Deutsche Wirtschaftsleistung geringfügig gewachsen
Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal 2019 nur geringfügig gewachsen. Ursächlich für die anhaltend kraftlose Entwicklung – das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal – war laut jüngstem Monatsbericht der Bundesbank die fortgesetzte Schwäche der exportorientierten Industrie. Dagegen hätten die stärker auf die Binnenwirtschaft ausgerichteten Branchen die deutsche Konjunktur abermals gestützt. Damit hielt die Zweiteilung der deutschen Konjunktur an, heißt es in dem Bericht.
Das geringe BIP-Wachstum führen die Fachleute der Bundesbank insbesondere auf die dämpfenden Impulse des Verarbeitenden Gewerbes zurück. Dagegen hätten das Baugewerbe und die unternehmensnahen Dienstleistungen ohne Handel vermutlich für positive Effekte gesorgt. Darüber hinaus legten sowohl der Einzelhandel als auch der Großhandel merklich zu. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage wurde insbesondere durch höhere private und staatliche Konsumausgaben gestützt. Zudem hätten sich auch die Exporte im Vergleich zum Vorquartal positiv entwickelt. Letzteres sei bemerkenswert, weil Exportaktivität und Industrieproduktion gewöhnlich einen recht engen Gleichlauf zeigten.
Exporte spürbar angezogen
Im Sommer 2019 stiegen sowohl die Exporte in Länder des Euro-Währungsgebiets als auch die Exporte in Drittstaaten außerhalb des Euroraums, schreibt die Bundesbank. Die Impulse aus den Drittstaaten seien allerdings ungleichmäßig verteilt: Während die Warenausfuhren in das Vereinigte Königreich sowie in die Schweiz und die OPEC-Länder florierten, schrumpften die Geschäfte mit China und den neuen Industriestaaten Asiens erheblich. Noch stärker eingebrochen seien die Exporte nach Russland, Japan und in die süd- und ostasiatischen Schwellenländer.
Industrieproduktion weiterhin rückläufig
Wie aus dem Bericht hervorgeht, ging andererseits die Industrieproduktion im Vergleich zum vorangegangenen Vierteljahr zurück und schrumpfte damit bereits das fünfte Quartal in Folge. Dabei verringerte sich sowohl die Erzeugung von Vorleistungsgütern als auch von Konsumgütern deutlich. Bei Investitionsgütern sei der Rückgang geringer gewesen und vorwiegend mit einem kräftigen Dämpfer in der Kfz-Branche zu erklären. Bereits seit Beginn der jüngsten Schwächephase der Industrie war der Rückgang in diesem Bereich überdurchschnittlich stark ausgefallen. Grund dafür sei unter anderem die weltweit schwache Nachfrage nach Kraftfahrzeugen: Seit dem vierten Quartal 2017 sei der globale Absatz um 6½ Prozent zurückgegangen. „Damit allein lässt sich der Rückgang der Zahl der in Deutschland produzierten Pkw aber nicht erklären“
, schreibt die Bundesbank. Dieser sei nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) mit saisonbereinigt gut 17 Prozent deutlich stärker. Es scheint zudem zu Verschiebungen der Produktion von Deutschland in andere EU-Staaten gekommen zu sein, schätzen die Experten. Nach Angaben des VDA sank die Pkw-Produktion deutscher Autokonzerne in Deutschland im Jahr 2018 um über 9 Prozent, während sie im gleichen Zeitraum in den übrigen Ländern der EU um gut 8 Prozent zulegte.
Nachlassende Dynamik am Arbeitsmarkt
Der deutsche Arbeitsmarkt habe sich im Sommer 2019 noch recht robust gezeigt. Die Beschäftigung nahm weiter zu, allerdings erheblich langsamer als im vergangenen Jahr, heißt es im Monatsbericht. Im dritten Quartal seien saisonbereinigt 37.000 Personen mehr beschäftigt gewesen als im vorangegangenen Quartal. Die Arbeitslosigkeit sei auf sehr niedrigem Niveau geblieben. Allerdings haben sich die Aussichten für die nächsten Monate nach Einschätzung der Bundesbank weiter verschlechtert. Das spiegele sich sowohl in den Frühindikatoren für die Beschäftigung als auch für die Arbeitslosigkeit wider.
Verbraucherpreise leicht gestiegen
Die Verbraucherpreise sind im dritten Quartal gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) saisonbereinigt um 0,3 Prozent gestiegen, schreibt die Bundesbank. Während die niedrigeren Energiepreise den Anstieg bremsten, seien die Preise für Nahrungsmittel kräftig gestiegen. Dienstleistungen hätten sich nur leicht verteuert, ebenso die Preise für Industriegüter ohne Energie und Nahrungsmittel. „Insgesamt schwächte sich die Vorjahresrate des HVPI trotzdem deutlich von 1,7 Prozent auf 1,1 Prozent ab“
, so die Fachleute. Maßgeblich hierfür war ein statistischer Sondereffekt bei den Preisen für Pauschalreisen.
Die Bundesbank geht davon aus, dass sich die aktuelle Schwächephase der deutschen Konjunktur auch im letzten Quartal 2019 fortsetzt. Allerdings sei nicht mit einer nennenswerten Verschärfung zu rechnen. Es gäbe erste Anzeichen dafür, dass sich der Abwärtstrend in der Industrie verlangsamen könnte. Die Binnenwirtschaft dürfte weiterhin für Auftrieb sorgen.