnung – was kommt auf Deutschland zu?“ eindrucksvoll auf die vielfältigen und vielschichtigen geopolitischen Herausforderungen hingewiesen habe.