Weltbankpräsident: Zugang zu Kapital entscheidend bei Lösung globaler Probleme
Die Welt steht nach Ansicht von Weltbankpräsident Jim Yong Kim vor drei zentralen Herausforderungen, denen sie sich in den kommenden Jahren stellen muss. Als entscheidenden Erfolgsfaktor bei der Lösung der Probleme nannte er bei einer Rede an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main den Zugang zu Kapital.
Die erste große Herausforderung sei, die extreme Armut in der Welt in den kommenden 15 Jahren zu beenden, sagte Kim, der auf Einladung der Bundesbank sprach. Das zweite sei die Vorbereitung auf die nächste Pandemie, die "noch tödlicher sein könnte als in den vergangenen Jahren".
Als drittes zentrales Problem nannte er die Bekämpfung des Klimawandels, um den Planeten für die künftigen Generationen zu erhalten. Für manche würden diese Herausforderungen als unlösbar gelten und auch ihn ließen sie nicht schlafen, sagte Kim.
Mehr Steuereinnahmen
Bei Finanzierungsfragen zur Bekämpfung extremer Armut stünden Entwicklungsländern heute mehr Optionen offen als früher. Zunächst müssten die Staaten verstärkt die heimischen Ressourcen nutzen, insbesondere indem sie ihre Steuereinnahmen erhöhten. So würden beispielsweise in einigen Ländern Unternehmen große Gewinne machen, aber dort keine Steuern zahlen. Die Staaten arbeiteten zudem daran, die umfangreichen illegalen Finanzströme aus ihren Ländern zu stoppen. Kim rief dazu auf, die Länder dabei zu unterstützen, diese Form der Korruption zu beenden und dafür zu sorgen, dass das Geld in bessere öffentliche Leistungen investiert wird. Außerdem sei es wichtig zu beachten, dass Entwicklungshilfe in vielen Fällen einen größeren Effekt habe, wenn Investitionen der Privatwirtschaft gefördert würden, vor allem in Ländern mit niedrigem Einkommen.
Kapital ist nach Ansicht von Kim ausreichend vorhanden, um extreme Armut zu bekämpfen; es sei nun die Aufgabe von Institutionen wie der Weltbank – zusammen mit dem Finanzsektor – dafür zu sorgen, dass es auch entsprechend eingesetzt werde. Im Rückblick auf 50 Jahre Weltbank-Erfahrung könne die Strategie zur Beendigung der extremen Armut in drei Worten zusammengefasst werden: "Wachsen, investieren und versichern", so der Weltbankpräsident.
Arbeitsplätze schaffen
"Volkswirtschaften müssen wachsen, Volkswirtschaften müssen Arbeitsplätze schaffen
", sagte Kim. Das ist seiner Ansicht nach der beste Weg, um Armut zu senken. In den vergangenen 20 Jahren seien über Zweidrittel der Erfolge in der Armutsbekämpfung darauf zurückzuführen, dass Wachstum zu mehr Arbeitsplätzen geführt habe.
Investiert werden muss Kim zufolge vor allem in die Ausbildung und die Gesundheit von Menschen, am besten bereits im Kindesalter. Studien hätten gezeigt, dass eine bessere Gesundheit durchschnittlich zu einem Wachstum von 25 Prozent des Einkommens geführt habe, so Kim. Auch die Investition in die Ausbildung von Kindern sei wichtig: Daten zeigten, dass eine gute Ausbildung von Jugendlichen im Alter von 15 oder 16 Jahren direkte Auswirkungen auf das mittel- und langfristige ökonomische Wachstum habe.
Katastrophenschutz ausweiten
Menschen abzusichern sei der abschließende Teil der Strategie, sagte Kim. Er forderte, dass Regierungen soziale Sicherungssysteme anbieten, um Menschen vor extremer Armut in Notsituationen zu bewahren. Sicherungsnetze müsse es auch geben, um vor Katastrophen und einer schnellen Ausbreitung von Krankheiten zu schützen.
So habe Ebola gezeigt, dass die Welt völlig unvorbereitet für große Pandemien sei. "Und Ebola ist ein Virus, der sich langsam bewegt"
, sagte der Weltbank-Präsident. Er warnte, dass die nächste Pandemie tödlicher und schneller sein könne.
Kim wies darauf hin, dass auch bei der Bekämpfung von Pandemien der Zugang zu Kapital der maßgebliche Schlüssel sei. Entsprechend arbeite die Weltbank mit Partnern gemeinsam daran, ein neues Konzept für schnelle finanzielle Hilfen im Falle eines Ausbruchs bereitstellen zu können. Dabei würden private und öffentliche Hilfen und die Mechanismen der Versicherungsunternehmen schneller aktiviert werden.
Finanzielle Anreize setzen
Im Hinblick auf die dritte Herausforderung, den Klimaschutz, unterstrich Kim die Notwendigkeit, die Reduktion der Treibhausgasemissionen vehementer zu verfolgen und die sogenannte Dekarbonisierung der Weltwirtschaft voranzutreiben. Finanzielle Anreize zum Klimaschutz, wie etwa eine Steuer auf CO2, seien für ihn unabdingbar, um das Verhalten nachhaltig zu beeinflussen.
Der Weltbankpräsident begrüßte es, dass gerade die beiden letzteren Herausforderungen – Pandemien und Klimaschutz – auch beim jüngsten G-7 Gipfel unter der Führung von Bundeskanzlerin Angela Merkel diskutiert worden seien.
Die Welt müsse konkrete Maßnahmen weiter vorantreiben, wenn die drei scheinbar unlösbaren Herausforderungen gelöst werden sollten, sagte Kim und zitierte den Namensgeber der Frankfurter Universität, Johann Wolfgang von Goethe: "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun."
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