Thema Inflation: Internationaler Austausch über strukturelle Veränderungen bei der Bundesbank-Frühjahrskonferenz
Um „Strukturelle Veränderungen und die Auswirkungen auf die Inflation“ ging es in diesem Jahr auf der Frühjahrskonferenz des Forschungszentrums der Bundesbank in Eltville. Zu diesem Thema diskutierten zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Zentralbanken, Universitäten und anderen Institutionen aus dem In- und Ausland – beispielsweise von der Harvard Universität sowie der Europäischen Zentralbank.
Die Konferenz wurde gemeinsam von der dänischen Zentralbank, Danmarks Nationalbank, und der Zentralbank von Norwegen, der Norges Bank, sowie der Bundesbank organisiert. Sie ermöglichte zahlreichen Forschenden die Vorstellung aktueller Erkenntnisse und Ergebnisse sowie einen intensiven wissenschaftlichen Austausch. So drehten sich die Vorträge und Diskussionen bei der Konferenz unter anderem um die Ungleichheit von Konsum im digitalen Zeitalter und die Frage, wie Haushalte auf Inflationserwartungen reagieren.
Der Leiter des Forschungszentrums, Falko Fecht, begrüßte die Teilnehmenden. Bundesbankpräsident Joachim Nagel sendete eine Videobotschaft.
Nagel stellt preistreibende Entwicklungen heraus
Er sei sehr froh darüber, dass die Konferenz dieses Thema in den Fokus stelle, sagte Nagel. Er selbst sei nicht davon überzeugt, dass die niedrigen Inflationsraten des vergangenen Jahrzehnts zurückkehren würden.
Zum einen könnten geopolitische Unsicherheiten zu zusätzlichem Preisdruck führen. Wir haben gerade erst schmerzlich erfahren, dass kosteneffiziente globale Produktionsketten und Handelsstrukturen plötzlich zum Erliegen kommen können
, so Nagel. Es mache natürlich keinen Sinn, vollständig auf die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung zu verzichten. Um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, erscheine jedoch eine gewisse Risikoreduktion sinnvoll − vor allem bei strategisch wichtigen Gütern.Dabei sollte uns bewusst sein, dass eine größere Lieferkettensicherheit aller Wahrscheinlichkeit nach mit einem gewissen zusätzlichen Preisdruck einhergeht.
Demografischer Wandel beeinflusst die Inflation
Auch der demografische Wandel könnte die Entwicklung der Inflation beeinflussen.Mittlerweile tritt in den Industrieländern mehr und mehr ein Arbeitskräftemangel zutage
, sagte Nagel. Das sogenannte Erwerbspersonenpotenzial werde ab 2026 jedes Jahr um durchschnittlich 80 000 Personen sinken. Diese Entwicklung könne zu einem dauerhaft höheren Lohnwachstum und als Nebeneffekt zu einer höheren Inflation führen.
Der Bundesbankpräsident ging zudem auf die notwendige Dekarbonisierung von Volkswirtschaften ein. Der Klimawandel hat bereits beträchtliche Schäden verursacht
, sagte Nagel.
Und die tiefgreifende Umstrukturierung der Wirtschaft, die eine Dekarbonisierung nach sich ziehe, könnte zu Inflationsdruck führen. Ganz klar ist der Einfluss der Dekarbonisierung auf die Inflation jedoch nicht. So können klimapolitische Maßnahmen auch preissenkend wirken.
Das Zusammenspiel der drei aufgeführten strukturellen Entwicklungen könnte zu einer Art geldpolitischen Optimalpunkt führen, sagte Nagel abschließend. Die Inflation läge dann bei rund 2 Prozent und das Zinsniveau wäre nicht zu hoch, hätte aber ausreichend Abstand zur effektiven Zinsuntergrenze. Sollte sich der Preisdruck jedoch mittelfristig stärker erhöhen, müssen wir Gegenmaßnahmen ergreifen
, so Nagel.
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