Weidmann steht digitalem Zentralbankgeld skeptisch gegenüber

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat auf die Gefahren von digitalem Zentralbankgeld hingewiesen und zur Vorsicht gemahnt: „Die Einführung digitalen Zentralbankgeldes sollte auf jeden Fall wohlüberlegt sein“, sagte Weidmann beim Zahlungsverkehrssymposium der Bundesbank in Frankfurt am Main. Digitales Zentralbankgeld für jedermann könne die Geschäftsmodelle von Banken grundlegend verändern. Zudem wies er auf die Gefahren für die Finanzstabilität hin. „Die Finanzstabilität wäre im Krisenfall womöglich stärker gefährdet als heute“, so Weidmann. Denn mit digitalem Zentralbankgeld gebe es eine zusätzliche, sehr liquide und sichere Anlagealternative. Sowohl „Flucht in Sicherheit“ im Allgemeinen als auch  ein „Bank Run“ im Speziellen könnten dann schneller und in größerem Umfang ablaufen als in der Vergangenheit.  

Mersch: Bitcoin und Krypto-Assets eignen sich nur zu Spekulationszwecken

EZB-Direktoriumsmitglied Yves Mersch ging in seiner Rede auf Krypto-Token wie Bitcoin ein und wies darauf hin, dass diese „selbsternannten Währungen“ sich nur zu Spekulationszwecken eignen würden. „Bitcoin und andere Krypto-Assets nehmen für sich in Anspruch, weder Vertrauen noch den Rückhalt einer souveränen Instanz zu benötigen“, so Mersch. Es habe sich herausgestellt, dass diese selbsternannten Währungen, ihren Zweck nicht erfüllten und gut umgesetzte Zentralbankmaßnahmen nach wie vor die einzige solide Grundlage für Stabilität seien.

Mehr Europäisches Handeln und Denken

Mersch nahm in seiner Rede Bezug auf den enormen Wettbewerb zwischen Zahlungsdienstleistern weltweit. „Dass Europa seine Reihen geschlossen hält, ist umso wichtiger in Zeiten, in denen die globalen Zahlungsverkehrsmärkte im Umbruch sind“, so Mersch. „Weitere Zusammenschlüsse gewichtiger Zahlungsabwickler werden Einfluss auf Europa haben“, sagte er mit Blick auf weitere zu erwartende Fusionen wie zuletzt in den USA, um Skaleneffekte zu erreichen. Auch Burkhard Balz, Bundesbank-Vorstandsmitglied und verantwortlich für den Zentralbereich Zahlungsverkehr, forderte in seiner Rede mehr europäisches Handeln und Denken deutscher Anbieter. „Um mithalten zu können, ist es für deutsche Anbieter unerlässlich, die europäische Dimension bei jeder Neukonzeption mit zu berücksichtigen“, sagte Balz. Die Bundesbank unterstütze dabei Überlegungen, etablierte Zahlungsmittel wie die girocard für den europaweiten Zahlungsverkehr aufzuwerten. „Das ist aber nur der Anfang. Es müssen weitere Schritte hin zu europäischen Lösungen erfolgen, die effizient und global konkurrenzfähig sind“, so Balz. Dabei könnten zum Beispiel in einem ersten Schritt grenzüberschreitende Kartenzahlungen schon bald über die neuen Instant Payment-Kanäle erfolgen.

Verhaltene Nutzung von Instant Payments

Allerdings würden Banken bisher Echtzeitzahlungen eher verhalten nutzen, so Weidmann. „Wünschenswert wäre jedoch, schneller die kritische Masse bei Instant Payments zu erreichen“, sagte der Bundesbank-Präsident. Auf mittlere Sicht dürften die Systeme für Echtzeitzahlungen innerhalb Europas zum Standard werden.