Weidmann weist IWF-Forderungen zurück

Bundesbankpräsident Jens Weidmann (links) und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ©picture alliance / AP Photo

Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat im Anschluss an die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington D.C. ein grundsätzlich positives Konjunkturbild für die Weltwirtschaft gezeichnet. "Auch wenn das globale Wachstum von 3 Prozent in diesem und 3,5 Prozent im nächsten Jahr als eher verhalten bezeichnet werden kann, sehe ich keinen Grund für übertriebenen Konjunkturpessimismus", sagte Weidmann am Samstag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Gerade mit Blick auf den Euro-Raum wies er darauf hin, dass auch die jüngste Stabsprojektion der Europäischen Zentralbank (EZB) gezeigt habe, dass der Wirtschaftsaufschwung anhalte und zugleich ein allmählicher Anstieg der Inflation zu beobachten sei. Den Projektionen der EZB zufolge wird sich die Inflation im gemeinsamen Währungsraum bis Ende 2018 wieder in dem Bereich bewegen, der weitgehend mit der EZB-Definition von Preisstabilität – knapp zwei Prozent Teuerung – übereinstimmt. Im September belief sich die Teuerung im Euro-Raum auf lediglich 0,4 Prozent.

Internationale Ausstrahlungseffekte zusätzlicher fiskalischer Impulse gering

Mit Blick auf Deutschland sprach Weidmann von einer "weiterhin recht kräftigen konjunkturellen Grundtendenz". Dabei sei für das zweite Halbjahr 2016 zwar eine leichte Abflachung des Wachstums zu erwarten, alles in allem bleibe das Wachstum aber "solide". In ihrer letzten Prognose hatte die Bundesbank für dieses Jahr ein reales Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent vorhergesagt, nach 1,8 Prozent im vergangenen Jahr. Weidmann unterstrich vor diesem Hintergrund, dass er wegen des soliden wirtschaftlichen Ausblicks derzeit auch keinen Grund sehe, "noch stärkere Anstrengungen zu unternehmen, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln". Forderungen des Internationalen Währungsfonds, Deutschland müsse fiskalpolitisch drauflegen, um damit auch für weltwirtschaftliche Impulse zu sorgen, wies Weidmann zurück. "Es wäre absurd anzunehmen, dass eine expansivere Ausrichtung der Fiskalpolitik die vermeintlich angezogene Handbremse der Weltwirtschaft lösen würde", erklärte Weidmann. Dazu, so der Bundesbankpräsident, seien die Ausstrahlungseffekte auf andere Länder zu gering.

Warnung vor Protektionismus

Einig war sich Weidmann hingegen mit dem IWF hinsichtlich der Warnungen vor den Folgen der aufkommenden Tendenzen, die Liberalisierung des Welthandels zurückzudrehen. "Ich stimme dem Fonds zu, wenn er vor einem stärkeren Umgreifen einer Politik des sich Abschottens warnt und darauf hinweist, dass grenzüberschreitender Handel und internationale Arbeitsteilung einen wichtigen Beitrag zu unserem Wohlstand leisten", so der Bundesbankpräsident.