Monatsbericht: Inflationsrate dürfte vorerst weiter zunehmen
Die Inflationsrate hierzulande hat sich von 3,4 Prozent im August 2021 auf 4,1 Prozent im September ausgeweitet. Und die Bundesbank geht von weiter steigenden Inflationsraten in Deutschland aus. „Insgesamt dürfte die Teuerungsrate noch weiter zunehmen, bevor sie im kommenden Jahr allmählich zurückgeht“,
schreiben die Volkswirtinnen und Volkswirte im aktuellen Monatsbericht. Grund für diese Entwicklung sei unter anderem ein sogenannter Basiseffekt aufgrund der temporären Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020. Damals hatte die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz für ein halbes Jahr verringert, um die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise abzufedern und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Da die Inflationsrate die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahr angibt, liegt sie nun höher, denn sie vergleicht mit den damals durch die Mehrwertsteuersenkung deutlich niedrigeren Preisen.
Laut dem Bericht schwächte sich zusätzlich ein statistischer Sondereffekt ab, der die Preisentwicklung in den beiden Vormonaten noch merklich gedämpft hatte. Der Effekt gehe auf eine coronabedingt recht starke Anpassung einiger Gewichte im Warenkorb des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) zurück. Diese waren für das Jahr 2021 an die Konsumgewohnheiten des Vorjahres angepasst worden. So spielten beispielsweise Pauschalreisen im Jahr 2020 eine weniger wichtige Rolle, weshalb ihr Gewicht zum Jahreswechsel reduziert wurde. Der Sondereffekt dämpfe die Inflationsrate auch im laufenden Monat nur noch leicht, heißt es im Bericht. Im November werde er sich dann etwas erhöhend auswirken und im Dezember schließlich ganz entfallen.
Preise für bestimmte Industrieerzeugnisse steigen kräftig
In dem Bericht gehen die Fachleute auch darauf ein, wie sich die Preise für verschiedene Waren und Dienstleistungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher im Vergleich zum Vormonat im Einzelnen entwickelten. Die Preise für Nahrungsmittel hätten sich im September quasi nicht verändert, schreiben sie. Und auch Dienstleistungen wären im Ganzen nur geringfügig teurer geworden: Vor allem, weil ungewöhnlich kräftige Preissenkungen bei Verkehrsdienstleistungen dämpfend wirkten. Industrieerzeugnisse ohne Bekleidung und Schuhe, deren Preise üblicherweise stark schwanken, verteuerten sich dagegen weiterhin kräftig, so die Fachleute. Die Energiepreise hätten vor allem aufgrund der wieder höheren Rohölpreise zugelegt. Die Preise für Rohöl waren im September gegenüber dem Vormonat um gut 6 Prozent gestiegen, ihren Vorjahresstand hätten sie damit um 80 Prozent überschritten. „Die weiter erheblich gestiegenen Spotmarktpreise für Erdgas werden dagegen wohl erst nach dem Jahreswechsel auf die Verbraucherpreise durchschlagen“
, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen. Länger laufende Verträge sorgten dafür, dass die höheren Preise mit Verzögerungen an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben würden.
Deutsche Wirtschaft erholt sich weiter
Dem Bericht zufolge erholte sich die deutsche Wirtschaft im Sommer weiter. Die wirtschaftliche Aktivität stieg wohl noch leicht stärker als im Frühjahr. Der Grund dafür sei gewesen, dass die Dienstleistungen kräftig zulegten – beispielsweise im Gastgewerbe. Dies lag wiederum daran, dass die Corona-Schutzmaßnahmen zum Großteil entfallen waren. Engpässe bei der Lieferung von Rohstoffen und Vorprodukten hätten die Produktion in der Industrie jedoch gedämpft. „Das verhinderte einen noch stärkeren Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts“
, so die Einschätzung der Fachleute. Besonders stark sei die Automobilindustrie betroffen, die vor allem unter fehlenden Halbleitern leide. Im laufenden Quartal werde die gesamtwirtschaftliche Aktivität voraussichtlich deutlich schwächer zulegen. Der kräftige Schwung im Dienstleistungssektor dürfte erheblich nachlassen. Ein gewisses Maß an pandemiebedingten Schutzvorkehrungen bleibt wohl vorerst bestehen. Zudem dürfte das Verarbeitende Gewerbe weiter unter Lieferschwierigkeiten leiden, begründen die Volkswirtinnen und Volkswirte ihre Einschätzung. Die Wirtschaftsleistung werde daher wohl auch im Herbst ihr Vorkrisenniveau vom Schlussquartal 2019 noch verfehlen. Auch im Jahr 2021 insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt deutlich weniger zulegen als in der Juni-Projektion der Bundesbank erwartet worden war, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen.