Wachstumsdelle im ersten Quartal
Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal 2018 nicht mehr so stark gewachsen wie im letzten Vierteljahr 2017. Nach Einschätzung der Bundesbank ist zwar damit zu rechnen, dass sich die Hochkonjunktur in Deutschland trotz der Wachstumsdelle fortsetzt. "Allerdings hat sich die konjunkturelle Grunddynamik möglicherweise früher als erwartet auf ein Expansionstempo nur noch leicht oberhalb des Potenzialwachstums abgeschwächt"
, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen im aktuellen Monatsbericht Mai.
So legte das reale Bruttoinlandsprodukt im ersten Vierteljahr 2018 laut Statistischem Bundesamt saison- und kalenderbereinigt lediglich um 0,3 Prozent gegenüber dem letzten Quartal 2017 zu. Dies führen die Bundesbank-Fachleute zum Teil auf Sondereffekte zurück. So wird der wegen der starken Grippewelle außergewöhnlich hohe Krankenstand in den Wintermonaten die wirtschaftliche Aktivität gehemmt haben. Außerdem dürften die Rückgänge bei Exporten und Staatskonsum vorübergehend bleiben. Die Industrie fiel als konjunkturelle Triebfeder aus, da die Exporte rückläufig waren. Das Baugewerbe kämpfte weiter mit Kapazitätsengpässen und konnte seine Produktion trotz hoher Nachfrage wohl kaum ausweiten. Die unternehmensnahen Dienstleistungsbranchen dürften dagegen ihre Aufwärtsbewegung fortgesetzt haben, heißt es im Bericht.
Privater Verbrauch zieht an
Das verhaltene Wachstum stützte sich laut Bundesbank vor allem auf die Investitionen und den privaten Konsum. So weiteten die Unternehmen ihre Investitionen in neue Ausrüstungen dem Bericht zufolge auch nach der Jahreswende aus. Die Lieferung von Investitionsgütern aus dem Ausland sei zwar deutlich zurückgegangen, die Umsätze der heimischen Investitionsgüterhersteller im Inlandsgeschäft seien jedoch erheblich gestiegen.
Der private Verbrauch sei nach der Schwächephase in der zweiten Jahreshälfte 2017 wieder auf Expansionskurs. So signalisiere die kräftig gestiegene Zahl der Kfz-Zulassungen von privaten Haltergruppen, dass die Autohändler ein beträchtliches Umsatzplus verbuchen konnten. Auch das Gastgewerbe florierte, während die Entwicklung im Einzelhandel verhaltener ausgefallen sei.
Sehr günstige Lage am Arbeitsmarkt
Positiv bewerten die Bundesbank-Ökonominnen und -Ökonomen auch die Lage sowie die Aussichten am Arbeitsmarkt. Die Zahl der Beschäftigten stieg im ersten Quartal 2018 saisonbereinigt um 196.000 Personen oder 0,4 Prozent. "Die insgesamt sehr günstige Entwicklung wird allein durch die Ausweitung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung getragen"
, betonen sie. Sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Baugewerbe falle das höhere Tempo des Beschäftigungsaufbaus auf.
Die sehr gute Lage am Arbeitsmarkt wirke sich inzwischen stärker auf die Tarifabschlüsse aus, schreiben die Fachleute. Für die Abschlüsse im Öffentlichen Dienst und der Metall- und Elektroindustrie ergebe sich ein Lohnplus von rund 3 bis 3 ¼ Prozent pro Jahr.
Die Verbraucherpreise stiegen zu Jahresbeginn recht kräftig. Sie legten saisonbereinigt um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu. "Dies lag vor allem an den Dienstleistungen, die sich – teilweise auch bedingt durch die frühe Lage von Ostern – im ersten Jahresviertel sehr viel stärker verteuerten"
, heißt es im Bericht. Zudem seien die Mieten etwas stärker angehoben worden. Gegenüber dem Vorjahr verminderte sich der Anstieg der Verbraucherpreise allerdings von 1,6 Prozent auf 1,3 Prozent.
Stärkeres Wachstum erwartet
Für das Frühjahr rechnen die Expertinnen und Experten der Bundesbank wieder mit einem stärkeren Wirtschaftswachstum, auch wenn die hohen Zuwachsraten des vergangenen Jahres wohl nicht erreicht werden. Sondereffekte wie die Grippewelle fielen weg, und die Auftragslage der Industrie bleibe trotz der zuletzt gesunkenen Auftragseingänge sehr günstig. Die Exporte dürften sich erholen und das Verarbeitende Gewerbe könnte daher als wichtige konjunkturelle Triebkraft wieder stärker zum Tragen kommen. Der private Verbrauch dürfte aufgrund der guten Arbeitsmarktentwicklung und zunehmender Lohnsteigerungen merklich zulegen, heißt es im Bericht.
Wie die Bundesbank im Monatsbericht schreibt, hat sich das Stimmungsbild in der deutschen Wirtschaft dagegen verschlechtert. So sank der ifo-Geschäftsklimaindex im April zum fünften Mal in Folge. Das Geschäftsklima befindet sich laut Bundesbank-Fachleuten aber immer noch auf weit überdurchschnittlichem Niveau. Nach ihrer Einschätzung könnten Sorgen über Protektionismus im Welthandel und geopolitische Spannungen den Optimismus der Wirtschaftsakteure gedämpft haben.