Studie untersucht Auswirkungen der Pandemie auf Konsumabsichten und Erwartungen privater Haushalte
Private Haushalte sind durch die Covid19-Pandemie zurückhaltender mit geplanten Ausgaben geworden. Auch bei ihrem Einkommen befürchten viele künftig Einbußen. Das sind erste Ergebnisse, die die Bundesbank in zwei Forschungspapieren veröffentlicht hat.
Die Ergebnisse beruhen auf einer Online-Befragung der Bundesbank. Bei der Befragung, die erstmals im Rahmen einer Pilotstudie im Frühjahr 2019 durchgeführt wurde, werden Privatpersonen unter anderem zu ihren Erwartungen hinsichtlich der Inflation und ihrem Einkommen sowie zu ihren geplanten Ausgaben befragt. Mit Beginn der Pandemie wurden die Befragungen mit Blick auf mögliche Auswirkungen auf die Konsumgewohnheiten und Erwartungen der befragten Haushalte erweitert und finden seither monatlich statt. Im Mai 2020 hat die Bundesbank 2.033 Haushalte in Deutschland befragt.
Zurückhaltung bei geplanten Ausgaben
Wie sich die Corona-Pandemie auf die Konsumabsichten privater Haushalte auswirkt, haben René Bernard, Panagiota Tzamourani und Michael Weber in einem Research Brief auf Basis der Pilotstudie dargelegt. Demnach planen die meisten Haushalte zwar in den kommenden zwölf Monaten genauso viel auszugeben, wie in den vorangegangenen zwölf Monaten. Gleichzeitig sei aber der Anteil derjenigen zurückgegangen, die mehr ausgeben wollen. Auch der Anteil derer, die ihre Ausgaben reduzieren wollen, sei in einigen Ausgabenkategorien gestiegen. Grund für diese Entwicklung seien pandemiebedingte Einkommensverluste sowie höhere Inflationserwartungen, schreiben die Autorinnen und Autoren. Laut der Befragung erlitten mehr als 40 Prozent der Haushalte Einkommenseinbußen oder sonstige finanzielle Verluste aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Maßnahmen.
Die sogenannte marginale Ausgabenneigung der Haushalte habe sich während der Coronakrise hingegen bislang nicht verändert. Gemeint ist damit die Frage, was die Haushalte mit einem zusätzlichen, unerwarteten Einkommen tun würden. Der Befragung zufolge würde fast die Hälfte einer unerwarteten Einmalzahlung in Höhe des monatlichen Haushaltseinkommens für Ge- oder Verbrauchsgüter ausgegeben werden. Eine Befragung der Bundesbank aus dem Jahr 2017 war zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen.
Haushalte schätzen künftiges Einkommen geringer ein
Viele Befragte gehen davon aus, dass das Einkommen ihres Haushalts aufgrund der Pandemie und ihrer Folgen sinken wird. So erwarten Personen in einem Beschäftigungsverhältnis, dass ihr Nettoeinkommen in den kommenden zwölf Monaten durchschnittlich um 115 Euro sinken wird. Hier zeigen sich allerdings große Unterschiede: Während etwa 20 Prozent der befragten Personen einen Rückgang von weniger als 250 Euro erwarten, gehen 12 Prozent von einer Verringerung zwischen 250 und 500 Euro aus. Gut 9 Prozent rechnen mit einem noch stärkeren Rückgang ihres Einkommens.
Keine positivere Erwartung durch zusätzliche Informationen
In einem zweiten Research Brief legen die Autorinnen und Autoren Olga Goldfayn-Frank, Georgi Kocharkov und Michael Weber dar, wie sich diese und andere Erwartungen verändern, wenn die Haushalte über politische Maßnahmen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie informiert werden. Dazu gehören zum Beispiel die Ankündigung des EZB-Anleihekaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) oder die Ankündigung eines Hilfspakets der Bundesregierung. Obwohl diese Maßnahmen expansiv ausgerichtet sind und damit die Haushalte optimistischer in Bezug auf ihre Einkommenssituation stimmen sollten, finden die Fachleute keinen Zusammenhang zwischen zusätzlichen Informationen und den Erwartungen zum künftigen Einkommen. Hinsichtlich der Erwartungen zur künftigen Wirtschaftsentwicklung zeige sich sogar ein gegenteiliger Zusammenhang: Personen, die über Informationen zu Hilfsmaßnahmen verfügten, schätzten das künftige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts geringer ein als jene, denen diese Informationen vorenthalten wurden.
Neue Publikationsreihe
Einzelheiten zur Erhebungsmethodik sowie zum Design der Pilotstudie von 2019 hat die Bundesbank in einem Technical Paper veröffentlicht. In der neu geschaffenen Publikationsreihe werden künftig technische oder methodische Beiträge veröffentlicht.