Joachim Wuermeling während der "Online-Veranstaltung: Covid-19 und die Auswirkungen auf die deutschen Banken" ©Nils Thies

Wuermeling: Aufsichtliche Reformen seit der letzten Krise Gold wert Covid-19 und die Auswirkungen auf die Banken in Deutschland – Online-Veranstaltung

Nach Ansicht von Bundesbankvorstand Joachim Wuermeling ist die Lage im Bankensektor gegenwärtig stabil. Überschusskapital und aufsichtliche Kapitalpuffer stehen zur Ausweitung der Kreditvergabe und gegebenenfalls auch für Risikovorsorge zur Verfügung. „Das operative Geschäft und die Kreditvergabe funktionierten bisher ohne wesentliche Einschränkungen", erklärte Wuermeling bei einer Online-Konferenz mit über 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wuermeling nutzte die Konferenz auch, um den Banken für ihren Einsatz besonders bei der Ausreichung von KfW-Krediten zu danken. 

Der gemeinsame Fokus müsse nun darauf liegen, die Stabilität im Finanzsektor zu erhalten. „Die aktuelle Krise zeigt, dass wir als Aufsicht die richtigen Lehren aus der letzten Krise gezogen haben. Viele, von den Banken zum Teil heftig kritisierte, Maßnahmen erweisen sich jetzt als Gold wert“, sagte Wuermeling. Dies erlaube in der jetzigen Krisensituation aufsichtliche Flexibilität, ohne das Stabilitätsziel aus den Augen zu verlieren.

Die Digital-Konferenz diente dem Austausch mit Banken, Politik und Aufsicht: Zugeschaltet waren verschiedene Sprecherinnen und Sprecher aus ganz Deutschland. 

Aufzeichnung der Konferenz

Kreditrisiken im Fokus

Besonders in den Blick nehmen müsse die Bankenaufsicht die Kreditrisiken, die voraussichtlich ab dem dritten Quartal vermehrt schlagend werden. Momentan sind diese Risiken nach Einschätzung von Wuermeling aber beherrschbar. „Wir wissen nicht, wie sich der Wertberichtigungsbedarf entwickelt. Das verfügbare Kapital ist aber ausreichend, um Wertberichtigungsquoten, wie wir sie 2003 im Gefolge der DotCom-Blase oder 2009 gesehen haben, im Aggregat zu decken“, so Wuermeling. Jedoch warnte er vor einer „blinden Kreditvergabe“ in Corona-Zeiten: „Auch wenn die Kreditvergabe aktuell schnell und effizient laufen muss, ist für uns als Aufsicht klar: Das Vorsichtsprinzip bei der Kreditvergabe muss weiterhin gelten.“ Es sollten keine „Altlasten“ geschaffen werden, mit denen sich Banken womöglich weit in die Zukunft herumschlagen müssten. 

Weidmann: Banken besser aufgestellt

Auch Bundesbankpräsident Jens Weidmann sieht die Banken besser aufgestellt als vor der Finanzkrise 2008. „Es wurden Lehren aus der Krise gezogen. Insbesondere wurde den Banken mehr Eigenkapital verordnet“, so Weidmann bei derselben Veranstaltung. In Deutschland habe sich die Kernkapitalquote der Banken seither etwa verdoppelt: von gut 8 Prozent im Jahr 2006 auf 16,5 Prozent Ende vergangenen Jahres. Davon würden die Institute jetzt profitieren und könnten mögliche Verluste besser verkraften. Ein wichtiger Unterschied sei auch, dass diesmal anders als in der Finanzkrise vor gut zehn Jahren Banken und Finanzmärkte nicht Ausgangspunkt der Krise seien.

Bankensektor nach Corona

Auf die Frage nach der nachhaltigsten Veränderung des Bankensektors durch die Corona-Krise entschied sich die Mehrheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einer Online-Umfrage für eine beschleunigte Digitalisierung des Bankgeschäfts. Wuermeling betonte, dass auch andere Herausforderungen wie Niedrigzinsen oder geringe Rentabilität nicht abgenommen haben. Er zeigte sich sicher: „Die Struktur des Bankensektors wird sich verändern – eventuell schneller als vor der Krise angenommen.“