Sveiki atvykę - herzlich willkommen! Litauen, das neueste Mitglied im Euro-Raum
Der Euro-Raum ist seit Anfang des Jahres um ein Mitglied reicher: Nach Estland und dem direkten Nachbarn Lettland hat nun auch Litauen den Euro eingeführt. Hauptstadt des Landes ist Vilnius, wo rund eine halbe Million Menschen leben. Sie ist nicht nur die größte, sondern auch eine der ältesten Städte des Landes und einen Besuch wert: Die historische Altstadt von Vilnius gehört seit 1994 zu den Weltkulturerben der Unesco.
Litauen ist für westliche Touristen noch eine eher unbekannte Region innerhalb der Europäischen Union. Dabei schätzte schon der Schriftsteller Thomas Mann die Dünenlandschaften an der Ostseeküste, wo der Literaturnobelpreisträger Anfang der 1930er Jahre ein Sommerhaus besaß.
Das Land mit rund 3 Millionen Einwohnern ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Union. Die große Mehrheit der Bevölkerung unterstützte den EU-Beitritt: Im Jahr 2003 haben rund 90 Prozent der Litauer diesem Vorhaben in einem Referendum zugestimmt. Außer an Lettland grenzt Litauen an Polen, Weißrussland und die russische Exklave Kaliningrad.
Die europäische Einheitswährung hat den Litas abgelöst, der davor als gesetzliches Zahlungsmittel diente. Vor der Umstellung wurde der Kurs auf rund 3,45 Litas für 1 Euro festgelegt. Litauen ist das 19. Land des Währungsraums. Bereits 2007 wollte das bevölkerungsreichste Land des Baltikums den Euro einführen, doch damals erfüllte es die Beitrittskriterien noch nicht. Die Europäische Kommission und die Europäische Zentralbank (EZB) hatten damals eine zu hohe Inflation bemängelt. Seitdem hat Litauen seine Wirtschaft reformiert. Estland hat den Euro bereits im Jahr 2011 eingeführt, beim Nachbar Lettland gilt er seit Januar 2014.
Dynamisches Wachstum
Damit sind nun alle baltischen Länder Mitglied des Euro-Raums, die 1990 und 1991 ihre Unabhängigkeit von der zerfallenden Sowjetunion zurückerlangt haben. Für Litauen begann danach eine Phase großer wirtschaftlicher und politischer Umwälzungen. In den ersten Jahren nach der Unabhängigkeit im Übergang zwischen der sowjetischen Plan- zur Marktwirtschaft ging die Produktion in der litauischen Industrie und Landwirtschaft stark zurück. Die Arbeitslosigkeit stieg zeitweise auf über 20 Prozent und die Inflation erreichte weit über 1 000 Prozent. Der internationale Währungsfonds und die Weltbank halfen mit Krediten und begleiteten das Land bei wichtigen Wirtschaftsreformen. Heute gehört Litauen zu den Mitgliedsländern der Europäischen Union, die am dynamischsten wachsen. Im Jahr 2013 wuchs die litauische Wirtschaft um 3,4 Prozent, 2014 dürfte das Wachstum sogar noch etwas stärker gewesen sein. Die Industrie trägt rund 21,5 Prozent zum litauischen Bruttoinlandsprodukt bei. Wichtige Industriezweige sind die Chemieindustrie, die Lebensmittelproduktion und die Verarbeitung forstwirtschaftlicher Erzeugnisse.
Stresstest der EZB bestanden
Mit dem Beitritt Litauens in den Euroraum hat die EZB im Januar 2015 auch die direkte Aufsicht über die größten litauischen Banken übernommen. Um dies vorzubereiten nahmen die drei größten litauischen Kreditinstitute SEB bankas, Swedbank und DNB bankas auch bereits an der umfassenden Bewertung der Bankbilanzen im Jahr 2014 teil. Alle drei bestanden die Überprüfung ohne Nachforderungen der EZB.