Wuermeling: Unstrukturierte Daten bergen für Banken großes Potenzial
Unstrukturierte Daten bergen Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling zufolge großes Potenzial, sowohl für einzelne Institute als auch für das gesamte Finanzsystem. Die bevorstehenden Entwicklungen in KI und Finanzwesen bieten uns unglaubliche Möglichkeiten
, sagte er beim Branchentreffen BaFinTech von Bundesbank und Bafin in Berlin. Dabei sei entscheidend, die Daten so zu nutzen, dass die Vorteile maximiert und die Risiken minimiert würden. Wuermeling plädierte zudem dafür, bei der Regulierung der Künstlichen Intelligenz (KI) ein ausgewogenes Maß zu finden. Es wäre unklug, das immense Innovationspotenzial dieser Technologien durch übermäßige gesetzliche Einschränkungen zu dämpfen.
Unstrukturierte Daten seien weder klar geordnet noch klar definiert, so Wuermeling weiter. Zu ihnen gehörten zum Beispiel Multimedia-Inhalte wie Podcasts, Videos, Audiodateien, Textnachrichten und E-Mails. Sie grenzten sich dadurch von klar strukturierten Daten ab, wie beispielsweise präzise und systematische Börsenkurse. Etwa 80 Prozent der von Unternehmen gesammelten Daten seien unstrukturiert. Die Menge dieser Daten habe sich im Jahr 2022 auf beachtliche 82 Zettabyte – einer Zahl mit 21 Nullen – weltweit belaufen.
Daten liefern wichtige Erkenntnisse für Unternehmen
Durch gezielte Analysen mit Hilfe von KI und maschinellem Lernen dieser Datenströme können Unternehmen wichtige Erkenntnisse für Prognosen, Risikobewertungen und Entscheidungen gewinnen. Diese Daten nutzbarzumachen, sei nicht nur technisch, sondern auch strategisch essenziell für Banken. Die gezielte Analyse von unstrukturierten Daten trage zur Kosteneffizienz, Automatisierung, Betrugsprävention und einem verbesserten Risikomanagement bei. Datenbasierte, analytische Ansätze ermöglichten den Banken etwa bei der Bonitätsprüfung oder der Kapitalanlage präzisere Entscheidungen zu treffen. Der Schutz vor Betrug oder Cyberattacken würde so verbessert. Dies führt insgesamt zu stabileren Banken
, so Wuermeling. In der Versicherungsbranche habe die Analyse unstrukturierter Daten bereits unter anderem dazu geführt, Betrugsfälle zu reduzieren und Schadensfälle besser zu bewerten.
Bei seiner Rede führte Vorstandsmitglied Wuemeling zudem einige Beispiele auf, wie die Bundesbank unstrukturierte Daten nutze. Mithilfe eines „BUBA-Bots“ gelängen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bereichs Märkte an wertvolle Informationen über die Finanzmärke. In diesen Bot würde derzeit eine ChatGPT KI integriert. Auch der Bereich Bankenaufsicht entwickle einen Prototyp, mit dem Ziel , durch die Analyse unstrukturierter Daten Entwicklungen von Bankrisiken und aufkommende Trends zu identifizieren. Mit Zugang zu wertvollen Markt- und Aufsichtsdaten können Zentralbanken die Vorteile der KI nutzen, um ihren Auftrag zur Wahrung von Preis- und Finanzstabilität noch besser zu erfüllen“,
sagte er.
Daten richtig nutzen und verstehen
Mit den Neuerungen gingen aber auch Risiken einher. Unvollständige oder fehlerhafte Daten bergen das Risiko unzuverlässiger Ergebnisse“,
warnte er. Zudem sei es riskant, sich auf Datenauswertungen ohne tiefgreifende Expertise zu verlassen. Es genüge nicht, Daten zu besitzen – sie müssten auch richtig genutzt und verstanden werden. Ein nicht zu vernachlässigendes Risiko sei auch die öffentliche Wahrnehmung von KI. Einer Allensbach-Studie zufolge bewerteten 58 Prozent der Bevölkerung den Begriff "Künstliche Intelligenz" als unsympathisch. Gerade im Sektor des Finanzwesens, in dem Vertrauen eine wichtige Rolle spielt, könnten solche Akzeptanzprobleme die Technologieeinführung deutlich behindern
, so Wuermeling.
Die BaFin Tech findet regelmäßig statt und richtet sich an Vertreterinnen und Vertreter beaufsichtigter und nicht beaufsichtigter Unternehmen der Finanzindustrie – insbesondere von Fintechs, Kreditinstituten, Versicherern und Asset-Managern. Zudem sind Beschäftigte von Soft- und Hardwareentwicklern, Technologiedienstleistern sowie Fachleute aus der Wissenschaft und von Verbänden angesprochen.