Wie entstehen die TARGET2-Salden?
Über das Zahlungssystem TARGET2 wird in der Währungsunion grenzüberschreitend Zentralbankgeld übertragen. Fließen beispielsweise einer deutschen Geschäftsbank Gelder aus dem Ausland zu, läuft diese Zahlung über die entsprechenden nationalen Zentralbanken auf das Konto der Geschäftsbank bei der Bundesbank. Der Bundesbank entsteht in diesem Fall eine Verbindlichkeit gegenüber der deutschen Geschäftsbank, gleichzeitig erwirbt sie eine Forderung gegenüber der sendenden nationalen Zentralbank. Diese wiederum belastet das Konto der sendenden Geschäftsbank.
Die jeweiligen Forderungen und Verbindlichkeiten aller nationalen Zentralbanken werden am Ende jedes Geschäftstages an die EZB übertragen und dort miteinander verrechnet. Eine Zentralbank mit einer Forderung gegenüber der EZB hat einen "positiven" TARGET2-Saldo, eine Zentralbank mit einer Verbindlichkeit einen "negativen" Saldo. Vor Ausbruch der Finanzkrise waren diese Salden weitgehend ausgeglichen. In der Krise schwand jedoch das Vertrauen der Märkte in die Staatsfinanzen und Bankensysteme einiger Länder. Private Finanzierungsquellen versiegten fast vollständig. Geschäftsbanken liehen das ihnen zugeflossene Geld am Interbankenmarkt nicht mehr aus, sondern legten es bei den Zentralbanken des Eurosystems an. Die Banken in krisengeschwächten Staaten dagegen besorgten sich in großem Umfang Geld über das Eurosystem, um ihren Liquiditätsbedarf zu decken. Dadurch haben die Peripherieländer bis zum Oktober 2012 TARGET2-Verbindlichkeiten in Höhe von rund 1 Billion Euro aufgebaut.